Orthodoxes Christentum in Verfassung als "vorherrschende Religion" genannt
Athen, 26.11.2021 (KAP/KNA) In Griechenland ist das orthodoxe Christentum in der Verfassung als "vorherrschende Religion" geschützt. Rund 96 Prozent der Bevölkerung sind orthodoxe Christen. Alle anderen Religionen sind damit kleine Minderheiten in dem südeuropäischen Land - darunter rund 30.000 protestantische sowie 133.000 katholische Christen. Unter letzteren machen ausländische Katholiken, etwa Albaner, Polen und Filipinos, einen wesentlichen Anteil aus. Als neuer katholischer Erzbischof von Athen amtiert seit wenigen Wochen der Jesuit Theodoros Kontidis (65).
Die Ursprünge der Kirche in Griechenland reichen bis in die apostolische Zeit zurück: Der Apostel Paulus wirkte in Philippi, Saloniki (Thessaloniki), Athen und Korinth. In den ersten Jahrhunderten war der Metropolit von Thessaloniki für das griechische Gebiet verantwortlich. Im 8. Jahrhundert unterstellte der Oströmische Kaiser Leo III. das Gebiet Griechenlands dem Patriarchen von Konstantinopel. An dieser Zuständigkeit änderte sich über 1.000 Jahre nichts, auch nicht während der osmanischen Herrschaft.
Nach Erlangung der staatlichen Unabhängigkeit Griechenlands vom Osmanischen Reich erklärte sich die orthodoxe Kirche von Griechenland 1833 für selbstständig (autokephal), was 1850 vom Konstantinopler Patriarchat anerkannt wurde. Durch die Balkankriege Anfang des 20. Jahrhunderts vergrößerte sich das griechische Staatsterritorium nach Norden hin. Diese sogenannten Neuen Länder gehören zwar seit 1928 formell zur Jurisdiktion des Ökumenischen Patriarchats, werden jedoch von der Synode der Orthodoxen Kirche von Griechenland verwaltet: Ihr "spirituelles Oberhaupt" ist der Ökumenische Patriarch, ihr "administratives Oberhaupt" der Erzbischof von Athen.
Die Kirche von Kreta hat einen halbautonomen Status gegenüber dem Ökumenischen Patriarchat, ist also außerhalb des Einflussbereichs des Erzbischofs von Athen; der Heilige Berg Athos, die Insel Patmos, die Dodekanes und zwei Klöster in Nordgriechenland unterstehen direkt der Jurisdiktion des Ökumenischen Patriarchats - wie auch alle orthodoxen Griechen außerhalb Griechenlands.
Die Kirche von Griechenland gliedert sich in 81 Diözesen einschließlich der 36 Diözesen in den "Neuen Ländern". Ihr gehören rund zehn Millionen Gläubige an. Oberhaupt ist seit 2008 der Erzbischof "von Athen und ganz Griechenland", Hieronymos II. Liapis. Seit 1977 genießt die Griechische Orthodoxe Kirche in Griechenland den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts, die in ihren inneren Angelegenheiten weitgehend unabhängig vom Staat agieren kann - und umgekehrt.
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