Franziskus sendet in Videobotschaft vor Beginn seines Balkanbesuchs auch deutliche Signale an ökumenisch reservierte bulgarisch-orthodoxe Kirche - 29. Auslandsreise führt Franziskus von Sonntag bis Dienstag nach Sofia und Rakowski in Bulgarien sowie in die nordmazedonische Hauptstadt Skopje
Vatikanstadt, 03.05.2019 (KAP) Wenige Tage vor seiner Bulgarien-Reise hat Papst Franziskus sich in einer Videobotschaft an die Bevölkerung des Balkanlandes gewandt. Darin nennt er seinen Besuch eine "Pilgerfahrt im Zeichen des Glaubens, der Einigkeit und des Friedens". Mit dem bulgarisch-orthodoxen Patriarchen Neofit wolle er den Willen bekunden, auf dem "Weg der brüderlichen Gemeinschaft zwischen allen Christen" voranzuschreiten, sagte Franziskus in der am Freitag vom Vatikan verbreiteten italienischen Ansprache.
Die christliche Botschaft habe in Bulgarien "reiche Früchte getragen, auch in den schweren Zeiten des vergangenen Jahrhunderts", sagte der Papst. Er erinnerte an seinen polnischen Vorgänger Johannes Paul II. (1978-2005). Dieser habe sich bemüht, "dass Europa die befreiende Kraft Christi wieder entdeckt, und auch, dass es wieder mit seinen beiden Lungenflügeln atmet", so Franziskus. Der Vergleich bezieht sich auf die Orthodoxie und die westlichen Kirchen.
Der Papst bricht am Sonntag zu seiner ökumenisch geprägten Visite in die bulgarische Hauptstadt Sofia auf. Am Dienstag reist er zu einem eintägigen Besuch nach Nordmazedonien weiter. Die 29. Auslandsreise von Franziskus ist nach Visiten in Albanien (2014) und der bosnischen Hauptstadt Sarajewo (2015) zugleich seine dritte Reise in die Balkanregion. Von 31. Mai bis 2. Juni wird der Pontifex zudem nach Rumänien reisen.
Sofia und Rakowski
Vor allem der Besuch in Sofia wird mit Spannung erwartet, ist die bulgarisch-orthodoxe Kirche in Sachen Ökumene doch deutlich reserviert. Ihr Leitungsgremium, der Heilige Synod, stellte vorab ausdrücklich klar, dass - wie üblich - der Staatspräsident und die katholische Kirche den Papst eingeladen hätten; der Zusatz "nicht wir" war zwischen den Zeilen klar vernehmbar. Die "heiligen Gesetze" des Synods verböten es, gemeinsam zu beten, erst recht einen ökumenischen Gottesdienst, hieß es in einer Erklärung.
In Sofia wird Franziskus zum Auftakt am Sonntag von Bulgariens Staatspräsident Rumen Radew und Ministerpräsident Bojko Borissow erwartet. Nach einer Rede vor Politikern und Diplomaten trifft der Papst mit Patriarch Neofit und dem Heiligen Synod der bulgarisch-orthodoxen Kirche zusammen. "In privater Form" wird Franziskus danach vor dem sogenannten Thron von Kirill und Method, der Slawenapostel und Patrone Europas, in der Patriarchenkathedrale des Heiligen Alexander Newski beten. Am Nachmittag feiert Franziskus eine katholische Messe auf dem Prinz-Alexander-Platz im Stadtzentrum.
Am Montag besucht der Papst morgens eine Flüchtlingseinrichtung in Sofia, bevor er ins 170 Kilometer entfernte Rakowski fliegt. Die 15.000-Einwohner-Kleinstadt gilt als katholisches Zentrum des Landes und ist die einzige bulgarische Stadt mit katholischer Bevölkerungsmehrheit. Seitdem bekannt ist, dass der Papst in der dortigen Herz-Jesu-Kirche allen etwa 250 Erstkommunionkindern des Landes die erste Eucharistie spendet, steht Rakowski im Rampenlicht bulgarischer Medien. Am Abend leitet Franziskus wiederum in Sofia ein ökumenisches Friedensgebet vor der frühchristlichen Georgskirche, dem ältesten Gotteshaus der Stadt.
Dichtes Programm in Skopje
Am Dienstag reist Franziskus in Nordmazedoniens Hauptstadt Skopje weiter. Nach dem offiziellen Empfang durch Noch-Staatspräsident Djordje Ivanov und einem Treffen mit Ministerpräsident Zoran Zaev - der treibenden Kraft hinter der jüngsten Beilegung des Namensstreits mit Athen - spricht der Papst im Präsidentenpalast vor Vertretern aus Politik, Gesellschaft und Diplomatie. Ob Franziskus auch das nächste Staatsoberhaupt Nordmazedoniens, das am Sonntag in einer Stichwahl zwischen dem sozialdemokratischen Kandidaten Stevo Pendarovski und der konservative Gordana Siljanovska bestimmt wird, ist bisher unklar.
Danach besucht Franziskus im Beisein anderer religiöser Führer das Gedenkhaus für Skopjes berühmteste Tochter: die Ordensgründerin und Friedensnobelpreisträgerin Mutter Teresa von Kalkutta (1910-1997). Nach einem Gebet ist dort auch eine Begegnung mit Armen vorgesehen.
Weiter sind eine Messe auf dem Makedonija-Platz im Stadtzentrum und am Nachmittag eine ökumenische und interreligiöse Begegnung mit Jugendlichen sowie ein Treffen mit Priestern und Ordensleuten in der Kathedrale von Skopje geplant. Abends tritt Franziskus den Heimflug nach Rom an.
Den bislang einzigen Papstbesuch in Bulgarien unternahm Johannes Paul II. (1978-2005) im Mai 2002. Die Bevölkerungsmehrheit in Bulgarien ist orthodox. In Nordmazedonien leben nach Vatikanangaben 15.000 Katholiken, die entweder dem lateinischen oder dem byzantinischen Ritus angehören. Etwa zwei Drittel der zwei Millionen Einwohner sind orthodox.
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