Franziskus reist von 5. bis 7. Mai zum dritten Mal auf den Balkan und besucht Sofia und Rakowski in Bulgarien sowie die nordmazedonische Hauptstadt Skopje - In den beiden mehrheitlich orthodoxen Ländern ist Ökumene ein Thema, ebenso Europa, auf das der Papst wie so oft vom Rand her schauen wird
Vatikanstadt, 26.04.2019 (KAP) Drei Tage, zwei Länder, 2.000 Kilometer Reise, 12 Ansprachen in 14 verschiedenen Begegnungen: Für seine Reise nach Bulgarien und Nordmazedonien vom 5. bis 7. Mai hat sich Papst Franziskus ein extrem dichtes Programm stricken lassen. Das betrifft nicht nur Zeitplan, sondern auch Inhalte der Pastoralreise. Es wird um Europa gehen, die in diesem Fall besonders heikle Ökumene mit der Orthodoxie, katholisches Gemeindeleben in der Minderheit und eine weltbekannte Heilige: Mit Skopje besucht der Papst am 7. Mai den Geburtsort von Mutter Teresa von Kalkutta, die aus Südosteuropa stammt, aber in Indien groß wurde. Zuvor hält er sich zwei Tage lang in Bulgarien auf und besucht neben Sofia die Kleinstadt Rakowski, die einzige Stadt des Landes mit katholischer Bevölkerungsmehrheit.
Die 29. Auslandsreise von Papst Franziskus ist nach Visiten in Albanien (2014) und der bosnischen Hauptstadt Sarajewo (2015) gleichzeitig sein dritter Besuch in der Balkanregion. Von 31. Mai bis 2. Juni wird der Pontifex zudem nach Rumänien reisen.
Das Motto des zehnstündigen Besuchs in Nordmazedonien ist dem biblischen Lukasevangelium entnommen und lautet "Fürchte dich nicht, du kleine Herde!". In Nordmazedonien bilden Katholiken in der mehrheitlich orthodoxen Bevölkerung ebenso eine Minderheit wie in Bulgarien. Dort lautet das offizielle Motto des Papstbesuchs "Frieden auf Erden", eine Anspielung auf die gleichnamige Friedensenzyklika "Pacem in terris" von Papst Johannes XXIII. Der Roncalli-Papst war von 1925 bis 1934 päpstlicher Vertreter in Bulgarien. Der einzige bisherige Besuch eines Oberhaupts der katholischen Kirche in Bulgarien war 2002, als Papst Johannes Paul II. (1978-2005) das Balkanland besuchte.
In Sofia wird Franziskus zum Auftakt am 5. Mai von Bulgariens Staatspräsident Rumen Radew und Ministerpräsident Bojko Borissow erwartet. Borissow, in kommunistischen Zeiten Kompanieführer der Truppen des Innenministeriums, später Trainer der Karate-Nationalmannschaft und Inhaber einer Personenschutzfirma, empfängt Franziskus in der Regierungs-Lounge am Flughafen von Sofia.
Drei Mal schon war Borissow bulgarischer Regierungschef, aktuell wieder seit Mai 2017. Die von Borissow gegründete Partei "Bürger für eine europäische Entwicklung Bulgariens" gehört im Europaparlament der EVP-Fraktion an. Mit Borissow sowie anschließend mit Staatspräsident Radew wird der Papst sicher über europäische Themen sprechen. Der EU-Beitritt 2007 hat Bulgarien einen Aufschwung beschert, auch wenn Arbeitslosigkeit und andere soziale Probleme nach wie vor drücken.
Staatspräsident Radew, früherer Kampfpilot, Kommandeur einer MiG-29-Staffel und Brigadegeneral, ist seit gut zwei Jahren im Amt. Er begrüßt Franziskus beim üblichen Höflichkeitsbesuch, bevor der Papst in einer Rede vor Regierungsvertretern, Diplomaten und Vertretern der Zivilgesellschaft einen ersten inhaltlichen Akzent setzt.
Orthodoxe Reserviertheit
Anschließend erwartet Franziskus der Drahtseilakt dieser Reise: der Besuch beim Heiligen Synod, dem Führungsgremium der Bulgarisch-Orthodoxen Kirche. Die wird den Bischof von Rom mit kühler Distanz begrüßen. In einer Erklärung Anfang April stellte der Synod klar: Den Papst eingeladen haben - wie üblich - der Staatspräsident und die katholische Kirche; der Zusatz "nicht wir" war zwischen den Zeilen klar vernehmbar. Die "heiligen Gesetze" des Synods verböten es, gemeinsam zu beten, erst recht einen ökumenischen Gottesdienst, hieß es.
Der Patriarchalchor darf nicht singen und selbst ein orthodoxer Diakon nur innerhalb der kirchlichen Gebäude dem Papst als Übersetzer dienen. Immerhin äußerte der bulgarisch-orthodoxe Patriarch Neofit (73) später die Hoffnung, dass seine Begegnung mit dem Papst "im Geist von Verständnis und guten Beziehungen" stehen werde.
Ursprünglich war Bulgariens Orthodoxie durchaus ökumenisch gesinnt. Angelo Roncalli, der spätere Papst Johannes XXIII. und von 1925 bis 1934 Apostolischer Gesandter in Sofia, sprach - damals ungewohnt - von seinen "geliebten orthodoxen Brüdern". Nachdem aber die Kommunisten in Sofia dieses Erbe gezielt für ihre Weltfriedenspropaganda einsetzten, geriet der Ökumenismus in Verruf. Nach der Wende Anfang der 1990er Jahre wandte sich die bulgarische Orthodoxie ab von der Ökumene. Heute ist sie nicht einmal Mitglied des Weltkirchenrates in Genf, verweigerte sich auch dem Orthodoxen Konzil 2016 auf Kreta.
