Insgesamt leben auf der Arabischen Halbinsel rund 3,5 Millionen Katholiken, die von nicht einmal 140 Priestern betreut werden - Die Religionsfreiheit der Christen ist meist stark eingeschränkt, "Arabien-Bischof" Paul Hinder ortet aber leichte Verbesserungen für die Christen
Manama/Linz, 24.10.2022 (KAP) Auf der Arabischen Halbinsel gibt es zwei Apostolische Vikariate, also Vorstufen einer Diözese - für das Südliche Arabien (Vereinigte Arabische Emirate, Jemen, Oman) und das Nördliche Arabien (Bahrain, Katar, Kuwait, Saudi-Arabien). Zusammen haben sie eine Fläche von rund drei Millionen Quadratkilometern und zählen damit zu den größten Kirchenbezirken der Welt. Insgesamt leben in den Vikariaten rund 3,5 Millionen Katholiken, die von nicht einmal 140 Priestern betreut werden. Die Religionsfreiheit der Christen ist wegen der streng islamischen Ausrichtung dieser Länder meist stark eingeschränkt, besonders in Saudi-Arabien.
Einheimische Christen gibt es auf der Halbinsel - mit minimalsten Ausnahmen - nicht. Die meisten Katholiken sind Gastarbeiter, vor allem aus Indien, Pakistan und den Philippinen, aber auch aus arabischen Ländern wie Libanon und Syrien oder aus Europa. In Abu Dhabi, der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate, kommen nach Angaben des langjährigen Vikariats-Bischofs Paul Hinder am Wochenende zu den nacheinander gefeierten Gottesdiensten regelmäßig mehr als 10.000, an hohen Festtagen insgesamt 20.000 bis 30.000 Besucher in die Kathedrale.
Die kirchlichen Verhältnisse in den Ländern Arabiens sind ebenso verschieden wie der jeweilige Grad an Freizügigkeit, Religions- und Kultusfreiheit. Wegen der großen Entfernungen stehen die Christen oft kaum miteinander in Kontakt. Als einendes Band für alle fungierten nicht zuletzt die beiden Bischöfe: der Schweizer Hinder und der Italiener Camillo Ballin. Seit dessen Tod 2020 musste der 80-jährige Hinder das Apostolische Vikariat Nördliches Arabien mitverwalten. Für seine altersbedingte Nachfolge ernannte Papst Franziskus den Mailänder Weihbischof Paolo Martinelli (63). Dieser wurde Anfang Juli in der St. Josephs-Kathedrale von Abu Dhabi feierlich in sein Amt eingeführt. Auch Bischof Martinelli gehört dem Kapuzinerorden an.
Die Arabische Halbinsel, wo der Islam im 7. Jahrhundert entstand, gilt Muslimen als heiliger Boden. Papstreisen dorthin galten als tabu. Im Februar 2019 besuchte Franziskus als erster Papst die Halbinsel. In Abu Dhabi unterzeichnete er damals gemeinsam mit dem ägyptischen Großimam Ahmed al-Tayyeb, einem führenden sunnitischen Gelehrten, ein historisches Dokument über die Brüderlichkeit zwischen Muslimen und Christen. Nun folgt von 3. bis 6. November mit Bahrain der zweite Besuch des Papstes auf der Arabischen Halbinsel.
Leichte Verbesserungen für die Christen
In der jüngsten Ausgabe des Magazins "Information Christlicher Orient" (ICO) hat Bischof Hinder ganz generell von leichten Verbesserungen für die Christen auf der Arabischen Halbinsel gesprochen. Missionarische Tätigkeit und das Taufen von einheimischen Muslimen sei freilich verboten. Konversionen von Nicht-Muslimen seien aber recht häufig.
Bahrain verfolge seit Langem eine recht liberale Religionspolitik, einschließlich der Verleihung des Bürgerrechts an einzelne Christen, berichtete der Bischof. Auch einige andere Länder, vor allem die Vereinigten Arabischen Emirate, hätten in den letzten Jahrzehnten die Rahmenbedingungen für Christen wesentlich verbessert. Am problematischsten sei die Situation immer noch in Saudi-Arabien, "obwohl es auch dort in den vergangenen 15 Jahren zu einer gewissen Entspannung gekommen ist". In Saudi-Arabien seien die Kompetenzen der Religionspolizei eingeschränkt worden. Am schwierigsten sei derzeit kriegsbedingt die Lage der wenigen Christen im Jemen.
Es gebe auch einige kirchlich geführte Schulen, so Hinder weiter: "In den Vereinigten Arabischen Emiraten gibt es sieben Schulen in der Trägerschaft der Kirche und eine in Bahrain. Daneben gibt es in den Vereinigten Arabischen Emiraten und in Kuwait acht Privatschulen in der Trägerschaft von Kongregationen." Andere Institutionen, wie zum Beispiel Universitäten oder Spitäler unter kirchlicher Führung, gebe es bis jetzt nicht.
Keine Kirchen, aber lebendig Gemeinden
Zur konkreten Situation in Saudi-Arabien befragt, sagte der Bischof: "Die Christen können und dürfen sich zum Gottesdienst im privaten Rahmen versammeln, müssen aber darauf achten, dass ihre Zahl in der Regel nicht mehr als 50 beträgt, und sie die einheimische Bevölkerung nicht stören, zum Beispiel mit Gesang und Musik oder mit dem Parken auf deren Gelände." Seit Jahren würden mehrere Priester in dem riesigen Land unter den katholischen Gläubigen wirken, die in vier Pfarreien mit Außenstationen organisiert sind. "Kirchen aus Stein oder Beton gibt es keine, aber recht lebendige Gemeinden, die diskret ihren Glauben leben und feiern", so der Bischof.
Wie der Bischof weiter erzählte, habe er vor dem Kriegsausbruch im Jemen im März 2015 die vier Pfarreien im Land jedes Jahr wenigstens einmal besucht. Seither sei dies aber nicht mehr möglich. Anfang März 2016 wurden die Mutter Teresa Schwestern und Mitarbeitende in Aden überfallen und die meisten von ihnen getötet. Der Salesianer Tom Uzhunnalil wurde entführt und erst nach 18 Monaten freigelassen. Seither ruhe in Aden und in Taiz das Pfarrleben. Gegenwärtig lebten und wirkten acht Schwestern in Sana'a und in Hodeidah. Sie führten zwei von ursprünglich vier Heimen für Behinderte weiter. Die Schwestern und die wenigen verbliebenen Gläubigen würden von einem Priester unterstützt.
(Diese Meldung ist Teil eines Kathpress-Themepakets zur Papstreise nach Bahrain. Alle Meldungen abrufbar unter www.kathpress.at/papst-in-bahrain)