Wiener griechisch-orthodoxer Metropolit ist auch Bischof der griechisch-orthodoxen Gläubigen in Ungarn - Ökumenische Beziehungen in Ungarn "geschwisterlich"
Wien/Budapest, 17.04.2023 (KAP) Wenn Papst Franziskus von 28. bis 30. April Ungarn besucht, wird auch der Wiener griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis) vor Ort sein. Der Metropolit ist nicht nur Bischof für die griechisch-orthodoxen Gläubigen in Österreich, sondern auch für jene in Ungarn. Kardamakis begrüßte gegenüber der Nachrichtenagentur Kathpress ausdrücklich den Besuch des Papstes, der für alle Christen im Land eine Stärkung bedeute. Er bete für den Erfolg des Besuchs des Papstes. Die ökumenischen Beziehungen der Orthodoxen Kirche zur Katholischen Kirche, aber auch zu den Kirchen der reformatorischen Tradition in Ungarn bezeichnete er als "geschwisterlich" und "gut".
In Ungarn gibt es zwischen 8.000 und 10.000 Gläubige, die zur Griechisch-orthodoxen Kirche gehören. Kirchen und Kirchengemeinden gibt es in Budapest, Beloiannisz, Szigetszentmiklos, Karcag, Kecskemet und Szentes. In Budapest gibt es inzwischen auch eine kleine ukrainischsprachige Gemeinde des griechisch-orthodoxen Exarchats. Dazu kommen noch einige weitere Gottesdienststätten im Land, wo fallweise Liturgien gefeiert werden. Weihbischof Paisios (Larentzakis) und neun Geistliche stehen Kardamakis für die Seelsorge in Ungarn zur Verfügung. Die Gemeinden in Ungarn weisen laut Metropolit Arsenios ein leichtes Wachstum auf.
In Budapest feiert die griechisch-orthodoxe Gemeinde ihre Gottesdienste in einer kleinen Kapelle, die den Heiligen Hierotheos und Stephanus geweiht ist. Die ursprüngliche große griechisch-orthodoxe Marienkathedrale in Budapest wurde von den Kommunisten an die Russisch-orthodoxe Kirche übergeben. Die Metropolis hat sich bisher vergeblich um eine Rückgabe bemüht.
Davon abgesehen sind die Beziehungen zum ungarischen Staat aber gut. Im August 2021 wurde Metropolit Arsenios (Kardamakis) vom damaligen ungarischen Staatspräsidenten Janos Ader mit der höchsten Auszeichnung der Republik Ungarn - dem Komturkreuz des Ungarischen Verdienstordens mit Stern - ausgezeichnet.
Verbundenheit mit Konstantinopel
2014 kam es zum Abschluss einer Art Konkordat zwischen Ungarn und dem Patriarchat von Konstantinopel. 2017 wurde laut dem Exarchat von der ungarischen Regierung ein Gebäudekomplex in der Budapester Innenstadt übergeben, der künftig das administrative, spirituelle und soziale Zentrum der griechischen Kirche in Ungarn sein soll. Zur feierlichen Übergabe im August 2017 war eigens der Ökumenische Patriarch Bartholomaios angereist. Die Umbauarbeiten sind bislang noch nicht abgeschlossen.
In Ungarn sind neben der Griechisch-orthodoxen Kirche auch weitere orthodoxe Kirchen präsent. Sehr gute Beziehungen gebe es vor Ort zur serbischen, rumänischen und bulgarischen Kirche, so der Metropolit. Keine offiziellen Kontakte bestünden hingegen mit der Russisch-orthodoxene Kirche, seit diese die Gemeinschaft mit dem Patriarchat von Konstantinopel aufgekündigt hat.
Der Metropolit hob gegenüber Kathpress auch die enge und mehr als 1.000 Jahre zurückreichende Verbindung zwischen Ungarn und Konstantinopel hervor, sichtbar an den Beispielen des heiligen Königs Stephan I. (975-1038) und des heiligen Bischofs Hierotheos, der im 10. Jahrhundert von Konstantinopel aus nach Ungarn kam, um zu missionieren. Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. hat im Jahr 2000 Hierotheos und König Stephan I. zu Heiligen der orthodoxen Kirche des Patriarchats von Konstantinopel ernannt.
Die ungebrochene ostkirchliche Tradition in Ungarn lässt sich bis vor die Zeit der Kirchenspaltung von 1054 zurückverfolgen. Die Geschichte der griechisch-orthodoxen Gläubigen in Ungarn im eigentlichen Sinn beginnt schließlich im 18. Jahrhundert. Nach der habsburgischen Wiederoberung Ungarns Ende des 17. Jahrhunderts kamen viele orthodoxe Immigranten aus den weiterhin osmanischen Gebieten in das heutige Ungarn. Orthodoxe Kaufleute griechischer und balkanromanischer (Vlachen) Herkunft errichteten in Budapest eine erste Kirche - die Marienkirche. Diese wurde 1922 Sitz der neuen mitteleuropäischen Metropolis des Ökumenischen Patriarchats.
Die Metropolis hatte aber in dieser Form nur kurz Bestand. Nach der sowjetischen Besetzung Ungarns 1945 übergab dessen nun kommunistische Führung das Gotteshaus an das Moskauer Patriarchat. Das war auch das Ende für die griechisch-orthodoxe Metropolis in Ungarn. Zugleich erfolgte aber ein letzter Zuwachs an Griechisch-orthodoxen, als in den 1940er/50er-Jahren nach dem Ende des griechischen Bürgerkriegs viele Anhänger der Kommunisten in die sogenannten "sozialistischen Länder", auch nach Ungarn, emigrierten.
Eine ungarische Jurisdiktion Konstantinopels wurde erst 1963 wieder errichtet und der Metropolis von Österreich als Exarchat angeschlossen. Dieses Exarchat bestand jedoch bis zur politischen Wende von 1990 nur auf dem Papier. Erst dann konnte der Wiener Metropolit Michael Staikos (1991-2011) eine Seelsorge für die zahlreichen Flüchtlinge aus dem griechischen Bürgerkrieg 1946-49 und ihre Nachkommen in Ungarn organisieren. Nicht zurückgegeben wurde Staikos aber der Budapester Mariendom, obwohl er sich an alle Instanzen der ungarischen Justiz wandte. Auch Metropolit Arsenios konnte in der Causa bislang keine Fortschritte erzielen.
(Diese Meldung ist Teil eines Kathpress-Themenschwerpunkts zur Papstreise nach Ungarn. Alle Meldungen, Stichworte und Hintergrundberichte sind gesammelt abrufbar unter: www.kathpress.at/Papst-in-Ungarn)