Dreitägiger Besuch in Nur-Sultan 13. bis 15. September anlässlich des VII. Kongresses der Führer von Welt- und traditionellen Religionen - Kasachischer Erzbischof: Papstvisite "ist mit Hoffnung auf Frieden und Versöhnung auf globaler Ebene verbunden"
Vatikanstadt/Nur-Sultan, 09.09.2022 (KAP) Papst Franziskus nimmt in der kommenden Woche am VII. Weltkongress der Religionen in Kasachstan Teil. Die Konferenz steht im Zentrum eines dreitägigen Besuchs des Kirchenoberhaupts in der Hauptstadt Nur-Sultan von Dienstag bis Donnerstag. Im Vorfeld der Reise hatte es zahlreiche Spekulationen über ein mögliches Zusammentreffen mit dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. gegeben. Der Moskauer Patriarch bleibt dem Kongress aber fern und schickt lediglich eine Delegation - dem Vernehmen nach unter Leitung seines Außenbeauftragten, Metropolit Antonij (Sevrjuk) - nach Kasachstan.
Das offizielle Motto der Papstreise lautet "Boten des Friedens und der Einheit"; das Logo zeigt eine Taube mit Olivenzweig, deren Flügel durch zwei verbundene Hände dargestellt werden. Franziskus fliegt laut dem vom Vatikan veröffentlichten Reiseprogramm am Dienstag (13. September) in der Früh von Rom aus nach Nur-Sultan. Nach einer Willkommenszeremonie im Präsidentenpalast trifft Franziskus am frühen Abend (Ortszeit) Kasachstans Präsidenten Kassym-Schomart Tokajew. Anschließend ist eine Ansprache vor Vertretern von Regierung, Zivilgesellschaft und Diplomatie geplant.
Der zweite Besuchstag am Mittwoch (14. September) beginnt mit einem schweigenden Gebet der am Kongress teilnehmenden Religionsvertreter. Bei der folgenden Eröffnung des "VII. Kongresses der Welt- und traditionellen Religionen" im "Palast der Unabhängigkeit" hält Franziskus die zweite Ansprache seiner Reise. Der Nachmittag ist für private Treffen des Papstes mit verschiedenen Religionsführern vorgesehen. Abends feiert Franziskus auf dem Expo-Gelände der kasachischen Hauptstadt eine katholische Messe zu der einige Tausend Gläubige erwartet werden.
Am Donnerstag (15. September) trifft der Papst morgens zunächst Mitglieder des Jesuitenordens aus Zentralasien. Am weiteren Vormittag ist eine Begegnung mit Bischöfen, Priestern und anderen kirchlichen Mitarbeitern des Landes geplant. Nachmittags soll eine Abschlusserklärung des interreligiösen Kongress verlesen werden, zu der der Papst ebenfalls noch eine Ansprache hält. Am Nachmittag tritt Franziskus den Heimflug nach Rom an.
Erzbischof: Hoffnung auf Frieden
"Ich bin überzeugt, dass der Besuch von Papst Franziskus ein großer Segen ist, für uns Katholiken und für ganz Kasachstan", sagte der katholische Erzbischof von Astana, Tomasz Peta, dem Nachrichtenportal "Vatican News". "In Anbetracht der dramatischen internationalen Lage ist der Besuch mit der Hoffnung auf Frieden und Versöhnung auf globaler Ebene verbunden", so der Leiter der kasachischen Hauptstadtdiözese. "Wir glauben, dass der Besuch des Heiligen Vaters einen wichtigen Beitrag zur Beendigung des Krieges in der Ukraine und zur Erlangung des lang ersehnten Friedens leisten wird."
Der "Kongress der Führer von Welt- und traditionellen Religionen" findet auf Initiative der kasachischen Staatsführung seit 2003 etwa alle drei Jahre in Nur-Sultan (früher: Astana) statt. Die Teilnahme des Papstes verweise auf die Sorge der Kirche um den Frieden und das Wohlergehen der gesamten Menschheit, sagte Erzbischof Peta. Auf dem Kongress gehe es nicht um theologische Diskussionen. Er hofft vielmehr darauf, dass der Kongress "auf Gott als Quelle des Friedens weisen" könne.
Delegationen aus 50 Ländern
Das kasachische Außenministerium sprach zuletzt von rund 100 Delegationen aus 50 Ländern, die erwartet werden. Neben Papst Franziskus kommen demnach auch einer der ranghöchsten sunnitischen Geistlichen, Großscheich Ahmed al-Tayyib von der Al-Azhar Moschee in Kairo, und der griechisch-orthodoxe Patriarch von Jerusalem, Theophilos III., nach Nur-Sultan. Angekündigt sind zudem die beiden israelischen Oberrabbiner Yitzhak Yosef und David Lau sowie zahlreiche weitere Geistliche aus Islam, Christentum, Judentum, Shintoismus, Buddhismus, Zoroastrismus, Hinduismus und anderen Religionen. Unter den Kongress-Teilnehmern befinden sich zudem Politiker und Vertreter internationaler Organisationen.
Hauptthema ist laut den kasachischen Veranstaltern "Die Rolle der Führer der Weltreligionen und der traditionellen Religionen für die geistige und soziale Entwicklung der Menschheit in der Zeit nach der Pandemie". Unter diesem Motto soll etwa auch über den Beitrag von Religionsvertretern und Politikern zur Förderung des interreligiösen Dialogs und des Friedens sowie zur Bekämpfung von Extremismus gesprochen werden.
Ein Viertel Christen
Kasachstan war 1998 das erste zentralasiatische Land, das mit dem Heiligen Stuhl ein offizielles, konkordatsähnliches Abkommen über die gegenseitigen Beziehungen schloss. Von den rund 18,8 Millionen Einwohnern Kasachstans sind zwei Drittel Muslime und gut ein Viertel Christen, die fast alle der russisch-orthodoxen Kirche angehören. Nach verschiedenen Schätzungen leben bis zu 180.000 Katholiken im Land. Viele von ihnen gehören der deutschen Minderheit an. 2001 reiste mit Johannes Paul II. zuletzt ein Papst in das an China und Russland grenzende Land.
38. Auslandsreise
Für Papst Franziskus ist der Kasachstan-Besuch nach Malta und Kanada die dritte Auslandsreise im laufenden Jahr. Insgesamt ist es die 38. Auslandsreise im Pontifikat von Franziskus. Seit 2013 hat er, Kasachstan mitgezählt, bereits 57 Länder besucht.
Sr. Kunigunde Fürst, früher Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs, ist heute Deutschlehrerin in einem kleinen Ort im Norden des zentralasiatischen Staates - Besuch von Franziskus soll Glaubenszeugnis und "Geschwisterlichkeit der Religionen" stärken
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