Sr. Kunigunde Fürst, früher Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs, ist heute Deutschlehrerin in einem kleinen Ort im Norden des zentralasiatischen Staates - Besuch von Franziskus soll Glaubenszeugnis und "Geschwisterlichkeit der Religionen" stärken
Linz/Nur-Sultan, 09.09.2022 (KAP) Papst Franziskus besucht vom 13. bis 15. September Kasachstan. Bestens mit dem Land und seinen Menschen vertraut ist eine österreichische Ordensfrau, die dort ihre neue Wirkungsstätte gefunden hat: Sr. Kunigunde Fürst (78), die frühere Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs (heute: Österreichische Ordenskonferenz). Die Erwartungen, die die Oberösterreicherin an das Kommen des Kirchenoberhaupts knüpft, sind hoch: Vor allem könne der Papst ein "Zeugnis gelebten Glaubens und gelebter Geschwisterlichkeit mit anderen Religionen" geben, sagte die Vöcklabrucker Franziskanerin im Interview der Nachrichtenagentur Kathpress (Freitag).
Die Art und Weise, wie Papst Franziskus Geschwisterlichkeit vorlebt, könne die Menschen in Kasachstan berühren, ist Sr. Kunigunde überzeugt. Sie selbst habe in dem Nachfolgestaat der Sowjetunion überall dort sehr gute Erfahrungen gesammelt, wo Menschen keinen Unterschied zwischen Religionen machten. Schließlich gelte: "Wenn Frieden unter Religionen möglich ist, ist Frieden im Staat möglich", zitierte Fürst den früheren kasachischen Präsidenten Nursultan Nasarbajew. Auf ihn geht auch die Initiative zu dem alle paar Jahre stattfindenden "Kongress der Führer von Welt- und traditionellen Religionen" zurück, zu dessen siebter Auflage Papst Franziskus in der Hauptstadt Nur-Sultan erwartet wird.
"Das Leben mit den Menschen teilen"
Der aktuelle Einsatzort für die einst erste Ordensfrau Österreichs ist die Ortschaft Korneewka im Norden Kasachstans. Nur wenige der 2.000 Einwohner sind katholisch, immerhin eine Gruppe von 20 bis 30 von ihnen wird aber zur Papstmesse am 14. September ins rund 300 Kilometer entfernte Nur-Sultan fahren. Sr. Fürst, die früher Religion unterrichtet hat, ist in Kasachstan besonders als Deutschlehrerin gefragt. Den Einsatz in kleinen Klassen mit persönlichen Beziehungen zu den Schülerinnen und Schülern erlebe sie als erfüllende Tätigkeit.
Erzählt sie von ihren Schützlingen, kommt die Franziskanerin ins Schwärmen. Jedes Kind sei ein "Stern, der zum Leuchten kommen muss", ihre Hauptaufgabe als Lehrerin sehe sie daher darin, "der Jugend eine Chance zu geben" durch solide Ausbildung, Förderung und Freizeitangebote - und auch durch Ethikunterricht: "Er gibt uns Möglichkeit, Werthaltungen zu vermitteln, auf nichtgenannter christlicher Basis, weil christliche Symbole nicht erlaubt sind", schildert die Theologin und nunmehrige Deutschlehrerin, deren Schule dennoch nach dem Heiligen Lorenz benannt ist.
"Stark russische Welt"
Die Situation in Kasachstan war laut Sr. Fürst in den 1990er-Jahren, als nach der Sowjet-Zeit ein Neuanfang gemacht wurde, schlecht, habe sich in den jüngsten Jahren jedoch stark gewandelt. Vor allem sei das Interesse am Konsum gewachsen. "Im Osten ist es heute diesbezüglich nicht viel anders als im Westen", kommentierte dies die Ordensfrau. Allerdings: "Wir leben hier in einer stark russischen Welt." Im Osten werde es strikt vermieden, über Krieg zu sprechen. Insgesamt sei aber vielleicht deshalb das Verhältnis zwischen den russischen und kasachischen Menschen ein durchaus gutes. (Website des Schulprojekts St. Lorenz in Kasachstan: www.sanctlorenz.com)
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