Corona hält den kirchlichen Terminkalender weiter fest im Griff - Das neue Jahr bringt dennoch die "Lange Nacht der Kirchen", eine Bibelfestwoche und möglicherweise eine wichtige Bischofsernennung - Von Andreas Gutenbrunner und Alexander Pitz
Corona hält den kirchlichen Terminkalender weiter fest im Griff - Das neue Jahr bringt dennoch die "Lange Nacht der Kirchen", eine Bibelfestwoche und möglicherweise eine wichtige Bischofsernennung - Von Andreas Gutenbrunner und Alexander Pitz
Flexibel bleiben, kreative Lösungen finden und: "Virtuell ist auch spirituell": Was sich die Organisatoren der "Langen Nacht der Kirchen" für ihren Veranstaltungsreigen 2021 vornehmen, gilt wohl vorerst weiterhin auch für die gesamte Kirche. Wie geht es weiter mit Gottesdiensten, Seelsorge- und Bildungsangeboten, mit Gruppenstunden, Pfarrcafes und so mancher noch ausstehenden Erstkommunion, Firmung oder Trauung? Bei aller Hoffnung ist vorauszusehen, dass die Corona-Krise das kirchliche Leben mindestens noch einige Monate lang einschränken wird.
Den "Geist der Solidarität" haben Österreichs Bischöfe schon zu Beginn der Pandemie in einem Hirtenwort beschworen. Sicher ist, dass das kirchliche Engagement an zahlreichen Knotenpunkten des öffentlichen Lebens gerade in der Krise die Bischofskonferenz auch 2021 massiv beschäftigen wird. Ihre Vollversammlungen halten die Bischöfe unter der Leitung des neuen Vorsitzenden Erzbischof Franz Lackner im Stift Seitenstetten (8. bis 11. März), Mariazell (14. bis 16. Juni) und Wien (8. bis 11. November) ab - ob wie zuletzt per Videokonferenz oder als Präsenztagung wird die weitere Corona-Entwicklung weisen.
In den Händen des Papstes liegt hingegen die Entscheidung, ob Kardinal Christoph Schönborn bei den Beratungen dabei sein wird. Gespannt warten Österreichs Katholiken darauf, wann Franziskus einen Nachfolger für den bald 76-jährigen Wiener Erzbischof ernennt. Stichwort Rom: Der ursprünglich für Februar geplante Ad-limina-Besuch der Bischöfe wurde Pandemie-bedingt verschoben, soll aber nach derzeitigem Stand noch 2021 stattfinden.
Konkrete Termine für 2021 gibt es trotz der anhaltenden Ungewissheit in Sachen Corona für einige kirchliche Großereignisse, die zuletzt wegen der Pandemie nicht stattfinden konnten oder verschoben werden mussten. Dazu zählt neben der "Langen Nacht der Kirchen" am 28. Mai auch die Jugendsozialaktion "72 Stunden ohne Kompromiss" (13. bis 16. Oktober).
Ein Jahr später als geplant soll auch die große "Biblische Festwoche" zum Höhepunkt der "Jahre der Bibel" stattfinden: Von 24. September bis 3. Oktober wird es in ganz Österreich verschiedenste Veranstaltungen rund um das "Buch der Bücher" geben. Nur alle fünf Jahre können im Römersteinbruch von St. Margarethen die dortigen Passionsspiele miterlebt werden: Zwischen 5. Juni und 29. August zeigen sie 2021 die Leidensgeschichte Jesu Christi aus dem Blickwinkel der Emmaus-Jünger.
In den Pfarren beginnen in den kommenden Monaten die Vorbereitungen auf die im März 2022 anstehenden Pfarrgemeinderatswahlen. Für 14. und 15. Mai ist in Saalfelden auch eine zweitägige Ersatz-Veranstaltung zum 2020 abgesagten PGR-Kongress geplant. Im Vorfeld gibt es dazu mehrere begleitende Online-Foren.
Vor 500 Jahren wurde der Innsbrucker Diözesanpatron Petrus Canisius geboren. Die Tiroler Diözese begeht dazu 2021 ein Jubiläumsjahr u.a. mit einem "Fest der Begegnung" in der Innsbrucker Olympiahalle Ende September. Nachgeholt werden auch die Feiern zum 60-Jahr-Jubiläum der Diözese Eisenstadt. Die heimische Caritas plant zu ihrem 100-jährigen Bestehen einen Festgottesdienst im Wiener Stephansdom. 75 Jahre jung wird 2021 die Katholische Jugend; wie gefeiert werden kann, wird sich auch hier nach Coronaregeln und "7-Tage-Inzidenzen" richten müssen.
