Patriarch Kyrill I. fordert in Ansprache vor dem Weltrat der russischen Völker dazu auf, sich nicht vor dem "Ende der Welt" zu fürchten
Moskau, 29.11.2024 (KAP/KNA) Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. tritt Ängsten vor einem Weltuntergang mit Blick auf den Ukraine-Krieg entgegen. Die "äußeren Ereignisse" beunruhigten "uns alle sicherlich sehr", sagte er am Donnerstag in einer Ansprache vor dem Weltrat der russischen Völker in einem Konferenzsaal der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale. "Ich möchte jedoch darauf hinweisen, dass das Schüren von Angst vor möglichen apokalyptischen Szenarien, übertriebener Alarmismus und Spekulationen über das Nuklearthema aus spiritueller Sicht nicht hilfreich sind", wird der 78-Jährige Patriarch auf der Website des Patriarchats zitiert.
Der Feind der Menschheit versuche, Verwirrung und Angst zu verbreiten, um den Willen der Menschen zu lähmen und sie leichter manipulieren zu können, so Kyrill I. Christen hätten aber keine Angst vor dem "Ende der Welt", sondern warteten auf Jesus, der das Böse vernichten werde. Das bedeute allerdings keineswegs, dass man sich zurücklehnen und dem Bösen den Sieg überlassen sollte. "Im Gegenteil, unsere irdische Berufung ist es, Krieger des Herrn zu sein und nach den Worten des Apostels gegen die Geister des Unheils zu kämpfen, dem Bösen zu widerstehen und hohe moralische Ideale zu verteidigen", berief sich der Patriarch auf den Brief von Paulus an die Epheser im Neuen Testament.
Die Konferenz des Weltrats stand unter dem Thema "Russischer Friede: Externe und innere Herausforderungen". Der Patriarch würdigte in seiner Ansprache u.a. die ausgezeichneten Beziehungen zwischen der Russisch-orthodoxen Kirche und dem Staat. Von der gegenwärtigen Situation hätten frühere Generationen nur träumen können.
Er wolle dafür auch ausdrücklich Präsident Wladimir Putin seinen Dank aussprechen, so Kyrill: "Gott gebe, dass dieser Kurs beibehalten wird, so dass die Erfahrung unseres heutigen Zusammenwirkens eine solide Grundlage für die künftige Entwicklung des Landes und für künftige dynamische, sich ständig verbessernde Beziehungen zwischen der Kirche und dem Staat bildet."
Mehrere Staaten haben Sanktionen gegen Kyrill I. verhängt, weil das Kirchenoberhaupt als wichtiger Verbündeter Putins Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine immer wieder gutheißt. Im September 2022 hatte der Patriarch russischen Soldaten versprochen, sie würden von all ihren Sünden reingewaschen, wenn sie im Krieg fallen. Das Sterben "bei der Erfüllung der militärischen Pflichten" verglich er damals mit der Opferung Jesu durch Gott. Orthodoxe Priester segnen die russischen Truppen und Waffen im Krieg gegen die Ukraine.