Erzbischof: "Papst trifft im Irak auf lebendige Kirche"
23.02.202111:03
Irak/Papst/Christentum/Papstbesuch
Syrisch-katholischer Erzbischof Nathanael Nizar Samaan: Vorbereitungen auf Papstbesuch haben getrennte Konfessionen im Irak einander näher gebracht - Irakischer Premierminister: "Der Irak wäre nicht der Irak ohne Christen"
Erbil/Rom, 23.02.2021 (KAP) Die christliche Glaubensgemeinschaft, die Papst Franziskus auf seiner Reise in den Irak (5. bis 8. März) willkommen heißen wird, "ist arm, klein und ohne politischen Einfluss, aber es ist eine lebendige Kirche". Das hat der syrisch-katholische Erzbischof Nathanael Nizar Samaan, der die Diözese Hadiab in der Autonomen Provinz Kurdistan leitet, gegenüber dem vatikanischen Nachrichtendienst Fides betont. "Wir erwarten nicht, dass der Besuch des Papstes Mitleid mit uns hervorruft", so der Erzbischof. Für die Christen sei der Besuch vielmehr ein Zeichen dafür, "dass der Papst und die Weltkirche uns lieben, dass wir nicht allein sind und dass es auch für uns eine Zukunft gibt".
Samaan zeigte sich zudem zuversichtlich, dass die Welt durch die "Linse" des päpstlichen Besuchs wiederentdecken werde, dass es im Irak noch Christen gibt. Die Christen hätten den Wunsch, auch in Zukunft im Irak zu leben, "und zwar nicht isoliert, sondern in Geschwisterlichkeit mit allen Irakern". Freilich sei gerade auch unter den Christen die Armut groß und es gebe viele "alltägliche Probleme", räumte der Erzbischof ein.
Höhepunkt der Papstreise ist für den syrisch-katholischen Erzbischof die Papstmesse am Sonntag, 7. März, in Erbil: "Es wird die einzige Veranstaltung im Programm des Papstbesuchs sein, bei der viele Menschen zusammenkommen". Bei allen anderen Terminen des Programms, selbst in Bagdad und Karakosch, werde der Zugang hingegen sehr eingeschränkt sein.
Im Franso Hariri-Stadion in Erbil könnten hingegen zumindest 10.000 Menschen an der Messe teilnehmen. Das Stadion könnte zwar 30.000 Teilnehmer fassen, "aber leider hat die Covid-19-Pandemie in Erbil die Begrenzung des Zugangs erzwungen". Mindestens die Hälfte der Anwesenden werde aus Orten in der Provinz Kurdistan kommen, so Erzbischof Samaan. "Den Rest der Eintrittskarten haben wir unter den Diözesen im ganzen Land verteilt."
Ökumenische Zusammenarbeit
Die Vorbereitung des Papstbesuchs, so der syrisch-katholische Erzbischof, sei auch Anlass für eine intensive interrituelle und ökumenische Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen christlichen Konfessionen und Gemeinschaften: "Die verschiedenen Momente des Papstbesuchs gemeinsam vorzubereiten, belebt auch die Gemeinschaft unter uns. Wir haben Spaltungen und Unterschiede beiseitegelassen und allen gezeigt, dass wir als irakische Christen dieselbe Mission haben, das Evangelium Christi in unserem Land zu verkünden." Auch viele Muslime würden sich auf den Besuch des Papstes freuen und diesen gerne willkommen heißen, fügte der Erzbischof hinzu.
Die Papstmesse wird im lateinischen Ritus gefeiert und in verschiedenen Sprachen gehalten - Arabisch, Kurdisch, Englisch und auf Aramäisch, der Sprache Jesu. Ein Orchester aus 120 Musikern wirkt mit, unter ihnen 20 Muslime. Eine personalisierte Platzvergabe soll die Nachverfolgung möglicher Corona-Infektionen ermöglichen. Zugleich setzen die Verantwortlichen wegen der beschränkten Teilnahmemöglichkeit auf die Verbreitung des Gottesdienstes über digitale Medien.
Irakischer Premier für religiöse Pluralität
Unterdessen sorgt ein Zitat des irakischen Premierministers Mustafa Al-Kadhimi für positive Stimmung unter der christlichen Minderheit im Land: "Der Irak wäre nicht der Irak ohne Christen", so der irakische Premierminister jüngst bei einem Treffen mit Vertretern der christlichen Kirchen. "Wir Iraker", bemerkte der Ministerpräsident während des Treffens, "sind stark durch unsere kulturelle und religiöse Pluralität, und wir werden trotz finsterer Aktivitäten von Gruppen, die mit ihren Plänen unser wundervolles Land zu zerstören gescheitert sind, ein Symbol für Koexistenz, Toleranz und echte Staatsbürgerschaft bleiben". Ausdrücklich hob Al-Kadhimi die Präsenz indigener christlicher Gemeinschaften im Irak seit apostolischen Zeiten hervor.
Schon im Juni 2020, kurz nach seinem Amtsantritt als Premierminister, drückte Al- Kadhimi bei einem Besuch in Mossul und der Provinz Ninive seine Besorgnis über den stillen Exodus aus, der die christlichen Gemeinschaften schwinden lässt.
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