Der Pontifex setzt bei den Begegnungen mit den Bischofskonferenzen auf den persönlichen Austausch und verzichtet seit einigen Jahren auf die bis dahin übliche und mit Spannung erwartete Ansprache - Van Kathpress-Chefredakteur Paul Wuthe
Wien/Vatikanstadt, 02.12.2022 (KAP) Wenn die katholischen Bischöfe eines Landes alle paar Jahre zu ihrem Ad-limina-Besuch nach Rom reisten, hieß es früher oft, sie müssten zum Rapport beim Papst. Doch Papst Franziskus will weniger Köpfe waschen. Für ihn wie für viele der leitenden Mitarbeiter in den vatikanischen Kurienbehörden sind die Begegnungen eine Chance zum Austausch.
Das gilt auch, wenn die österreichischen Bischöfe ab 12. Dezember zu ihrem turnusmäßigen "Besuch an den Schwellen der Apostelgräber" ("Visitatio ad limina apostolorum") eintreffen. Bis 16. Dezember absolvieren sie fünf Tage lang zahlreiche Termine bei diversen Kurienbehörden; Höhepunkt der Visite ist ein Gespräch mit Papst Franziskus am Ende der Besuchswoche am Freitag.
In früheren Pontifikaten sprachen die Päpste während der Ad-limina-Visiten einzeln mit den Bischöfen. Am Ende stand eine gemeinsame Audienz, bei der etwa Johannes Paul II. (1978-2005) oder Benedikt XVI. (2005-2013) vorbereitete Reden verlasen. Darin war zusammengefasst, was die Zentrale der Ortskirche mit auf den Weg geben wollte.
Papst Franziskus änderte dieses Format bald nach seinem Amtsantritt. Kommen die Bischöfe zum Ad-limina-Besuch, trifft er sie in der Gruppe und tauscht sich mit ihnen über das aus, was ihnen jeweils auf dem Herzen liegt oder unter den Nägeln brennt. Der Inhalt dieser ein- bis zweistündigen Gespräche bleibt vertraulich. Falls einzelne Bischöfe anschließend berichten, dann eher über den Stil und die Gesprächsatmosphäre.
Keine vorbereitete Rede mehr
Auch der Umgang mit den sonst mit Spannung erwarteten Ad-limina-Ansprachen des Papstes änderte sich. Früher wurden diese Reden anschließend vom Vatikan veröffentlicht, sodass alle Welt nachlesen und interpretieren konnte, ob und wie sehr den Bischöfen eines Landes der Kopf gewaschen wurde. Ein Klischee - denn neben kritischen Anmerkungen verteilten Päpste natürlich auch Lob.
Franziskus jedoch begann bald damit, die vorbereitete Rede nur zu verteilen und stattdessen frei zu sprechen. Das war auch schon bei der bisher letzten Ad-limina-Visite der österreichischen Bischöfe Anfang 2014 so. Ab 2016 gab es dann im Vatikan überhaupt keine vorbereitete Rede an die jeweiligen Bischöfe eines Landes mehr; was nicht heißt, der Papst lasse sich vorher nicht briefen. "Papst Franziskus zieht einfach einen umgangssprachlicheren Ton vor, wenn er mit den Bischöfen spricht", begründete Vatikansprecher Greg Burke damals den Verzicht auf Redemanuskripte und die Veröffentlichung von Inhalten seitens des vatikanischen Presseamtes.
Und noch etwas hat die Atmosphäre rund um einen Ad-limina-Besuch entspannt: Wenn eine Bischofskonferenz nicht zu viele Mitglieder hat, dann wohnt sie mit dem Pontifex meist gemeinsam unter einem Dach, genauer gesagt: in der Casa Santa Marta. In diesem vatikanischen Gästehaus logiert Papst Franziskus seit seiner Wahl und dort haben die österreichischen Bischöfe - so wie schon beim Rom-Besuch 2014 - auch diesmal ihr Quartier. Nicht nur beim Essen im gemeinsamen Speisesaal, sondern auch beim Aufzug kann es somit zu zufälligen Begegnungen und kurzen Gesprächen mit dem Papst kommen.
Verzögerungen durch Pandemie
Das Kirchenrecht sieht vor, dass die katholischen Diözesanleiter regelmäßig "an die Schwellen der Apostelgräber" in Rom reisen. Üblicherweise finden die Ad-limina-Besuche alle fünf Jahre statt. Weil es in der Weltkirche heute viel mehr Bischöfe gibt als früher, sind die Zeitabstände gewachsen.
Seit 2020 sorgten die Beschränkungen durch die Corona-Pandemie für weitere Verzögerungen. Nach eineinhalb Jahren pandemiebedingter Pause machten die Bischöfe aus Frankreich Anfang September 2021 den Wiederauftakt für die Ad-limina-Visiten in der Zentrale der katholischen Weltkirche. Wegen der damals dann bald wieder stark ansteigenden Corona-Welle infolge der Delta-Variante ersuchten die österreichischen Bischöfe kurzfristig um Verschiebung ihres für Dezember geplanten Besuches, was der Vatikan auch umgehend genehmigte. Einige Bischofskonferenzen, wie etwa jene aus der Schweiz, ließen sich vom Virus nicht wieder aus dem Tritt bringen. Weitere folgten, kürzlich empfing der Papst den deutschen und den belgischen Episkopat.
(Kathpress-Themenschwerpunkt zum Ad-limina-Besuch der Österreichischen Bischofskonferenz unter: www.kathpress.at/ad-limina-2022)
Papst Franziskus trifft zum zweiten Mal in seinem bald zehnjährigen Pontifikat mit den Mitgliedern der Österreichischen Bischofskonferenz zusammen - Messe im Petersdom zum Beginn des fünftägigen Besuchs "an den Schwellen" der Apostelgräber und zum Abschluss in St. Paul vor den Mauern
Inhalte der Österreich-Synthese zum weltweiten Synodalen Prozess sind für Gespräche der Bischöfe mit dem Papst und der Kurie ein wichtiger Bezugspunkt - Von Kathpress-Chefredakteur Paul Wuthe