Prof. Erich Leitenberger - Im kirchlichen Einsatz bis zuletzt
19.01.202116:52
(zuletzt bearbeitet am 19.01.2021 um 17:12 Uhr)
Österreich/Kirche/Leitenberger/Tod
Auch wenn der frühere Kathpress-Chefredakteur und Pressesprecher der Erzdiözese Wien offiziell seit gut zehn Jahren in Pension war, gab es für ihn keinen "Ruhestand" - Seine letzte Pressemeldung verfasste der 76-jährige einen Tag vor seinem Tod - Wesentliche Aussagen aus Leitenbergers letztem Interview für Kathpress zu seinem 75er sind Vermächtnis und Auftrag zugleich - Von Georg Pulling
Wien, 19.01.2021 (KAP) Am Samstagnachmittag, 16. Jänner, um 19.11 Uhr erreichte die Kathpress-Redaktion die letzte Aussendung des von Prof. Erich Leitenberger betriebenen Pro Oriente-Informationsdienstes. Darin berichtete er über Stellungnahmen zum Tod des weißrussischen orthodoxen Metropoliten Filaret. Nur gut einen Tag später, in der Nacht von Sonntag auf Montag, wurde auch Leitenberger von Gott heimgerufen.
Auch wenn Leitenberger offiziell seit gut zehn Jahren in Pension war, gab es für ihn keinen "Ruhestand". Er lebte und wirkte dabei bescheiden, stand nicht gerne selbst im Rampenlicht, sondern ließ viel lieber seine unzähligen Nachrichten, Pressemeldungen und viele weitere publizistische Werke für sich sprechen. Unermüdlich - bis einen Tag vor seinem Tod.
Zu seinem 75. Geburtstag vor rund eineinhalb Jahren konnte Leitenberger aber dann doch nicht aus und "musste" Kathpress ein Interview geben. Dabei kam er auf seine Aufgaben als Pressesprecher der Stiftung Pro Oriente bzw. des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich und seine Funktion als Vizepräsident der Kardinal König Stiftung zu sprechen. Einige zentrale Aussagen des katholischen Publizisten, Journalisten und kirchlichen Multifunktionärs dürfen dabei durchaus auch als sein Vermächtnis verstanden werden.
Ökumenische Mühen der Ebene
So wollte Leitenberger nicht von einem Stillstand in der Ökumene sprechen, auch wenn sich in den letzten Jahren auf der großen offiziellen Ebene nicht gerade viele öffentlichkeitswirksame Fortschritte gezeigt hätten. Es gebe zahlreiche ökumenische Basisinitiativen, wo sehr viel Erfreuliches geschehe. Leitenberger öffnete zudem einen umfassenderen Blick auf die Ökumene und konstatierte, dass ein Blick zurück auf die Situation vor 50 bis 60 Jahren sehr wohl sehr viel Positives entwickelt habe. Allerdings habe man sich an die guten Beziehungen auch schon allzu sehr gewöhnt. Der "Reiz des Neuen" sei nicht mehr gegeben.
Leitenberger verwies weiters auf den theologischen Dialog zwischen den Experten der einzelnen Kirchen. Hier gebe es von Seiten der Kirchen der katholischen, reformierten, orthodoxen und orientalischen Tradition schon sehr große Fortschritte. Die theologischen Hemmschuhe zwischen den Kirchen seien weitgehend aufgearbeitet, bei der Bearbeitung kulturellere oder sozialer Fragen gebe es freilich noch viel Luft.
Und schließlich seien in der Ökumene auch die Kirchenleitungen gefragt, die die Ergebnisse der theologischen Fachdialoge ratifizieren und rezipieren müssten, so der durchaus dringliche Appell Leitenbergers.
In seiner Funktion als ÖRKÖ-Pressesprecher wies Leitenberger auf zahlreiche gemeinsame Initiativen der im Rat vertretenen 16 Kirchen in Österreich hin. So hätten sich die Kirchen etwa 2015 bei der Bewältigung des großen Flüchtlingsstromes sehr bewährt. Die Kirchen würden sich auch gesellschaftspolitisch mit einer Stimme zu Wort melden, zugleich aber stets darum bemüht sein, sich parteipolitisch nicht vereinnahmen zu lassen. Ein nicht immer leichtes Unterfangen, wie Leitenberger einräumte.
Durch die zunehmende Nähe der Kirchen würden freilich auch nach wie vor bestehende Unterschiede deutlicher. So gebe es etwa im ethischen Bereich immer wieder unterschiedliche Ansichten, etwa zu den Themen Abtreibung, Euthanasie oder Homosexualität. Auffallend sei, dass die Trennlinien dabei aber in der Regel nicht entlang der Kirchengrenzen, sondern quer durch die Kirchen verliefen, so Leitenberger.
Brisanz des ökumenischen Dialogs
Auf seine Tätigkeit bei der Stiftung "Pro Oriente" angesprochen, wies Leitenberger auf die vielen inoffiziellen Dialoginitiativen zwischen katholischer und der orthodoxen bzw. altorientalischen Seite hin, die von der Stiftung angestrengt wurden. Mit teils großem Erfolg. Derzeit arbeite man daran, wie man die gesellschaftliche Brisanz des ökumenischen Dialogs öffentlich sichtbarer machen könne, so Leitenberger. Und diese Arbeit muss auch jetzt mit Engagement weitergehen, würde er wohl heute sagen.
In seiner Funktion als Vizepräsident der Kardinal-König-Stiftung sagte Leitenberger u.a. dass die Stiftung - ganz im Sinne von Kardinal Franz König (1905-2004) - sehr um das interreligiöse Gespräch bemüht sei ja aufgrund der gegenwärtigen und künftigen Herausforderungen sein müsse.
Und schließlich wolle man eine Prämisse des 2004 verstorbenen Wiener Alterzbischofs auch pflegen: "Wir wollen nicht nur reden und diskutieren, sondern auch handeln." In diesem Sinne bemühte und bemüht sich die Stiftung seit Jahren um Rückkehrhilfe für christlichen Flüchtlingen in die nordirakische Ninive-Ebene, von wo sie von der Terrormiliz IS vertrieben worden waren. Auch dieses Engagement war Leitenberger stets besonders wichtig. Bereits gesundheitlich schwer angeschlagen hatte Leitenberger 2017 noch den Nordirak besucht und sich persönlich ein Bild von der Lage vor Ort gemacht. - Unermüdlich im Einsatz, bis zuletzt.
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