"Fratelli tutti" ist nach "Laudato si" (2015) und "Lumen fidei" (2013) das dritte große Lehrschreiben des seit 2013 amtierenden Papst Franziskus
Der Vatikan hat die neue Sozialenzyklika "Fratelli tutti - über die Geschwisterlichkeit und die soziale Freundschaft" von Papst Franziskus veröffentlicht. Im dritten großen Lehrschreiben seines Pontifikats wendet sich Franziskus mit einem eindringlichen Plädoyer für Geschwisterlichkeit und Freundschaft über alle Grenzen hinweg an die Menschheit und mahnt zu einer Abkehr von Egoismus auf allen gesellschaftlichen Ebenen. Nur so ließen sich die Folgen der Corona-Pandemie und globale Herausforderungen wie soziale Ungleichheit und Migration bewältigen. Als päpstliches Grundsatzdokument hat die Enzyklika hohe Verbindlichkeit für 1,3 Milliarden Katholiken weltweit.
"Fratelli tutti" ist wie die vor fünf Jahren veröffentlichte Sozial- und Umwelt-Enzyklika des Papstes "Laudato si" von Franz von Assisi inspiriert. Der Papst reiste eigens in die Pilgerstadt Assisi, um am Grab des Heiligen Franziskus eine Messe zu feiern und die neue Enzyklika zu unterzeichnen. Die Veröffentlichung des aktuellen Schreibens fiel zudem auf den 4. Oktober, den Festtag des heiligen Franziskus.
In dem 287 Artikel umfassenden Text wirbt der Papst dafür, nach dem Vorbild des heiligen Franziskus andere Menschen unabhängig von Herkunft oder sozialer Zugehörigkeit in freundschaftlicher Offenheit "anzuerkennen, wertzuschätzen und zu lieben". Wer meine, die globalen Probleme nach der Corona-Krise mit den alten Systemen lösen zu können, sei "auf dem Holzweg". Inspirieren ließ sich der Papst nach eigenen Worten auch von Nichtkatholiken wie dem US-Bürgerrechtler Martin Luther King, dem südafrikanischen Anglikaner Desmond Tutu und Mahatma Gandhi.
Einen "demütigen Beitrag zum Nachdenken" nennt Franziskus seine Enzyklika. Doch was ihn dazu antreibt, wiegt schwer: die globale Ungleichverteilung von Ressourcen und Chancen, die Ausgrenzung ganzer Schichten und Nationen, eine ungebrochene Tendenz, Eigeninteressen den Vorzug vor Solidarität zu geben. Die Covid-Pandemie hat es für den Papst als trügerische Illusion entlarvt, "zu glauben, dass wir allmächtig sind, und zu vergessen, dass wir alle im gleichen Boot sitzen".
Beim Umgang mit Konflikten mahnt der Papst eine Stärkung der Vereinten Nationen an und fordert die Unterordnung nationaler Interessen unter das globale Gemeinwohl. Erneut verurteilt er Krieg - und zwar auch den "vermeintlich gerechten" - und Rüstung als Mittel der Politik und bekräftigt die Ablehnung der Todesstrafe.
Auch wendet er sich gegen einen zu großen Einfluss der Wirtschaft. Er verlangt die Einbeziehung aller gesellschaftlicher Gruppen, auch der Schwächsten, in Entscheidungs- und Entwicklungsprozesse. Dabei stellt er sich hinter eine "Option für die Armen" und das Recht auf kulturelle Identität gegen eine globale Gleichmacherei; diese verurteilt er als Kolonialismus.
Zum Thema Migration betont Franziskus, solange in den Herkunftsländern die Bedingungen für ein Leben in Würde fehlten, gelte es "das Recht eines jeden Menschen zu respektieren, einen Ort zu finden, an dem er nicht nur seinen Grundbedürfnissen und denen seiner Familie nachkommen, sondern sich auch als Person voll verwirklichen kann". Jedes Land sei "auch ein Land des Ausländers"; die Güter eines Territoriums dürften "einer bedürftigen Person, die von einem anderen Ort kommt, nicht vorenthalten werden". Unterschiedliche Kulturen sieht er dabei nicht als Hindernis, sondern als Bereicherung.
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