Moraltheologe Rosenberger: Haustierhaltung grundsätzlich ethisch vertretbar, entscheidend sei artgerechte Haltung und sachgerechte Prüfung
Wien-Linz, 21.11.2019 (KAP) Der Linzer Moraltheologe Michael Rosenberger rät davon ab, Tiere als Geschenke unter den Christbaum zu legen. Grundsätzlich hält er es für ethisch vertretbar, sich ein Tier in die Familie zu holen, entscheidend sei freilich eine artgerechte Haltung und eine sachgerechte Prüfung im Vorfeld. "Ob in der Hektik vorweihnachtlicher Einkäufe genügend Zeit und Ruhe vorhanden ist, um in einer Familie sachgerecht zu prüfen, ob man ein bestimmtes Tier für die Dauer seines Lebens gut halten kann", sieht er allerdings skeptisch, sagte er im Gespräch mit "Kathpress".
Der Kauf eines Tieres erfordere auf jeden Fall viel mehr als der Kauf eines Autos. "Da wären ja viele Fragen nötig: Welches Tier ist geeignet? Welche Ansprüche hat es an seinen Lebensraum, an sein Futter, an den Auslauf im Freien? Welchen Aufwand stellt die tägliche Pflege des Tieres dar? Welche Kosten entstehen?", so Rosenberger. Kann die artgerechte Haltung nicht garantiert werden, sollte man als Eltern trotz des Wunsch des Kindes nach Alternativen suchen: "Regelmäßig in den Park zu gehen und das Eichhörnchen zu beobachten, auf dem Balkon ein Futterhäuschen für die Vögel aufzustellen und diese beim Fressen beobachten oder etwas Ähnliches. Es gibt viel mehr Tiere als nur die, die man zu Hause hält."
Dass zwischen Mensch und Tier eine natürliche Beziehung besteht, erklärt der Moraltheologe mit einer These des Biologen Edward Wilson, der von einer angeborenen Liebe zum Lebendigen, der sogenannten Biophilie, spreche. "Diese Liebe könnte durch die Erfahrung entstanden sein, dass die allermeisten Tiere wie die allermeisten Menschen uns freundlich begegnen und nicht feindlich. Es tut uns also gut, anderen Tieren zu begegnen", erläuterte der Moraltheologe.
Aber auch in der kirchlichen Tradition finde man Hinweise auf diese Beziehung. So sei im Weihnachtsevangelium keine Rede von Ochs und Esel. Diese seien erst später hinzugekommen. "Die Menschen haben schnell gemerkt, dass das Jesuskind nicht in eine tierlose Welt kommen mag. Es liebt die Tiere und möchte sie in seiner Nähe haben - genauso wie wir alle. Umso mehr mahnt uns Weihnachten aber, mit den Tieren gut umzugehen."
Grundsätzlich wünscht sich der Moraltheologe mehr Aufklärung im Umgang mit Tieren. In die Pflicht nimmt er hier vor allem Zoohandlungen und Tierzüchter. "Sie sollten eigentlich an allererster Stelle daran interessiert sein, dass jedes Tier, das sie verkaufen, ein gutes Zuhause findet. Und das würde heißen, dass man auch nachfragt, ob ein Kaufinteressent das nötige Wissen und die nötige Eignung als Tierhalter hat. Wenn nicht, sollte ein Tierhändler vom Kauf abraten - selbst wenn das sein Geschäft schädigt. Aber das Tier ist wichtiger als die Kasse!"
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