In Kurdistan tätiger Schweizer Ordensmann Petzold in Schreiben an "Initiative christlicher Orient": Auch für viele Muslime ist Papst "ein Symbol der Einheit der Solidarität und der Versöhnung"
Erbil/Linz, 01.03.2021 (KAP) Der Besuch von Papst Franziskus im Irak (5. bis 8. März) werde über eine Verbesserung der Beziehungen zwischen Muslimen und Christen hinaus hoffentlich auch zur Versöhnung innerhalb der Muslime beitragen. Das betont der in der kurdischen Metropole Sulaymaniyah im Nordirak tätige Schweizer Ordensmann P. Jens Petzold in einem Schreiben an das in Linz ansässige Hilfswerk "Initiative christlicher Orient". Es brauche eine umfassende Versöhnung zwischen allen Teilen der irakischen Nation.
Für ihn persönlich, so Petzold, rufe der Besuch von Papst Franziskus Erinnerungen an den Besuch von Johannes Paul II. in der syrischen Hauptstadt Damaskus im Jahr 2001 hervor: "Bei aller Begeisterung und Hoffnung, die der Besuch damals bei den Christen hervorgerufen hat, hat mich damals vor allem beeindruckt, wie intensiv gerade die muslimische Mehrheit der syrischen Bevölkerung den Besuch verfolgt hat." Damals wie heute sei für viele Muslime der Papst "ein Symbol der Einheit der Solidarität und der Versöhnung". Allesamt Werte, die der Islam der Gegenwart oft vermissen lasse.
Die Christen im Nahen Osten seien zudem, so Petzold weiter, in einer "einzigartigen Position, weil sie zu allen ethnischen und kulturellen Gruppen gehören. Sie können die verschiedenen religiösen und politischen Fraktionen zusammenbringen und ihnen helfen, sich von Eigenbrötelei und Korruption abzuwenden und sich wieder auf das Gemeinwohl hin zu orientieren."
So hoffe er, dass die Christen im Land vom Papst ermutigt Mut fassen und auf ihre Landsleute zugehen, "damit wir alle eine neue Ära des Zusammenlebens im Mittleren Osten gestalten". Dies wäre für Franziskus "ein würdiges Souvenir dieser Reise", so der Ordensmann.
Einsatz für Versöhnung
Petzold lebt seit 2011 lebt er in der kurdischen Stadt Sulaymaniyah, wo er das örtliche Marienkloster (Deir Maryam Al-Adhra, Kloster der Jungfrau Maria) revitalisiert hat. Er bemüht sich in seinem Kloster um den interreligiösen Dialog, Bildung und Versöhnung zwischen den Völkern und Religionen. Nach dem Überfall des IS auf die nordirakische Ninive-Ebene nahm er 2014 spontan 250 traumatisierte Flüchtlinge im Kloster auf. Die meisten sind inzwischen wieder in ihre Heimat zurückgekehrt oder in den Westen ausgewandert. Einige wenige sind in Sulaymaniyah geblieben.
P. Jens bietet im Kloster Sprachkurse in Kurdisch, Arabisch und Englisch an. Dazu gibt es verschiedene Ausbildungsmöglichkeiten für Frauen und Aktivitäten für Kinder wie Malkurse. Sogar einen Journalismuskurs hat der Pater ins Leben gerufen. 90 Prozent der Menschen, denen die Arbeit des Ordensmannes zugutekommt, sind übrigens Muslime.
Seit rund einem Jahr gibt es Pläne für eine umfassende bauliche wie inhaltliche Erweiterung des Klosters hin zu einem Begegnungszentrum. Dazu gehören eine Bibliothek, mehrere Seminarräume, Büros, ein Lesesaal und eine Mehrzweckhalle.
Petzold gehört der in Syrien beheimateten Gemeinschaft von Mar Musa an. Deren Gründer, der italienische Ordensmann Pater Paolo Dall'Oglio, wurde 2013 entführt und ist seither verschwunden.