"Tatort" zu Missbrauch: Betroffeneninitiative rechnet mit Anfragen
29.11.202411:06
(zuletzt bearbeitet am 29.11.2024 um 12:06 Uhr)
Deutschland/Medien/Film/Kirche/Missbrauch
In der nächsten Folge der bekannten TV-Reihe geht es um das Thema Missbrauch in der katholischen Kirche - Schauspieler Möhring: Kirche hat Dreh "gut begleitet"
Berlin, 29.11.2024 (KAP/KNA) Der deutsche Missbrauchsbetroffene Matthias Katsch erhofft sich von der aktuellen Folge der TV-Reihe "Tatort" eine Ermutigung für andere Betroffene, sich Hilfe zu suchen. Er rechnet auch mit mehr Beratungsanfragen bei der Betroffeneninitiative "Eckiger Tisch", wie er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Freitag sagte. Katsch ist Sprecher des Vereins mit Sitz in Berlin.
Bei der "Tatort"-Folge "Schweigen" mit dem Schauspieler Wotan Wilke Möhring, die am Sonntagabend von ARD und ORF ausgestrahlt wird, geht es um Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche. Katsch warb dafür, dass Katholiken und Katholikinnen die Bischöfe zu mehr Aufarbeitung von Missbrauch drängen.
"Ausgesprochen gelungen"
Katsch, der die "Tatort"-Folge bereits sehen konnte, betonte, als Betroffener halte er sie für ausgesprochen gelungen. Sie kondensiere in einer nachvollziehbaren, fiktiven Handlung viele tausend Fälle sexuellen Missbrauchs durch Priester. Der im Film gezeigte Umgang der Vorgesetzten und Kollegen des Täters bildeten sehr gut ab, wie tatsächlich in der Vergangenheit mit diesen Verbrechen innerkirchlich umgegangen worden sei.
Der deutsche Verein "Eckiger Tisch" setzt sich seit mehr als zehn Jahren für Opfer sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche ein und unterstützt sie durch Beratungsangebote, Aufklärungsarbeit und den Einsatz für angemessene Entschädigung. Katsch ist zudem Mitglied der deutschlandweiten unabhängigen Aufarbeitungskommission.
Kirche hat Dreh "gut begleitet"
"Tatort"-Kommissar Wotan Wilke Möhring lobte die katholische Kirche für ihre Mitwirkung bei den Dreharbeiten zu dem aktuellen TV-Krimi. "Es gab bei dem Film eine gute Begleitung durch die Kirche. Auch die Möglichkeit, das alles in einem echten Kloster zu drehen, war ebenfalls eine tolle Haltung der Kirche gerade bei diesem 'Tatort'", sagte der Schauspieler am Freitag im Interview der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Möhring ist als Hauptkommissar Thorsten Falke in der "Tatort"-Folge zu sehen, die in einem leerstehenden Trappisten-Kloster in der Eifel gedreht wurde.
Der Schauspieler wertet die Zusammenarbeit als wichtiges Zeichen. "Das zeigt ja, dass sie auch daran interessiert sind, das Thema Missbrauch öffentlich zu machen. Ich fand und finde das gut." Die Abtei Mariawald als Film-Kulisse habe er als sehr beeindruckend empfunden. "Ich kann mir gut vorstellen, dass man da wirklich Zeit verbringt, um zur Ruhe zu kommen."
Gleichzeitig drücke das Gebäude für ihn auch das Dilemma der Institution Kirche aus. "Im Kloster hängen überall Kreuze, und bei jedem Vorbeigehen an so einem Kreuz ist mir die Diskrepanz deutlich geworden zwischen dem, was das Christentum oder Jesus vielleicht sagen wollten, und dem, was eben auch in der Kirche passiert."