Auch der Vatikan steht vor einem ungewöhnlichen Osterfest
02.04.202012:25
Vatikan/Papst/Kirche/Karwoche/Ostern
Papst Franziskus feiert heuer alle zentralen Gottesdienste von Palmsonntag bis Ostersonntag am Altar des Petersdoms - Der traditionelle Kolosseum-Kreuzweg wird auf die Stufen vor der vatikanischen Basilika verlegt
Vatikanstadt, 02.04.2020 (KAP) Ostern als höchstes Fest der Christenheit ohne öffentlich zugängliche Messe mit dem Papst: Das gab es nicht seit Ende der Christenverfolgung in der Antike. Entsprechend schwer hat sich der Vatikan mit seiner Entscheidung getan, wie inmitten der Corona-Pandemie die päpstlichen Gottesdienste der Kar- und Ostertage stattfinden sollen. Nun ist klar: Auch Papst Franziskus wird heuer alle zentralen Gottesdienste von Palmsonntag bis Ostersonntag am Altar des Petersdoms und ohne physische Anwesenheit von weiteren Gläubigen feiern. Katholiken in aller Welt können die Liturgien mit dem Papst via Internet, Fernsehen und Radio mitfeiern. Auch der traditionelle Kreuzweg am Karfreitag beim römischen Kolosseum, den in normalen Jahren Zehntausende Gläubige vor Ort mitfeiern, wird verlegt.
Von den diesjährigen Änderungen betroffen ist zunächst der Palmsonntag als Auftakt der Karwoche. Das Gedenken an den Einzug Jesu in Jerusalem erfolgt mit einer Papstmesse im Petersdom (11 Uhr) und ohne die traditionelle Palmprozession über den Petersplatz.
Am Morgen des Gründonnerstags weiht der Papst normalerweise in der sogenannten Chrisammesse Öle, die für Weihehandlungen benötigt werden. Dazu versammeln sich traditionell die Kleriker der Diözese Rom um ihren Hirten. Ein zuletzt veröffentlichtes Vatikandekret erlaubt Bischöfen in aller Welt heuer die Verschiebung dieses Gottesdienstes. Und auch im aktuellen Vatikan-Programm der Papstliturgien scheint die Chrisammesse nicht auf.
Am Beginn des "Triduum Sacrum" - also der drei Heiligen Tage - feiert der Papst am Abend des Gründonnerstags (18 Uhr) die Eucharistiefeier zur Erinnerung an das Letzte Abendmahl Jesu. In den vergangenen Jahren pflegte Franziskus die Feier in Haftanstalten oder sozialen Betreuungseinrichtungen zu halten. Heuer findet sie in der vatikanischen Basilika statt.
Zu den stimmungsvollsten Momenten der römischen Karwoche zählte stets die Kreuzwegandacht mit dem Papst am Karfreitagabend am Kolosseum, wenn Zehntausende im Schein von Kerzen den Leidensweg Jesu betend nachgingen. Sie wird sich heuer um 21 Uhr auf den Stufen des Petersdoms vollziehen. Zuvor findet um 18 Uhr - und damit eine Stunde später als gewöhnlich - die Feier vom Leiden und Sterben Christi in St. Peter statt.
Osternachtfeier und "Urbi et orbi"
Eine besondere Herausforderung für die päpstlichen Liturgen wird die Osternachtfeier am Samstag, die Franziskus am Samstagabend um 21 Uhr in der vatikanischen Basilika begeht. Die Ostervigil markiert den Höhepunkt des Kirchenjahrs. An sich lebt sie von kollektiven Riten wie der Weitergabe des Osterlichts, der Austeilung von Weihwasser und der Aufnahme erwachsener Taufbewerber in die Gemeinde, die nun nicht in der gewohnten Form stattfinden können.
Die Papstmesse am Ostersonntag auf dem Petersplatz ist seit jeher Anziehungspunkt für Pilger aus aller Welt. Sie wird in diesem Jahr wie alle anderen Liturgien mit Franziskus im Petersdom gefeiert - und zwar relativ spät um 11 Uhr. Anschließend erteilt Franziskus den österlichen Segen "Urbi et orbi", der in den vergangenen Jahren bei rund 160 Fernsehanstalten auf dem Sendeplan stand.
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