Fest der unbekannten Heiligen und Gebetstag für die Verstorbenen: Was es mit den beiden kirchlichen Festen zu Novemberbeginn auf sich hat und warum sich manche Katholiken einen Allerheiligenstriezel schenken
Wien, 30.10.2022 (KAP) Rund um Allerheiligen (1. November) gedenken Menschen traditionell ihrer Verstorbenen. Mit dem Feiertag sind zahlreiche, oft regional sehr unterschiedliche Bräuche verbunden. Seinem ursprünglichen Sinn nach ist der Tag für das Totengedenken allerdings das Allerseelen-Fest am 2. November, das in Mitteleuropa an Popularität eingebüßt hat. Kathpress hat zusammengefasst, was es mit Allerheiligen und Allerseelen auf sich hat.
Was wird zu Allerheiligen gefeiert?
Am 1. November feiert die Katholische Kirche das Fest Allerheiligen. An diesem Festtag wird - wie der Name bereits sagt - der Heiligen und Seligen der Kirche gedacht. Auf diese Weise sollen insbesondere jene Heiligen in den Mittelpunkt gerückt werden, derer nicht durch eigene Feiertage im Jahreskreis gedacht wird, und welche nicht im alltäglichen Bewusstsein präsent sind. Hintergrund ist hier die Lehre der Kirche, wonach jeder Gläubige zur Heiligkeit berufen ist. Früher wurde Allerheiligen nach Pfingsten begangen; die liturgische Farbe ist daher weiß. Zum Evangelium werden in allen Lesejahren die Seligpreisungen aus der Bergpredigt gelesen.
Was bedeutet Allerseelen?
Zu Allerseelen begeht die Katholische Kirche das Gedächtnis für die Verstorbenen. Das Datum dieses Festes ist der 2. November. Durch Gebet, Fürbitte, Almosen und Friedhofsgänge gedenken die Gläubigen an diesem Tag traditionell der Seelen im Fegefeuer und widmen ihnen Ablässe. Die liturgische Farbe des Festes ist violett.
Seit wann gibt es Allerheiligen?
Das Fest Allerheiligen hat seinen Ursprung im 4. Jahrhundert in der Osthälfte des Römischen Reiches. Es fasst "alle" Heiligen, Märtyrer und Apostel an einem einzigen Festtag zusammen. Ursprünglich wurde der "Herrentag aller Heiligen" am 1. Sonntag nach Pfingsten gefeiert. Im Zuge der Christenverfolgungen war die Zahl der Märtyrer rasant angestiegen, sodass es ratsam erschien, einen Festtag für all jene Heiligen einzuführen, denen im kirchlichen Kalender kein eigener Gedenktag eingeräumt werden konnte. Ende des 8. Jahrhunderts verbreitete sich das Fest von Frankreich aus auf die gesamte Westkirche. Papst Gregor IV. legte Allerheiligen 835 dann auf den 1. November fest.
Seit wann gibt es Allerseelen?
Die Wurzeln von Allerseelen gehen zurück auf das Jahr 998, in dem der Abt des französischen Benediktinerklosters Cluny, Odilo von Cluny, den Tag als Gedenktag für alle verstorbenen Gläubigen in seinem Kloster festgesetzt hatte. Christliche Feste zum Totengedenken gibt es allerdings bereits seit dem 2. Jahrhundert. Die offizielle Festsetzung des Gedenktages erfolgte erst spät - im Jahr 1915 durch Papst Benedikt XV.
Welchen theologischen Hintergrund hat Allerheiligen?
Theologisch steht das Fest in engem Bezug zu Ostern und der Auferstehung der Toten, da die Heiligen laut christlicher Überzeugung bereits in Gemeinschaft mit Gott stehen und die "Kirche des Himmels" bilden. Den Gläubigen soll das Gedenken Motivation sein, das eigene Leben intensiver im Sinne des Evangeliums zu leben und so einen Weg der "Heiligkeit" zu gehen.
Was verbindet beide Tage?
Dass sich das Totengedenken mehr und mehr auf den Allerheiligentag verschoben hat, hat vor allem pragmatische Gründe, schließlich ist Allerheiligen ein gesetzlicher Feiertag. Aber auch theologisch stehen beide Feste in einem engen Zusammenhang. So gründen Allerheiligen und Allerseelen in der christlichen Überzeugung, dass durch Jesus Christus eine Verbindung zwischen den Lebenden und den Toten besteht. Der Blick weitet sich vom irdischen Leben hin zur himmlischen Vollendung.
Welches Brauchtum rankt sich um Allerheiligen und Allerseelen?
Traditionell besuchen viele Menschen an diesen beiden Tagen ihre Verstorbenen am Friedhof, schmücken die Gräber mit Blumen, zünden Lichter an und beten für sie. Nachmittags finden zu Allerheiligen in den Pfarren auch Gräberumgänge und Gräbersegnungen statt. Ein beliebter Brauch ist auch der Allerheiligenstriezel oder der Allerheiligenzopf, eine symbolische Form der Seelenspeisung. Das süße Germgebäck wird meist an Allerseelen verschenkt. In einigen Regionen Österreichs wird dieser Tag auch "Godntag" oder "Godltag" genannt, da der Pate oder die Patin dem Patenkind einen Allerheiligenstriezel schenkt. Traditionell wird zu Allerheiligen auch der in den Weltkriegen gefallenen Soldaten mit Feiern und Kranzniederlegungen vor den Denkmälern gedacht. Oft werden an Straßenrändern Gedenktafeln und Kreuze für Verunglückte aufgestellt.
Halloween versus Allerheiligen?
Kinder verbinden mit Allerheiligen verstärkt auch das Halloween-Brauchtum, das seinen Weg aus dem angelsächsischen Sprachraum nach Österreich gefunden hat. Der Ursprung des Festes ist eng mit dem christlichen Allerheiligentag verbunden. So geht der Name auf die englische Bezeichnung "All Hallows eve", also den Vorabend des Allerheiligenfestes, zurück. Kinder ziehen am Vorabend von Allerheiligen verkleidet durch die Straßen und bitten um Süßigkeiten. In Mexiko wird rund um Allerheiligen der "Dia de los muertos" gefeiert, ein farbenprächtiges Volksfest zu Ehren der Toten, bei dem sich indigene und christliche Traditionen vermischt haben.
(Diese Meldung ist Teil eines Kathpress-Themenpakets zu Allerheiligen und Allerseelen. Alle Meldungen des Schwerpunkts sind abrufbar unter www.kathpress.at/allerheiligen)