Wiederherstellung der griechisch-katholischen Kirche, weniger Repession gegen die römisch-katholische Kirche und Aufnahme von Flüchtlingen aus der damaligen CSSR: Der "Prager Frühling" hatte trotz seiner Niederschlagung lang anhaltende Wirkung
Wiederherstellung der griechisch-katholischen Kirche, weniger Repession gegen die römisch-katholische Kirche und Aufnahme von Flüchtlingen aus der damaligen CSSR: Der "Prager Frühling" hatte trotz seiner Niederschlagung lang anhaltende Wirkung
Einen "Sozialismus mit menschlichem Antlitz" hatten der neue Kommunisten-Vorsitzende der Tschechloslowakei (CSSR) Alexander Dubcek 1968 vor Augen, als er vorsichtige Öffnungen von Wirtschaft, Medienzensur und der Kunst wagte, die Versammlungs- und Reisefreiheit einführte und wichtige Posten nicht an moskau-treue Kräfte vergab. Die Bevölkerung stand hinter dem Reformprogramm, das den Führungen der anderen Staaten des Warschauer Pakts jedoch ein Dorn im Auge war. In der Nacht vom 20. auf 21. August 1968 marschierten sowjetische, polnische, bulgarische und ungarische Militärs kampflos in die CSSR ein und besetzten alle Schlüsselstellen.
Die Bevölkerung protestierte friedlich, aber vergeblich: Das "Moskauer Protokoll" kurz darauf machte fast alle Reformen wieder rückgängig und bereitete dem "Prager Frühling" ein jähes Ende. Es folgte eine zweite, rund 20-jährige Halbzeit kommunistischer Diktatur, die erst mit der "Samtenen Revolution" von 1989 enden sollte. Viele verließen das Land: An die 100.000 flohen 1968 aus der CSSR allein nach Österreich, weitere 66.000 kehrten nicht aus einem Österreich-Urlaub zurück.
Große Auswirkungen hatte der "Prager Frühling" jedoch auch auf die griechisch-katholische Kirche, die 1968 ihre verstecktes Dasein formal wieder verlassen konnte, da ihre 1950 geschehene Einverleibung in die orthodoxe Kirche im Juni endgültig rückgängig gemacht worden war. Für die römisch-katholische Kirche der CSSR bedeutete 1968 eine kurze Regenerationsphase, dank Presse- und Organisationsfreiheit sowie Kontaktmöglichkeiten mit Rom und der Weltkirche. Doch auch in den Folgejahren nahm die Unterdrückung der Kirche nicht mehr die Ausmaße der Zeit zuvor an; dem Regime gelang es nicht mehr, das Rad der Zeit vollständig zurückzudrehen.
Gedenkgottesdienst am Dienstagabend in der Prager Teynkirche - Erzbischof Zvolensky von Bratislava: Gedenken an Ereignisse vor 50 Jahren und "Erinnerung an die kommunistische Propaganda" auch Mahnung für heute
Prager Weihbischof Maly im Kirchenzeitungs-Interview: "Den Menschen ging es nicht um einen Sozialismus mit menschlichem Antlitz sondern um Freiheit und Demokratie"
Die Griechisch-Katholische Kirche in der Tschechoslowakei wurde 1950, zwei Jahre nach der Machtergreifung der Kommunisten, handstreichartig der Orthodoxen Kirche einverleibt
Prager Weihbischof Maly in ORF-Religionssendung "Praxis": Für katholische Kirche war Rückkehr der Priester aus Gefängnissen wichtig - Ende des Jahres 1968 kam wieder massiver Druck - "Habe gewusst: Jetzt kommt eine Zeit der Dunkelheit"
Verstorbener katholischer Dissident Madr: Mit Beginn der Ära Husak kamen die Spitzel und Kirchenreferenten zwar wieder zu Wort, eine "totale Rückwende" gelang den Kommunisten aber nicht
In der Nacht vom 20. auf den 21. August 1968 begann der Einmarsch sowjetischer und weiterer Truppen in die Tschechoslowakei, um das hoffnungsvolle Experiment zu beenden