Linzer Liturgiewissenschaftler Volgger: Verstorbene in Würde zu bestatten, ist "Grundanliegen" der Menschen - Feuerbestattungen nehmen "massiv" zu
Linz, 24.10.2017 (KAP) So wie das Leben von kurzfristigen Moden und größeren Trends geprägt wird, kommen auch beim Bestattungswesen verstärkt neue Entwicklungen zum Tragen. Das hat der Linzer Liturgiewissenschaftler Ewald Volgger am Montag im Rahmen einer Pressekonferenz zum Thema "Trends im Bestattungswesen" in Linz dargelegt. Es sei ein menschliches Grundanliegen, "sich von Verstorbenen zu verabschieden und sie in Würde zu bestatten. Das ist überall auf der Welt so, in allen Kulturen". Deshalb spiele die Gestaltung seit jeher eine große Rolle, erläuterte Volgger
Besonders markant sei etwa der "massive Anstieg" an Feuerbestattungen; in manchen Gemeinden liege der Anteil bereits bei 60 bis 70 Prozent, so Volgger. Im Trend liegen zudem sogenannte Naturbestattungen in Friedwäldern, also eigenes gekennzeichneten Parks. Mit dem kirchlichen Ritus bleibe diese Form der Bestattung vereinbar, "solange der Ort, an dem der Verstorbene begraben ist mit dem Namen der Person und dem christlichen Zeichen des Kreuzes gekennzeichnet ist".
Immer öfter gebe es "stille Abschiede", über die nach erfolgter Beisetzung mit einer Traueranzeige informiert wird. Dieser "Privatisierung des Todes" steht der Theologe allerdings kritisch gegenüber. Er gab zu bedenken, "dass durch den Abschied im engsten Familienkreis Menschen ausgeschlossen werden, die auch das Bedürfnis haben, sich zu verabschieden."
Immer mehr zum Thema würden Bestattungsrituale für Menschen, die aus der Kirche ausgetreten sind. Die meisten der Ausgetreten würden sich angesichts des Todes auch kein Ritual von der Kirche erwarten. Anders sehe das allerdings bei vielen Angehörigen aus. In diesen Fällen finde die Kirche in Absprache mit den Angehörigen passende Rituale.
Verändert hätten sich Rituale dadurch, dass heute kaum mehr Menschen zu Hause sterben, führte Volgger aus. "Früher wurden die Verstorbenen zu Hause von den Angehörigen gewaschen, angezogen und aufgebahrt. Verabschiedungsrituale wie die gemeinsame Totenwache, ein letzter Kuss, ein letztes Kreuzzeichen auf die Stirn führten zu einem selbstverständlichen Umgang mit dem Tod, auch für Kinder und Jugendliche." Heute würden die meisten Leute im Spital sterben, die Verabschiedung sei dadurch "kühler" geworden und dieses "dichte menschliche Erfahrungsmöglichkeit" verloren gegangen.
Bei der Auswahl des Sarges würden die meisten Familien "schlichte" Modelle bevorzugen, der Preis dafür liege bei 650 Euro, berichtete Daniela Briedl, die Angehörige bei der Planung der Zeremonien berät. Das gesamte Begräbnis komme, je nach Anzahl der Trauergäste, im Schnitt auf rund 2.500 Euro. Auffällig sei auch der zunehmende Wunsch von Angehörigen, sich bei der Gestaltung der Begräbnisse mehr beteiligen wollen. "Vor allem die jüngeren Generationen legen Wert darauf".
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