Privates Gebet in orthodoxer Kathedrale
Die ökumenischen Beziehungen zwischen den einfachen Gläubigen sollen nach Aussage eines katholischen Priesters in Bulgarien gut sein. Dass aber die größte Kirche des Landes beim für den Nachmittag des 6. Mai geplanten Friedensgebet des Papstes mit Repräsentanten verschiedener Konfessionen in Sofia fehlt, wird auffallen. Dabei liegt der Ort des Treffens, der Nesawisimost-Platz (Platz der Unabhängigkeit) mit der 20 Meter hohen Sockelstatute der Heiligen Sofia, so günstig, dass von dort aus orthodoxe und katholische Kathedrale, Synagoge und Moschee nur wenige Schritte entfernt sind.
Immerhin darf Franziskus schon tags zuvor die Patriarchenkathedrale des Heiligen Alexander Newski besuchen und dort vor dem sogenannten Thron von Kirill und Method, der Slawenapostel und Patrone Europas, "in privater Form" beten. Anschließend hält der Papst auf dem Platz vor der orthodoxen Kathedrale das in der Osterzeit übliche marianische Mittagsgebet "Regina Coeli". Auf die Predigt von Franziskus am Sonntagnachmittag während der Papstmesse auf dem Prinz-Alexander-Platz darf man gespannt sein.
Kleinstadt Rakowski im Rampenlicht
Am Montag, 6. Mai, besucht der Papst in der Früh ein Flüchtlingscamp, bevor er ins 170 Kilometer entfernte Rakowski fliegt. Die 15.000-Einwohner-Kleinstadt gilt als katholisches Zentrum des Landes und ist die einzige bulgarische Stadt mit katholischer Bevölkerungsmehrheit. Seitdem bekannt ist, dass der Papst in der dortigen Herz-Jesu-Kirche allen etwa 250 Erstkommunionkindern des Landes die erste Eucharistie spendet, steht Rakowski im Rampenlicht bulgarischer Medien.
In der Kirche wird es eng werden. Selbst wenn jedes Kind nur von den Eltern begleitet wird, wären schon gut 700 Plätze besetzt. Allerdings wollen die Sicherheitsbehörden höchstens 650 Menschen den Zutritt zur Messe erlauben. Wer morgens nicht zum Zuge kommt, hat nachmittags in der Michaelskirche noch eine - wohl geringe - Chance: beim "Treffen des Papstes mit den Katholiken des Landes".
Dichtes Programm in Skopje
Am Dienstag, 7. Mai, fliegt Franziskus in der Früh von Sofia in die nordmazedonische Hauptstadt Skopje weiter. Der gut zehnstündige Aufenthalt in dem Land, das erst seit kurzem seinen international anerkannten Namen hat, ist dicht gepackt. Franziskus absolviert sein komplettes Standardprogramm für jedes Land: Begrüßung und Besuch bei der Staatsführung, Ansprache an Politik und Gesellschaft, eine Messe, ökumenisches Gebet mit Jugendlichen sowie ein Treffen mit Priestern und Ordensleuten des Landes.
Die junge Republik hat seit dem Zerbrechen Jugoslawiens und der Flüchtlingswelle aus dem Kosovo-Krieg 1999 zudem unter Arbeitslosigkeit und einer schwächelnden Wirtschaft zu leiden. Die EU-Ambitionen des Zwei-Millionen-Einwohner-Landes - seit Dezember 2005 Beitrittskandidat - wurden lange Jahre durch den Namensstreit mit dem Nachbarn Griechenland unterminiert.
Empfangen wird Franziskus in Skopje vom scheidenden Staatspräsidenten Djordje Ivanov. Über dessen Nachfolge entscheiden die mazedonischen Wähler nur zwei Tage vor der Ankunft des Papstes in einer Stichwahl zwischen dem sozialdemokratischen Kandidaten Stevo Pendarovski und der konservative Gordana Siljanovska. Auch eine Begegnung von Franziskus mit Regierungschef Zoran Zaev, treibende Kraft hinter der jüngsten Beilegung des Namensstreits mit Athen, ist vorgesehen. Im Anschluss hält der Papst im Präsidentenplalast seine übliche Rede vor Vertretern aus Politik, Gesellschaft und Diplomatie.
In Mutter Teresas Heimat
Mit dem Logo zur Papstreise nach Nordmazedonien erinnert der Vatikan an Skopjes berühmteste Tochter, die Ordensgründerin und Friedensnobelpreisträgerin Mutter Teresa von Kalkutta (1910-1997). Das Sujet greift die blauen Streifen der Borte des traditionellen Saris der als Agnes Gonxha Bojaxhiu geborenen Heiligen auf.
Der Besuch am Gedenkhaus für Mutter Teresa, den der Papst am späten Dienstagvormittag in Begleitung anderer Religionsvertreter unternimmt, wird wohl für die meiste Aufmerksamkeit sorgen. Nach einem Gebet ist dort auch eine Begegnung mit Armen vorgesehen.
Weiter sind eine Messe auf dem Makedonija-Platz im Stadtzentrum und am Dienstagnachmittag eine ökumenische und interreligiöse Begegnung mit Jugendlichen sowie ein Treffen mit Priestern und Ordensleuten in der Kathedrale von Skopje geplant. Abends tritt Franziskus den Heimflug nach Rom an.
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29. Auslandsreise von Franziskus von 5. bis 7. Mai umfasst Programmpunkte in den bulgarischen Städten Sofia und Rakowski und der mazedonischen Hauptstadt Skopje
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