Bis zu 450.000 orthodoxe Christen leben in Österreich - Sie gehören sieben verschiedenen Kirchen an
Wien, 23.10.2019 (KAP) In Österreich leben zwischen 400.000 und 450.000 orthodoxe Christen. Sieben orthodoxe Kirchen haben hier kirchliche Strukturen und sind in der Orthodoxen Bischofskonferenz vertreten: Das Patriarchat von Konstantinopel (griechisch-orthodox), das Patriarchat von Antiochien, die Russisch-orthodoxe Kirche, die Serbisch-orthodoxe Kirche, die Rumänisch-orthodoxe Kirche, die Bulgarisch-orthodoxe Kirche und die Georgisch-orthodoxe Kirche. Manche Kirchen sind mit zahlreichen Gläubigen in ganz Österreich vertreten und beheimatet, andere bestehen nur aus einer kleinen Zahl von Gläubigen mit nur wenigen bis einer Kirchengemeinde. Zwei Bischöfe haben auch ihren Sitz in Wien: Metropolit Arsenios (Kardamakis) (griechisch-orthodox) und Bischof Andrej (Cilerdzic) (serbisch-orthodox).
Griechisch-orthodoxe Kirche in Österreich
Die Metropolis von Austria (griechisch-orthodoxe-Diözese) wurde kirchlich 1963 errichtet und von der Republik Österreich 1967 als Körperschaft öffentlichen Rechts anerkannt. Die Geschichte der Griechen in Österreich weist allerdings schon viele hundert Jahre mehr zurück. Derzeit gibt es in Österreich rund 35.000 griechisch-orthodoxe Gläubige. Neben zwei griechischen Kirchengemeinden in Wien gibt es weitere in Linz, Salzburg, Innsbruck, Kufstein, Bregenz, Traiskirchen und Graz.
Die griechisch-orthodoxe Diözese von Österreich (Metropolis von Austria) gehört zum Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel. Zuständiger Bischof mit Sitz in Wien ist Metropolit Arsenios (Kardamakis). Zur Metropolis von Austria gehört auch das Exarchat von Ungarn. Metropolit Arsenios ist deshalb auch für die griechisch-orthodoxen Gläubigen in Ungarn zuständig. (Die Zahl der Gläubigen des Exarchats wird auf bis zu 10.000 geschätzt.) Dem Metropoliten stehen für die Seelsorge in Österreich und Ungarn rund 30 Kleriker zur Verfügung.
Die Gottesdienste in der griechisch-orthodoxen Kirche in Wien werden auf Griechisch, Deutsch und seit geraumer Zeit auch auf Ukrainisch gefeiert. Es gibt seit Anfang 2019 eine eigene ukrainisch-sprachige Gemeinde, die zur Metropolis gehört. In Wien gehören zur Metropolis die Dreifaltigkeitskathedrale und die St. Georgskirche im ersten Bezirk, weiters auch die Kapelle zum Hl. Johannes Chrysostomos. Seit März 2018 dient diese vor allem der deutschsprachigen orthodoxen Gemeinde als Gottesdienststätte.
Die griechische Metropolis von Austria führt in Wien auch eine eigene Schule: die Griechische Nationalschule im ersten Bezirk, in der rund 380 Schülerinnen und Schüler in griechischer Sprache, Kultur, Geschichte und Religion unterrichtet werden. Der Unterricht findet am Nachmittag, als Ergänzung zum regulären Schulbesuch, statt. Die Griechischen Nationalschule in Wien wurde Anfang des 19. Jahrhunderts gegründet und ist die älteste griechische Schule der Diaspora weltweit.
In St. Andrä/Zicksee im Burgenland soll möglichst bald mit dem Bau des griechisch-orthodoxen Klosters Maria Schutz begonnen werden. Die Mönchsgemeinschaft des Klosters besteht bereits seit längerem und lebt unter der Leitung von Abt Paisios (Jung) in einem angekauften Haus im Ort. Derzeit gehören fünf Mönche der Klostergemeinschaft an. Es ist das erste orthodoxe Kloster in Österreich.
Da der Patriarch des Ökumenische Patriarchats von Konstantinopel (derzeit Bartholomaios I.) das Ehrenoberhaupt der Orthodoxen Kirche ist, ist auch der jeweilige griechisch-orthodoxe Metropolit von Austria (derzeit Arsenios) oberster Repräsentant der Orthodoxen Kirche in Österreich. Er steht auch der Orthodoxen Bischofskonferenz von Österreich vor.
Serbisch-orthodoxe Kirche in Österreich
Die zahlenmäßig bei weitem größte orthodoxe Kirche in Österreich ist jene der Serben. Insgesamt werden die Serben, deren Zahl auf bis zu 300.000 in ganz Österreich geschätzt wird, von 25 Priestern pastoral betreut. Zuständiger Bischof ist Andrej (Cilerdzic). Er leitet die serbisch-orthodoxe Diözese Österreich-Schweiz, zu der auch Italien und Malta gehören.
Die serbisch-orthodoxe Diözese in Österreich-Schweiz hat auf dem Gebiet von Österreich rund 20 Kirchen, von denen sich drei in Wien befinden. In diesen Kirchen werden regelmäßig an Sonn- und Feiertagen Gottesdienste zelebriert. Serbische Kirchengemeinden gibt es in Österreich auch in Bregenz, Wiener Neustadt, Gmunden, Graz, Enns, Innsbruck, Klagenfurt, Kufstein, Linz, Salzburg, Saalfelden, St. Pölten, Tulln und Feldkirch.
