Von 19. bis 26. Juni fand auf Kreta das "Heilige und Große Konzil" der Orthodoxie statt. Website: Orthodoxe Kirche in Österreich
Mit einem feierlichen Gottesdienst in der Sankt-Peter-und-Paul-Kathedrale in Chania ist am 26. Juni das "Heilige und Große Konzil" der Orthodoxie auf Kreta zu Ende gegangen. In einer "Botschaft" fassten die Vertreter von zehn eigenständigen orthodoxen Kirchen ihre Anliegen zusammen. Dazu gehören die Einheit der Orthodoxie, die Sorge um verfolgte Christen und die Religionsfreiheit, aber auch die Öffnung der Orthodoxie für Fragen der modernen Welt, etwa das Verhältnis zur Wissenschaft oder die Bemühung um Umweltschutz. Vier orthodoxe Kirchen waren nicht zum Konzil gekommen, darunter die russisch-orthodoxe, zu der mehr als die Hälfte aller orthodoxen Christen gehören.
Das am 19. Juni in Heraklion eröffnete Konzil tagte unter dem Vorsitz des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. in der Orthodoxen Akademie von Kolymvari westlich von Chania. Die 166 Bischöfe der zehn beteiligten Kirchen berieten und beschlossen sechs Dokumente zu innerorthodoxen Fragen sowie zum Verhältnis der orthodoxen Kirche zur modernen Welt und den Beziehungen zur "übrigen christlichen Welt". Vor allem das Thema Ökumene war heftig umstritten, wobei es um die Frage ging, ob die nichtorthodoxen Kirchen als "Kirche" zu bezeichnen seien.
Bartholomaios setzte in seiner abschließenden Rede dagegen einen bewussten ökumenischen Akzent und dankte den 15 "Beobachtern" aus anderen Kirchen - darunter der vatikanische "Ökumeneminister", Kardinal Kurt Koch, und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm - für ihre Anwesenheit. Dabei sprach der Patriarch demonstrativ mehrfach von "Kirchen".
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