Der auch international bekannte Benediktinermönch und Autor David Steindl-Rast feiert im kommenden Jahr seinen 95. Geburtstag (12. Juli). Mit Pater Georg Sporschill wird ein weiterer prominenter österreichischer Ordensmann 75 (26. Juli). Einen runden bzw. halbrunden Geburtstag begehen auch mehrere bereits emeritierte Bischöfe. Weihbischof Helmut Krätzl (23. Oktober) wird ebenso 90 wie der aus Österreich stammende frühere Bischof der chilenischen Diözese Villarrica, Sixtus Josef Parzinger (21. Dezember). Ihr 85. Lebensjahr vollenden die emeritierten Diözesanbischöfe von Graz und Feldkirch, Egon Kapellari (12. Jänner) und Elmar Fischer (6. Oktober). Gleich zu Jahresbeginn feiert zudem der in Waidhofen/Ybbs geborene brasilianische Missionsbischof Alfredo Schäffler seinen 80. Geburtstag (18. Jänner). Auch für Amazonas-Bischof Erwin Kräutler steht ein besonderes Jubiläum an: Am 25. Jänner vor 40 Jahren wurde er zum Bischof geweiht.
Papst: Irak-Reise, Kurienreform und 85er
International werden viele auch 2021 auf den weiteren Verlauf des "Synodalen Wegs" der katholischen Kirche in Deutschland blicken. Die Synodalversammlung wird nach derzeitigem Stand der Dinge frühestens im Herbst ein zweites Mal tagen. Die Themen sind gesetzt und beschäftigen Katholikinnen und Katholiken in vielen Ländern weltweit: Sexualmoral, die priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen in der Kirche.
Der Terminkalender von Papst Franziskus für das kommende Jahr sieht angesichts der Corona-Auswirkungen bisher recht übersichtlich aus. Gesetzt sind die Gottesdienste zu den hohen Feiertagen wie Ostern und Weihnachten. Ansonsten besteht der Ausblick aus vielen Corona-Fragezeichen. Auslandsreisen oder Massenveranstaltungen sind ob des Corona-Risikos schwierig. Als ein Highlight kündigte der Vatikan dennoch zuletzt einen Besuch des Papstes im Irak von 5. bis 8. März an. Ein genaues Programm folgt erst "zu gegebener Zeit".
Abgesehen davon ist eine Stippvisite von Franziskus beim 52. Eucharistischen Weltkongress im September (5.-12.9.) in Budapest denkbar. Die Veranstaltung, die Verständnis und Verehrung der Eucharistie fördern soll, war ursprünglich für 2020 geplant. Wegen Corona wurde sie um ein Jahr verschoben.
Sehr wahrscheinlich ist ein päpstliches Erscheinen beim für Herbst angedachten Treffen "Economy of Francesco" im italienischen Assisi. Die Begegnung mit jungen Wirtschaftsakteuren aus aller Welt konnte heuer nur online stattfinden. 2021 soll es eine physisch-reale Konferenz geben, um mit dem Papst über Wege zu einer gerechteren, nachhaltigen Wirtschaftsordnung zu diskutieren.
Weitere Papstreisen sind derzeit nicht vorgesehen. Umso mehr Zeit bleibt Franziskus, sich jenen Projekten zu widmen, die sich auf seinem Schreibtisch stapeln. Der neu ernannte Kurienkardinal Marcello Semeraro stellte kürzlich in Aussicht, dass vor Ostern mit einer Veröffentlichung der lange erwarteten aktualisierten Kurienordnung, die Aufbau und Funktionsweise der Zentrale der katholischen Weltkirche festgelegt, zu rechnen ist. Dem Vernehmen nach müssen noch Einwände und Änderungsvorschläge der Kurienchefs abgearbeitet werden.
Neue Schlagzeilen verspricht auch die Affäre um das dubiose Immobilien-Investment des Vatikan in London. Die genauen Hintergründe des missglückten Deals in dreistelliger Millionenhöhe sind immer noch nicht aufgeklärt. Spannend wird außerdem, wie die Hüter der vatikanischen Kassen mit dem sich abzeichnenden Haushaltsdefizit für 2021 umgehen. Allein durch die monatelange Schließung der Vatikanischen Museen, sonst eine Haupteinnahmequelle des Vatikanstaates, fehlen etliche Millionen Euro.
Wenn der Papst all diese Herausforderungen gemeistert hat und bei guter Gesundheit bleibt, kann er sich am 17. Dezember 2021 feiern lassen: Dann wird Franziskus 85 Jahre alt.