Macron auf "Jahrhundertbaustelle": Erste Einblicke in neue Notre-Dame
29.11.202411:49
(zuletzt bearbeitet am 29.11.2024 um 11:52 Uhr)
Frankreich/Architektur/Kirche/Notre.Dame
Staatspräsident besucht zum letzten Mal vor der für 7./8. Dezember geplanten Wiedereröffnung die Baustelle der Pariser Kathedrale - Kirchenraum nun strahlend hell - Erzbischof Ulrich: "Sie erleben die Kathedrale, wie Sie sie noch nie zuvor gesehen haben"
Paris, 29.11.2024 (KAP/KNA) Die Pforten der Kathedrale Notre-Dame in Paris haben sich zum ersten Mal geöffnet. Erstmals konnten sich Zuschauer in aller Welt am Freitagvormittag ein Bild von dem restaurierten Gotteshaus machen. Zahlreiche TV-Stationen übertrugen live den letzten Baustellenbesuch von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, bevor Notre-Dame am 7. und 8. Dezember wiedereröffnet werden soll. Anders als vor dem verheerenden Brand von 2019 ist der Kircheninnenraum von Notre-Dame nun strahlend hell. Die Restauratoren haben die Wände ganz in Wollweiß getüncht.
"Sie erleben die Kathedrale, wie Sie sie noch nie zuvor gesehen haben", sagte der Erzbischof von Paris, Laurent Ulrich, als er mit Macron in die Kirche ging. Begleitet wurde der Präsident von seiner Gattin Brigitte, der Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo, und Kulturministerin Rachida Dati. Auch der Sonderbeauftragte Macrons für den Wiederaufbau von Notre-Dame, Philippe Jost, und der Rektor von Notre-Dame, Olivier Ribadeau Dumas, waren zugegen.
Der Besuch hatte bei strahlendem Sonnenschein auf dem Vorplatz von Notre-Dame begonnen. Bei seinem Rundgang durch das gotische Gotteshaus will sich Macron unter anderem bei all denen bedanken, die in den vergangenen fünfeinhalb Jahren zum Wiederaufbau der Kirche beigetragen haben.
Die Kathedrale war im April 2019 durch ein Feuer schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Am 8. Dezember feiert Erzbischof die erste Messe zur Wiedereröffnung von Notre-Dame. Auch der ORF wird den Gottesdienst mit Altarweihe live übertragen.
Notre-Dame de Paris
Die frühgotische Pariser Bischofskirche Notre-Dame ist ein Wahrzeichen von Paris. Vielen gilt sie als Inbegriff der Kathedralen Frankreichs. Die der Gottesmutter Maria geweihte Kirche liegt exponiert auf der Seine-Insel Ile de la Cite im historischen Zentrum und wurde vor dem Großbrand von 2019 jährlich von rund 12 bis 14 Millionen Menschen besucht.
Im Zuge von Renovierungsarbeiten brach am 15. April 2019 auf dem Dach von Notre-Dame ein Großfeuer aus, das Dächer und Dachstuhl, Teile der Gewölbe sowie den Vierungsturm zerstörte. Die von Präsident Emmanuel Macron gewünschte Wiederöffnung bis zum fünften Jahrestag des Brandes konnte zwar nicht ganz eingehalten werden; sie soll aber am 7. und 8. Dezember stattfinden.
Der Nachfolgebau früherer Bischofskirchen wurde 1163 begonnen. Bereits 1182 war der Chor fertiggestellt, danach folgten das Hauptschiff sowie die Westfassade (1225) und die Türme (1250). Das monumentale Kircheninnere mit fünf Schiffen ist 130 Meter lang und 35 Meter hoch. Die beiden Türme der Fassade erreichen 69 Meter Höhe.
Wie so viele Kirchen in Frankreich erfuhr die Pariser Kathedrale während der Revolution tiefe Demütigung. Zunächst als revolutionärer "Tempel des Höchsten Wesens" entweiht, wurde sie später zum Weinlager. Erst Napoleon ordnete 1802 wieder eine Nutzung für den Gottesdienst an und krönte sich hier im Dezember 1804 in Anwesenheit von Papst Pius VII. selbst zum Französischen Kaiser. Victor Hugos Roman "Der Glöckner von Notre-Dame" (1831) machte das verfallende Gotteshaus zum Gegenstand romantischer Verklärung.
Neben der herausragenden kunsthistorischen Bedeutung des Gesamtbauwerks und einem bedeutenden Kirchenschatz verdienen auch die berühmten Chimären-Figuren auf der oberen Galerie sowie die Figurenportale Beachtung. Letztere, auch die überlebensgroßen Königsstatuen am Mittelportal, sind allerdings Neuschöpfungen, da die Originale während der Revolution zerschlagen wurden.
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