Semesterauftakt für Katholisch-Theologische Fakultät mit Festvortrag von Oberrabbiner Jaron Engelmayer - Engelmayer: Verhältnis zwischen Judentum und Christentum freundschaftlich und respektvoll in Anerkennung der Unterschiede - Verleihung von Preisen für beste Abschlussarbeiten und Dissertationen
Wien, 15.10.2021 (KAP) Ganz im Zeichen des christlich-jüdischen Dialogs stand heuer der "Dies facultatis", mit dem die Wiener Katholisch-Theologische Fakultät am Donnerstagabend den Start ins Wintersemester feierte. Neben dem Festredner, dem Wiener Oberrabbiner Jaron Engelmayer, sorgten die Musiker Timna Brauer und Elias Meiri mit der Interpretation jüdischer Lieder für einen stimmungsvollen Abend im Großen Festsaal der Universität Wien, an dem auch zahlreiche Vertreter kirchlicher und universitärer Einrichtungen sowie der Präsident des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdischen Zusammenarbeit, Martin Jäggle, teilnahmen. U.a. wurden auch die Preise für die besten Abschlussarbeiten und Dissertationen des vergangenen Jahres vergeben.
Begrüßungsworte sprachen der Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät, Prof. Johann Pock, sowie Vize-Rektorin Christa Schnabl. Dabei erinnerte Schnabl an die im Rahmen des Gesera-Gedenkens im März dieses Jahres ausgesprochene Selbstverpflichtung der Fakultät, den Dialog mit dem Judentum in allen Bereichen von Lehre und Forschung zu vertiefen. Die Dialogbemühungen, zu denen eine eigene Ringvorlesung, aber auch dieser Abend zähle, hätten eine Strahlkraft über die Fakultät hinaus und seien der Universität ein wichtiges Anliegen. Pock unterstrich seinerseits, dass mit dem "Dies facultatis" das Anliegen des Dialogs keinesfalls abgeschlossen sei, sondern es auch in Zukunft in Veranstaltungen wie in Lehre und Forschung fortgeführt werden solle.
"Freundschaft in Anerkennung der Unterschiede"
Der Wiener Oberrabbiner Jaron Engelmayer betonte in seinem Festvortrag, dass der Dialog zwischen Christentum und Judentum bei allen bleibenden Unterschieden in "Freundschaft und großem Vertrauen" geführt werde. Zentral für diesen Dialog sei die Begegnung in Respekt und in Anerkennung der Unterschiede. In der Begegnung auf Augenhöhe könne man so gemeinsam den Herausforderungen der Zeit entgegentreten.
Beispielhaft sei da etwa das Konzilsdokument "Nostra Aetate" (1965), dem eine "unglaubliche Bedeutung" für den Dialog zukomme, da es den Dialog auf eine "ganz neue Basis" gestellt habe - eben jene der respektvollen Anerkennung der Unterschiede. Mit Dankbarkeit erinnerte Engelmayer in dem Zusammenhang an die Beschneidungsdebatte im Jahr 2012, bei der die christlichen Kirchen die ersten gewesen seien, die den jüdischen Vertretern zur Seite gesprungen seien und sie unterstützt hätten.
In seinem Vortrag zeigte Engelmayer, der seit August 2020 Oberrabbiner in Wien ist, auf, worin die besonderen Eigenheiten des Judentums bestehen. Dies sei zum einen die Tatsache, dass das Judentum nicht allein eine Religion darstelle, sondern eng mit dem Gedanken einer Nation verknüpft ist; eine weitere Eigenheit, die das Judentum von anderen Religionen unterscheide, hänge mit der Verbindung zum Land Israel zusammen. Und schließlich bestehe eine Besonderheit in der speziellen Form der praxisnahen Religiosität. Diese bestehe schließlich nicht zuerst in einem Bekenntnis, sondern in der Bereitschaft, jüdisch zu leben, d.h. den Sabbat einzuhalten, jüdische Feste zu feiern etc.
Im Rahmen des "Dies facultatis" wurden u.a. drei Abschlussarbeiten ausgezeichnet. Überreicht wurden die Preise für die besten Diplom- bzw. Masterarbeiten von Prof. Wolfgang Treitler in seiner Funktion als Studienprogrammleiter. Ausgezeichnet wurden Doris Fahrngruber für ihre Arbeit "Katholische Organisationen für Arbeiterinnen in Wien von ihren Anfängen bis 1918 zwischen Bevormundung und Selbstbestimmung", Hannah Flachberger für ihre Arbeit "Churchplanting. Ein Beitrag zur Ekklesiogenese im katholischen Kontext" sowie Simon Adam Lenhart. Letzterer erhielt den "Wilhelm-Keilbach-Preis" für eine religionswissenschaftliche Arbeit mit dem Titel: "Existentialistischer Dhamma - Nanavira Theras Notes on Dhamma und die Herausbildung des Existenzialistischen Theravada."
Die Dissertationspreise wurde von Prof. Markus Tiwald überreicht. Ausgezeichnet wurden die Arbeiten von Manuela Kainrath ("Mission als Suche des treuen Gottes nach den Menschen im Kontext der Reich-Gottes-Botschaft"), von David Novakovits ("Das Wagnis des Scheiterns. Religionspädagogische und -didaktische Untersuchungen zu einem Erfahrungsfeld der Gegenwart") sowie von Sarah-Allegra Schönberger ("Vaisravana. Dämonischer Wächter und Herr der Reichtümer. Ikonografische Transformationen im Kulturtransfer zwischen Indien und dem sino-japanischen Raum"). (Infos: https://ktf.univie.ac.at)