Papst und Kirche bilanzieren: Jubiläumsjahr rückte Barmherzigkeit ins Blickfeld
In Rom und weltweit ist am 20. November das "Jahr der Barmherzigkeit" offiziell zu Ende gegangen. Äußeres Zeichen war das Schließen der "Heiligen Pforten", die auf Wunsch des Papstes in allen Diözesen in hunderten Kirchen errichtet worden waren. Das Jahr sollte den Zugang aller Menschen zur Sündenvergebung Gottes erleichtern und Impulse für die konkrete Nächstenliebe geben. Das Anliegen geht jedoch über den Rahmen des Heiligen Jahres hinaus, zeigen Äußerungen des Papstes und vieler anderer Kirchenvertreter: Die Kirche soll selbst barmherziger werden und beitragen, dass auch die Welt es wird.
Barmherzigkeit müsse das "eigentliche Leben der Kirche" ausmachen und dürfe nicht bloßer Einschub geblieben sein, betonte Franziskus in seinem Schreiben "Misericordia et misera". In dem Dokument zum Ende des Heiligen Jahres setzte er konkrete Schritte: Alle Priester erhielten die Vollmacht, weiterhin die Sünde der Abtreibung zu vergeben; der Dienst der "Missionare der Barmherzigkeit" wurde verlängert, ein kirchlicher "Sonntag der Armen" im November eingeführt sowie auch ein Sonntag, den jede Pfarre speziell der Bibel und deren Verkündigung widmen soll.
Papst Franziskus hatte das "Jahr der Barmherzigkeit" offiziell am 8. Dezember 2015 begonnen und Tage zuvor die weltweit erste Heilige Pforte in Bangui (Zentralafrika) eröffnet. 21,3 Millionen Pilger kamen laut Vatikan-Angaben seither nach Rom, darunter Priester, Diakone, Freiwillige und Sozialarbeiter, Familien, marianische Bruderschaften und andere, doch gab es auch für Obdachlose und Strafgefangene eine eigene Jubiläumsfeier mit dem Papst. Höhepunkte des Jahres waren u.a. die Heiligsprechung von Mutter Teresa, der Weltjugendtag in Krakau und der Barmherzigkeits-Sonntag nach Ostern.
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