Irak: Was sich die Christen vor Ort vom Papstbesuch erhoffen
21.02.202109:54
Irak/Papst/Reise/Erwartungen/ICO
Hilfswerk "Initiative Christlicher Orient" sammelte Stimmen von Projektpartnern aus dem Nordirak ein - Chaldäischer Pfarrer: "Historisches Ereignis" - Katholische Ordensfrau: "Unser Land schreit nach Hoffnung, Freude und Frieden" - Assyrischer Geistlicher: "Geschenk des Papstes an alle Iraker"
Erbil/Linz, 21.02.2021 (KAP) Trotz Terror und Covid-Krise. Die Christen im Irak sehnen den Besuch von Papst Franziskus im Zweistromland herbei, auch wenn dieser Besuch nicht wie ein normaler Papstbesuch ablaufen kann und wird. Alle Einschränkungen sind jedenfalls besser als kein Besuch. Das verdeutlichen Stellungnahmen von Kirchenvertretern vor Ort, die das Linzer Hilfswerk Initiative Christlicher Orient (ICO) aktuell eingeholt hat.
Die ICO ist seit vielen Jahren mit zahlreichen Hilfsprojekten im Nordirak präsent; u.a. in der nordirakischen chaldäischen Diözese Zakho. Deren neuer Bischof Felix Dawood Al-Shabi hat gegenüber der ICO darauf hingewiesen, dass der Besuch des Papstes nicht nur für die Christen, sondern für die gesamte irakische Bevölkerung ein Zeichen des Friedens, der Hoffnung und für eine Zukunft mit mehr Sicherheit sei.
Der Bischof hob auch die Anstrengungen der irakischen Zentralregierung und der kurdischen Regionalregierung positiv hervor, die unbeirrt - trotz der massiven Probleme - am Besuch festhielten und alles unternehmen würden, damit die Papstreise möglich wird.
Wie eingeschränkt die Möglichkeiten für die lokalen Christen sind, den Papst persönlich zu treffen, zeigt die Nachricht des chaldäischen Pfarrers Samir Yousif aus dem Dorf Enishke. Aus der gesamten nordirakischen Diözese Dohuk könnten gerade einmal 350 Personen an der großen Papstmesse am 7. März in Erbil teilnehmen. Aus seiner Pfarre seien es 96 Personen, so Pfarrer Samir. Und trotzdem spricht er von einem "historischen Ereignis", auf das die Menschen schon seit vielen Jahren gewartet hätten. Gerade auch für die nordirakische Region Kurdistan sei der Besuch wichtig und eine Bestätigung der Bemühungen um ein friedliches Zusammenleben aller Einwohner.
Der Papst werde die Christen wohl darin bestärken, in ihrer Heimat zu bleiben, so der Pfarrer von Enishke weiter. Und zugleich werde er sich dafür einsetzen, dass es endlich mehr Sicherheit in der Region gibt. Hoffnungen setzt der Pfarrer diesbezüglich in die symbolträchtige Begegnung von Papst Franziskus und Großayatollah Ali al-Sistani.
Eine geschundene Gesellschaft
Von einer "geschundenen und verwundeten" irakischen Gesellschaft spricht die Ordensfrau Sanna Hanna. Umso größer seien die Hoffnungen, die die Menschen mit dem Besuch des Papstes verbinden. Der Irak, ein Land , in dem schon so viel Blut vergossen wurde, "schreit nach Hoffnung, Freude und Frieden", so die Dominikanerin. Sr. Hanna und ihre Mitschwestern haben sich u.a. in Erbil, der Hauptstadt der kurdischen Autonomieregion für Flüchtlinge eingesetzt, die in letzter Minute der Terrormiliz IS entkommen waren.
Der Besuch von Papst Franziskus ist nicht nur für die katholischen Kirchen im Land eine große Freude, sondern auch für alle anderen Konfessionen. Emanuel Youkhana ist Direktor von CAPNI, (Christian Aid Programm for North Iraq), einem Hilfswerk der Assyrischen Kirche des Ostens. Auch er bezeichnet den Besuch als "Geschenk des Papstes an alle Iraker". Er sei überaus dankbar für dieses Zeichen der Solidarität des Papstes mit dem leidenden Volk. CAPNI ist seit vielen Jahren ein bewährter Projektpartner der ICO.
Hoffnung in Karakosch
Ein weiterer Partner der ICO vor Ort ist die syrisch-katholische Kirche. Der syrisch-katholische Bischof von Mossul, Boutros Moshe, spricht davon, dass es die Christen kaum mehr erwarten könnten, den Papst endlich in ihrem Land begrüßen zu können. Zur Diözese des Bischofs gehört auch die Kleinstadt Karakosch in der Ninive-Ebene, die Papst Franziskus am 7. März besuchen wird. Karakosch war mit bis zu 50.000 Einwohnern die größte rein christliche Stadt der Region. Alle mussten vor dem IS fliehen. Nachdem dieser militärisch besiegt wurde, kehrte rund die Hälfte der Bevölkerung in ihre großteils zerstörte Stadt zurück.
Der Großteil der Häuser sei inzwischen wieder aufgebaut, berichtet der Bischof. Nun würden die Christen gerade eine neue Kirche bauen. Das sei ein wichtiges Zeichen dafür, dass die Christen an eine Zukunft in ihrer Heimat glauben. Der Besuch von Papst Franziskus werde sie dabei bestärken, zeigte sich der syrisch-katholische Erzbischof zuversichtlich.