Hochkarätige Fachleute, darunter Kardinal Schönborn, die Jesuiten Zollner und Mertes, Kirchenhistoriker Wolf und Dekan Pock beleuchten ab 7. Oktober an Katholisch-Theologischer Fakultät Aspekte rund um Verbrechen an Minderjährigen und Verantwortung
Wien, 23.07.2019 (KAP) "Sexueller Missbrauch von Minderjährigen: Verbrechen und Verantwortung": Unter diesem Titel setzen sich hochkarätige Fachleute im kommenden Semester an der Universität Wien mit einem Skandal auseinander, der die katholische Kirche in den vergangenen Jahren erschütterte. Vortragende bei der am 7. Oktober beginnenden Ringvorlesung an der Katholisch-Theologischen Fakultät sind u.a. Kardinal Christoph Schönborn, der deutsche Kirchenhistoriker Hubert Wolf und der Leiter des päpstlichen Kinderschutzzentrums im Vatikan, Jesuitenpater Hans Zollner. Durch die Reihe soll u.a. verdeutlicht werden: "Starke hierarchische Gefälle neigen dazu, sich der Kontrolle zu entziehen" und "Die Täterschaft ist überwiegend männlich", wie die Fakultät ankündigte.
Dafür werden an Montagen im kommenden Wintersemester international renommierte Fachleute nach Wien geholt, die jeweils ab 18.30 einen einstündigen Vortrag halten, dem eine moderierten Fachdiskussion folgt: Den Anfang macht Mary Halley-Witte von der Präventionsstelle des Erzbistums Hamburg ("Schweigebruch - vom sexuellen Missbrauch zur institutionellen Prävention"; 7. Oktober), der Schweizer Pädagoge Damian Miller lenkt eine Woche später den Blick auf die durch Missbrauchsfälle bekannt gewordene deutsche Odenwaldschule.
Ein Höhepunkt der Vorlesungsreihe ist am "dies facultatis" an der Uni Wien zu erwarten, wenn Kirchenhistoriker Hubert Wolf am 15. Oktober (Dienstag 18 Uhr statt Montag, Ort: Großer Uni-Festsaal) über das Thema "MachtMissbrauch im Männerbund. Zur Geschichte der vielleicht tiefsten Krise der katholischen Kirche" spricht. Über die "kirchliche Verantwortung" für diese Krise und bei deren Bewältigung referiert am 11. November der Wiener Erzbischof, Kardinal Schönborn, der wesentlich dazu beitrug, dass die Österreichische Bischofskonferenz Maßnahmen ergriff, die im Hinblick auf Prävention als internationales Vorzeigemodell gelten.
Stark geprägt wird die Ringvorlesung durch Experten aus dem Jesuitenorden: Neben dem genannten Pater Zoller, der am 16. Dezember die Arbeit des von ihm geleiteten "Centre for Child Protection" darlegt, sprechen weitere medienbekannte Persönlichkeiten der Societas Jesu in Deutschland: Klaus Mertes (21.10.), Andreas Batlogg (25.11.) und Ansgar Wucherpfennig (2.12.), der auf die notwendige Unterscheidung zwischen Homosexualität und Pädosexualität hinweisen wird.
Auch heimische Fachleute kommen zu Wort: Der Frage, ob die Kirchenkrise auch in eine Gotteskrise mündet, geht der Wiener Fundamentaltheologe Wolfgang Treitler nach (18.11.), Männerforscher Erich Lehner beleuchtet "Männer als Täter?" (28.10), Religionspädagogin Andrea Lehner-Hartmann spricht (9.12.) über den Lebensbereich Schule vor dem Hintergrund, dass Bildungseinrichtungen für Jugendliche "besonders anfällig für sexuellen Missbrauch" sind. Priesterseminarregens Richard Tatzreiter erläutert mit dem Pastoraltheologen Johann Pock "Aufgaben der Priester(aus)bildung" (13.1.2020) und Martina Greiner-Lebenbauer gibt gemeinsam mit Sabine Völkl-Kernstock einen Überblick über Präventionsmaßnahmen in der Erzdiözese Wien (20.1.2020).
Den Abschluss der Ringvorlesung bildet am 27. Jänner 2020 eine Schlussdiskussion mit vier der insgesamt 15 Vortragenden. Theologiestudierende können die Reihe inskribieren und eine Prüfung über die Inhalte ablegen. (Info: https://ktf.univie.ac.at und https://ufind.univie.ac.at/de/course.html?lv=010001&semester=2019W)