Der 15. Oktober hat eine Neugestaltung der politischen Landschaft eingeleitet. Wie bewerten kirchliche Vertreter den Volksentscheid und die anstehende Regierungsbildung?
Der 15. Oktober hat eine Neugestaltung der politischen Landschaft eingeleitet. Wie bewerten kirchliche Vertreter den Volksentscheid und die anstehende Regierungsbildung?
Die Nationalratswahl in Österreich hat am 15. Oktober die politische Landschaft deutlich verändert. Die Volkspartei unter Sebastian Kurz wurde mit einem Stimmenanteil von 31,6 Prozent (+7,6 %)- das Ergebnis ist bis zur Auszählung der Wahlkarten noch vorläufig - stärkste Kraft und wird aller Voraussicht nach mit der Regierungsbildung beauftragt. Die nunmehr zweitplatzierte SPÖ (26,3 Prozent, +0,1 %) dürfte in die Opposition gehen, die FPÖ (26,0 Prozent, +5,5 %)auf der Regierungsbank Platz nehmen. Weiters schafften es die NEOS (5,2 %) und die Liste Pilz (4,4 %) auf Parlamentsränge, wo hingegen die Grünen (3,8 %) künftig nicht mehr vertreten sein werden.
Ebenso wie zuvor der Wahlkampf bewegt auch das Ergebnis die Katholiken im Lande. Nach einem unseligen "Schmutzkübelwahlkampf" müsse nun ein "Wandel in der politischen Kultur und im politischen Stil" erreicht werden, forderte nach dem Wahltag die Präsidentin der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ), Gerda Schaffelhofer. Die Abgeordneten und auch künftigen Regierungsmitglieder sollten sich stärker am Gemeinwohl statt wieder an Partei- und Partikularinteressen orientieren und ihre Politik "von den Rändern her denken", forderte die Chefin der größten katholischen Laienvereinigung des Landes.
Auch zahlreiche weitere Stellungnahmen belegen, dass kirchliche Organisationen, Medien und Persönlichkeiten regen Anteil am politischen Geschehen nehmen und die Geschicke Österreichs im Sinne des Evangeliums und dessen Menschenfreundlichkeit beeinflussen wollen. Der frühere Caritas-Präsident Franz Küberl etwa gab zu verstehen, dass die Demokratie seiner Ansicht nach "jedwede Koalitionsform bewältigen" werde, weshalb er für die Zusammensetzung der künftigen Regierung keine Präferenz habe. Ähnlich sein Nachfolger Michael Landau, der zu einer "Abrüstung der Worte" aufrief.
Der "Kathpress"-Themenschwerpunkt gibt einen Überblick über die Rückmeldungen zur Wahl und zur politischen Neugestaltung aus kirchlichem und religiösem Blickpunkt und erinnert zudem auch an die Positionierungen vor der Wahl.
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