Glaubenspräfekt: Ganzheitlicher Blick auf Lebensende nötig
22.09.202015:00
Vatikan/Kirche/Sterbehilfe/Ethik
Kardinal Ladaria bezeichnet neues Vatikan-Schreiben zu Sterbehilfe als Reaktion auf Gesetzesentwicklung in vielen Ländern - Text vereine "korrekte Doktrin, Seelsorge-Akzent, verständliche Sprache sowie aktuellen Stand medizinischen Fortschritts"
Vatikanstadt, 22.09.2020 (KAP) Für das Thema Pflege und Begleitung am Ende des Lebens oder in kritischen Lebensphasen ist ein "ganzheitlicher" Blick auf den Menschen vonnöten: Das hat der Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation, Kardinal Luis Ladaria Ferrer, anlässlich der Vorstellung des Dokuments "Samaritanus bonus" im Interview mit "Vatican News" (Dienstag) erklärt. Die von Ladaria geleitete Glaubenskongregation war für die Erarbeitung des 32-seitigen Briefes, der sich klar gegen jede Form von Euthanasie und Suizidbeihilfe ausspricht, verantwortlich.
Für einen Arzt sei die Sorge für das Leben die "erste Verantwortung" und nicht auf die Heilung von Kranken beschränkt, sagte der Kardinal, denn: "Selbst wenn Heilung unmöglich oder unwahrscheinlich ist, ist die medizinisch-pflegerische Begleitung sowie die psychologische und spirituelle Begleitung eine unausweichliche Pflicht. Das Gegenteil wäre ein unmenschliches Verlassen des Kranken", verwies der Kardinalspräfekt auf den ersten Absatz des Textes.
"Unheilbar" sei zudem nie gleichbedeutend mit "unbehandelbar" oder mit einem Ende des medizinischen und pflegerischen Handelns. "Die Kirche bekräftigt den positiven Sinn des menschlichen Lebens als einen Wert, der bereits durch die rechte Vernunft wahrgenommen werden kann, und den das Licht des Glaubens bestätigt und in seiner unveräußerlichen Würde zur Geltung kommen lässt", so der Glaubenspräfekt.
Wenn die Kirche die Heiligkeit und Unverletzlichkeit des menschlichen Lebens bekräftige, so verkenne sie nicht den Wert der Freiheit, die stark von Krankheit und Schmerz bedingt ist, sowie den Wert des Lebens. "Einen Kranken zu töten, der um Euthanasie bittet, bedeutet daher keineswegs, seine Autonomie anzuerkennen und zur Geltung kommen zu lassen, sondern im Gegenteil, ihm jede weitere Möglichkeit einer positiven menschlichen Beziehung zu verweigern", betonte Ladaria.
Dem Kardinalpräfekt zufolge sei die neue Stellungnahme des Heiligen Stuhls angebracht und nötig" gewesen angesichts immer freizügigeren Gesetzgebungen weltweit in Bezug auf Euthanasie, assistiertem Suizid und anderen Fragen am Lebensende. Man habe das Themengebiet mit "korrekter Doktrin, starkem seelsorglichem Akzent, in verständlicher Sprache sowie auf der Höhe des medizinischen Fortschritts" behandelt.
Glaubenskongregation bezeichnet lebensverkürzende Maßnahmen als Zeichen einer "Wegwerfkultur" - Zugleich Positionierung gegen "unverhältnismäßigen und entmenschlichenden Einsatz von Technologien" vor allem in kritischen Lebensphasen