Aktuell wird gerade mit dem Bau einer neuen serbisch-orthodoxen Kirche in Kufstein begonnen. Im März 2019 übernahm die serbisch-orthodoxe Kirche in Innsbruck die katholische Herz-Jesu-Kirche.
Russisch-orthodoxe Kirche in Österreich
Die russisch-orthodoxe Diözese von Wien wurde 1962 gegründet und im Jahr 2013 staatlich anerkannt. Sitz des Bischofs ist die St.-Nikolaus-Kathedrale im dritten Bezirk in Wien. Weitere gesetzlich anerkannte russisch-orthodoxe Gemeinden befinden sich in Graz und Linz. Die Diözese untersteht dem Patriarchat von Moskau unter Patriarch Kyrill I. Metropolit Ioann (Roschtschin) leitet die Diözese. Er hat seinen Sitz aber nicht in Wien und kommt nur anlassbezogen nach Österreich.
Insgesamt wird die Zahl der russisch-orthodoxen Gläubigen in Österreich auf rund 40.000 geschätzt. Die Gemeinde besteht aus Gläubigen verschiedener Nationalität, die vorwiegend in Wien ansässig sind.
Im Herbst 2018 wurde im niederösterreichischen Laa an der Thaya eine neue russisch-orthodoxe Kirche geweiht, in der auch regelmäßig Gottesdienste gefeiert werden. Die neue Kirche befindet sich auf dem örtlichen Soldatenfriedhof.
Eine weitere russisch-orthodoxe Kirchengemeinde gibt es in Salzburg. Diese untersteht administrativ aber nicht der Diözese Wien und Österreich des Moskauer Patriarchats sondern der Diözese von Berlin und Deutschland der Russisch-orthodoxen Kirche im Ausland (ROKA).
Rumänisch-orthodoxe Kirche in Österreich
Die rumänisch-orthodoxen Kirchengemeinden in Österreich gehören zur Diözese Zentral- und Mitteleuropa. Zuständiger Bischof ist Serafim Romul Joanta mit Sitz in Regensburg. In Österreich steht Bischofsvikar Nicolae Dura der rumänischen Gemeinde vor. Die Zahl der Gläubigen in ganz Österreich wird auf etwa 40.000 bis 50.000 geschätzt.
Die Rumänisch-orthodoxe Kirche besitzt in Wien bereits zwei Kirchen: die 2009 fertiggestellte Andreas-Kirche im 11. Bezirk (Simmering) und die 2014 von der Erzdiözese Wien übergebene Antonskirche im 15. Bezirk (Rudolfsheim-Fünfhaus). Die starke Zunahme der rumänischen Gemeinde seit der Liberalisierung des Arbeitsmarktes der Europäischen Union hat nun den Bau einer weiteren rumänischen Kirche notwendig gemacht, die in Wien-Leopoldstadt entsteht und im Frühjahr 2020 fertig werden soll.
Neben Wien gibt es in Österreich weitere rumänisch-orthodoxe Gemeinden bzw. Gottesdienststätten in Salzburg, Graz, Linz, Klagenfurt, Knittelfeld, Feldkirch, St. Pölten, Wiener Neustadt, Innsbruck, Krems, Amstetten und Oberpullendorf. 16 Geistliche sind für die Seelsorge zuständig.
Bulgarisch-orthodoxe Kirche in Österreich
Die Bulgarisch-Orthodoxe Kirchengemeinde "Heiliger Iwan Rilski" in Österreich mit Sitz in Wien steht unter der Jurisdiktion des bulgarischen Patriarchats (derzeit Patriarch Neophyt) in Sofia und ist Teil der mittel- und westeuropäischen Diözese. Zuständiger Bischof ist Antonij (Mihalev), der derzeit seinen Sitz in Berlin hat. Die bulgarisch-orthodoxe Kirchengemeinde in Österreich wurde 1967 gegründet und 1969 von der Republik staatlich anerkannt. Seit 1990 wird die Bulgarisch-Orthodoxe Kirche in Österreich von Bischofsvikar Ivan Petkin vertreten, der auch die Pfarre in Wien leitet.
Seit 1994 besaß die Kirchengemeinde eine eigene Kirche im vierten Wiener Gemeindebezirk. 2013 begann man im zwölften Bezirk mit der Errichtung einer neuen Kirche, die 2017 fertiggestellt wurde und dem Heiligen Ivan Rilski (Johannes von Rila) geweiht ist. Die Kirche in der Dunklergasse ist in einen Wohnblock integriert und liturgisches Zentrum für die bulgarischen Gläubigen aus ganz Österreich.
Georgisch-orthodoxe Kirche in Österreich
Die Georgisch-orthodoxe Kirche in Österreich umfasst geschätzt einige tausend Mitglieder. Derzeit gibt es aber keinen für Österreich zuständigen georgischen Bischof.
Antiochenisch-orthodoxe Kirche in Österreich
Seit vielen Jahren leben vor allem in Wien auch einige tausend Gläubige, die dem Patriarchat von Antiochia zuzurechnen sind. In Wien gibt es eine Gemeinde des Patriarchats, die kirchenrechtlich zur Erzdiözese von Deutschland und Mitteleuropa gehört. Zuständiger Bischof ist Metropolit Isaak (Barakat). Er hat seinen Sitz in Berlin.
Kathpress-Schwerpunkt mit Meldungen und Hintergrundberichten zur Orthodoxen Kirche in Österreich aus Anlass der ersten gemeinsamen Tagung der Mitglieder der katholischen sowie der orthodoxen Bischofskonferenz am 4. November in Wien abrufbar unter www.kathpress.at/orthodoxie