Sprecher der kirchlichen Umweltbeauftragten Österreichs, Gerhartinger, zur am 1. September beginnenden "Schöpfungszeit": "Aufatmen der Natur" durch Corona-Lockdown nicht überschätzen - Bischof Schwarz: Verbundenheit mit allem Geschaffenen wieder ins Bewusstsein rufen - Bischof Chalupka: "Wir wissen, was wir tun müssen, um einer Klimakatastrophe zu entgehen"
Wien, 21.08.2020 (KAP) Trotz des vermeintlichen "Aufatmens der Natur" durch den Corona-Lockdown ist es "höchste Zeit, konsequent ökologisch zu handeln". Das hat der Sprecher der kirchlichen Umweltbeauftragten Österreichs, Markus Gerhartinger, gegenüber "Kathpress" zur am 1. September beginnenden "Schöpfungszeit" betont, in der die christlichen Kirchen besonderes Augenmerk auf Nachhaltigkeit und "Schöpfungsgerechtigkeit" legen. Wie wichtig eine intakte Umwelt ist, zeige sich auch bei der aktuellen Gesundheitskrise, wies Gerhartinger hin. Die Vermutung, dass der Krankheitsverlauf u.a. von der Luftqualität beeinflusst wird, scheine sich zu erhärten. Für den kirchlichen Öko-Experten "ein Grund mehr, sich für eine ökologisch verträgliche Lebens- und Wirtschaftsweise einzusetzen".
Während des Shutdowns sei zwar die Lärmbelastung durch den Verkehr geringer gewesen und die Stickoxid-Belastung gesunken, zugleich habe aber im Mai die durchschnittliche Kohlendioxidkonzentration in der Erdatmosphäre einen absoluten Höchstwert erreicht. Die prophetischen Mahnungen und Anregungen der Umwelt- und Sozialenzyklika "Laudato si" von Papst Franziskus müssten weitergetragen werden, gerade auch in der Schöpfungszeit.
Der St. Pöltner Bischof Alois Schwarz, Referatsbischof für Umwelt in der Österreichischen Bischofskonferenz, betont, die Schöpfung sei ein Geschenk Gottes an alle Geschöpfe: "Der Auftrag an uns Menschen ist, sie zu behüten." Die Schöpfungszeit sei Aufruf und Bestärkung, "achtsam und dankbar" für diese Gabe Gottes zu sein und sich die Verbundenheit mit allem Geschaffenen wieder ins Bewusstsein zu rufen, so Schwarz unter Bezug auf die zukunftsweisenden Aussagen von Papst Franziskus.
Auch der evangelische Bischof Michael Chalupka ruft zum dringenden Handeln auf: "Die Maßnahmen gegen den Klimawandel dürfen angesichts der Corona-Pandemie nicht vergessen werden. Denn der wissenschaftliche Erkenntnisstand liegt auf der Hand. Wir wissen, was wir tun müssen, um einer Klimakatastrophe zu entgehen." Jetzt gehe es darum, ein breites Bewusstsein dafür zu schaffen. Denn: "Nur wenn die Botschaft in den Herzen ankommt, haben wir eine gute Grundlage, die notwendigen Maßnahmen schnell und erfolgreich umzusetzen." Aus der Coronakrise habe man gelernt, "dass wir gemeinsam im Sinne zukünftiger Generationen auch schwere Aufgaben stemmen können", so der evangelische Bischof.
Nur Nachhaltiges fördern
Die Dringlichkeit eines ökologischen Paradigmenwechsels unterstrich Markus Gerhartinger mit dem Hinweis auf die steigende CO2-Belastung. Eine Trendumkehr sei hier noch längst nicht geschafft, es brauche "ambitionierte Schritte von allen - den einzelnen, vor allem aber von den Wirtschaftstreibenden und den politischen Entscheidungsträgern: "Sie haben es in der Hand, für die entsprechenden Rahmenbedingungen zu sorgen", erklärte der Sprecher der kirchlichen katholischen und evangelischen Umweltbeauftragten.
Er empfahl, Förderungen an die Einhaltung ökologischer Kriterien zu knüpfen, als eine Chance, den dringend nötigen Wandel voranzutreiben. Auch der Papst habe in seiner vor fünf Jahren erschienenen Enzyklika unter anderem auf die Politiker gesetzt, erinnerte Gerhartinger. Diese sollten ihre Gestaltungskompetenz nutzen "und das Ruder herumzureißen - nicht nur lokal, sondern auch auf internationaler Ebene". Diese klare Botschaft im Vorfeld des Pariser Klimagipfels sowie die dortigen Vereinbarungen würden allzu zögerlich umgesetzt, rief Gerhartinger zu mehr Nachdruck auf.
Dass die Kirchen nicht nur andere, sondern auch sich selbst in die Pflicht nehmen, zeigt ein Blick auf die Aktivitäten zur Schöpfungszeit. In allen österreichischen Diözesen werden ökumenische Schöpfungsgottesdienste gefeiert und finden Veranstaltungen statt. Als österreichweite Schwerpunkte nannte Gerhartinger die Aktion "RADLn in die Kirche", die heuer durch ein Gewinnspiel für teilnehmende Pfarrgemeinden aufgewertet wird, sowie die Einladung, Tiere rund um Kirchen zu beobachten und auf www.kirchturmtiere.atzu melden. Einen Überblick über die vielfältigen Veranstaltungen sowie ein täglich neues vorbildliches Umweltbeispiel aus einer österreichischen Pfarre geben die kirchlichen Umweltbeauftragten auf der Website www.schoepfung.at.
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