Obmann der Initiative Christlicher Orient, Dadas, im Kathpress-Interview: "Wenn der Papst sich mit den Not leidenden Menschen im Irak solidarisch zeigt, dann sollten wir das auch tun"
Linz, 21.02.2021 (KAP) Wenn Papst Franziskus von 5. bis 8. März in den Irak reist, dann ist dieser Besuch auch für Österreich wie generell für den Westen von Bedeutung. Davon hat sich der Linzer Generaldechant und Obmann der Initiative Christlicher Orient (ICO), Slawomir Dadas, überzeugt gezeigt. Auch in der Pandemie sei es notwendig, den Blick über den eigenen Kirchturm hinaus zu weiten und die Not anderswo wahrzunehmen, sagte Dadas im Kathpress-Interview im Vorfeld der Papstreise "Wenn der Papst sich mit den Not leidenden Menschen im Irak solidarisch zeigt, dann sollten wir das auch tun", so der Appell des ICO-Obmanns.
Dass Papst Franziskus in den Irak reist, hat laut Dadas mehrere Gründe bzw. Ziele. Zum einen sei es ihm sicher besonders wichtig, die kleine christliche Minderheit im Land zu stärken. Die Christen - wie freilich auch viele andere Minderheiten im Irak - hätten in den vergangenen 20 Jahren furchtbar gelitten, so Dadas, der in diesem Zusammenhang u.a. auf die Vertreibungen und Verfolgungen durch die IS-Terrormiliz hinwies. Nun sei es dem Papst sicher ein besonderes Anliegen, "die letzten 250.000 bis 300.000 Christen im Land zu bestärken, in ihrer Heimat zu bleiben". Nachsatz: "Die wenigsten Menschen hier bei uns sind sich überhaupt bewusst, dass es im Irak Christen gibt."
Im Irak habe zuletzt, wie vermutlichen in keinem anderen Land im Nahen Osten, das Vertrauen zwischen der kleinen christlichen Minderheit und der muslimischen Mehrheit gelitten. Dadas erinnerte daran, dass bei der Vertreibung der Christen aus der Ninive-Ebene durch den IS zahlreiche muslimische Nachbarn eine unrühmliche Rolle gespielt hätten. Diese hätten sich an den Vertreibungen beteiligt bzw. mit der Plünderung der Häuser schon begonnen, noch bevor der IS eingerückt war. Viele Christen seien schwer traumatisiert. Neues Vertrauen zu den muslimischen Nachbarn aufzubauen sei daher umso schwieriger, gab der ICO-Obmann, der bereits mehrmals im Nordirak auf Lokalaugenschein war, zu bedenken.
Umso mehr sei zu hoffen, dass Papst Franziskus und Großayatollah Ali al-Sistani bei ihrem geplanten Treffen "ein deutliches Zeichen der Versöhnung und Vergebung setzen werden". Der 90-Jährige al-Sistani ist die höchste geistliche Autorität der Schiiten im Irak.
Die ICO ist seit rund 20 Jahren im Nordirak aktiv. Unterstützt wurden und werden etwa kleine Pfarren in den ländlichen Gebieten Kurdistans, aber auch Kindergärten, Schulen und ein Altersheim. Nachdem der IS aus der nordirakischen Ninive-Eben vertrieben wurde, hat sich die ICO auch vielfach dafür eingesetzt, dass die Christen in ihre zerstörten Dörfer und Kleinstädte zurückkehren und sich wieder eine Existenz aufbauen konnten. Zuletzt erhielten zudem im Rahmen der ICO-Winternothilfe wieder hunderte verarmte Familien im Nordirak Nahrungsmittelpakete und Heizöl. Auch mit einem Corona-Nothilfeprogramm ist die ICO vor Ort präsent.
Die ICO vermittelt zudem auch Pfarrpartnerschaften im Nahen Osten. Im Nordirak gibt es derzeit zwei: zwischen der Wiener Pfarre Ober St. Veit und der chaldäisch-katholischen Pfarre Enishke in Kurdistan sowie zwischen der niederösterreichischen Pfarre Herzogenburg und der chaldäischen Pfarre Telskof in der Ninive-Ebene.