Heinz Nußbaumer erhält "Hans-Ströbitzer-Preis" für Lebenswerk
23.05.202309:26
(zuletzt bearbeitet am 23.05.2023 um 13:16 Uhr)
Österreich/Medien/Auszeichnung/Kirche/Nußbaumer
Pressverein in der Diözese St. Pölten vergibt gemeinsam mit Schöllerbank und Österreichischer Medienakademie Hauptpreise an Daphne Hruby ("ORF-Ö1"), Thomas Winkelmüller ("Datum") und Viktoria Schwendenwein ("Furche") sowie Nachwuchspreis an Maria Prchal ("NÖN")
St. Pölten, 23.05.2023 (KAP) Der bekannte katholische Journalist und Publizist Heinz Nußbaumer hat für sein Lebenswerk den Hans-Ströbitzer-Preis 2023 erhalten. Der Hauptpreis erging an die ORF-Ö1-Journalistin Daphne Hruby. Weiters wurden Thomas Winkelmüller ("Datum") und Viktoria Schwendenwein ("Die Furche") ausgezeichnet. Den Nachwuchspreis erhielt Maria Prchal von der "NÖN". Die vom Pressverein in der Diözese St. Pölten ausgeschriebene Auszeichnung ist nach dem langjährigen Chefredakteur der "Niederösterreichischen Nachrichten" benannt. Die zum dritten Mal vergebenen und von der Schoellerbank und der Österreichischen Medienakademie mitfinanzierten Preise wurden am Montagabend in St. Pölten im Hippolythaus überreicht.
Am Beginn der Preisvergabe unterstrich der Obmann des Pressvereins der Diözese St. Pölten, Karl Neulinger, den Wert von Qualitätsjournalismus. Angesichts einer Medienkrise mit ihren wirtschaftlichen Ursachen und dem gestiegenen Vertrauensverlust sei es mehr denn je nötig, "guten Journalismus" zu machen. Das wolle der Pressverein der Diözese mit der Preisvergabe unterstützen. Die Vorsitzende der Jury, Gudula Walterskirchen, mahnte Grundprinzipien des Journalismus ein. Unaufgebbar sei die "klare Trennung von Bericht und Kommentar". Konstruktiver Journalismus lebe vom "prinzipiellen Respekt vor der anderen Meinung, vor dem öffentlichen Amt und vor der persönlichen Würde bei aller gebotenen Kritik in der Sache".
Ehrenpreis für Lebenswerk
Nach Hugo Portisch (2020) und Engelbert Washietl (2022) erhielt Prof. Nußbaumer den Ehrenpreis für sein journalistisches Lebenswerk. In einem von Michael Prüller verlesenen Grußwort von Kardinal Christoph Schönborn würdigte dieser Nußbaumer als "Freund, Christ und Demokrat". Der Wiener Erzbischof unterstrich Nußbaumers journalistische Verdienste für das gesellschaftliche Zusammenleben und seinen Respekt vor der Würde des Menschen. Nicht nur für Kardinal Franz König, sondern auch für ihn, Schönborn, sei Nußbaumer ein "Ratgeber und Helfer" gewesen, um "in diffizilen Situationen das richtige Wort zu finden".
Die Laudatio für den Ehrenpreisträger hielt die frühere Wiener ORF-Landesdirektorin Brigitte Wolf. Sie betonte die von Nußbaumer gelebte Haltung und Notwendigkeit, "gegen Trivilaisierung, Quotendruck und Zumutungen von Außen" aufzutreten. Walterskirchen würdigte Nußbaumer "als logischen Kandidaten" für den Ströbitzer-Ehrenpreis. Sein Christein und seine tiefe Spiritualität habe Nußbaumer nie verborgen, sondern selbstverständlich gelebt und auch darüber publiziert.
"Voll sind die Scheunen meiner Erinnerung und der heutige Abend ist so etwas wie ein Erntedankfest", sagte ein sichtlich gerührter Ehrenpreisträger. In seinem Leben habe es vier Personen gegeben, die für ihn, Nußbaumer, lebenslang ein Vorbild und eine unentbehrliche Orientierung gewesen seien. Dies seien Kardinal Franz König, Hugo Portisch, sowie SOS-Kinderdorf-Vater Hermann Gmeiner und der Forschungsreisende Heinrich Harrer gewesen. "Wer sich vom Geist dieser vier inspirieren lässt, macht die Welt friedlicher und gerechter", so Nußbaumer angesichts bedrohlicher Veränderungen in Gesellschaft, Welt und Medien. "Jedes Qualitätsmedium, das wir verlieren, ist ein Todesfall für die Gesellschaft", mahnte Nußbaumer im Blick auf die politische Entscheidung über die Zukunft der "Wiener Zeitung".
Drei Hauptpreise
"Sie ist ein Star bei Ö1." Mit diesen Worten eröffnete Prof. Martin Haidinger vom ORF seine Laudatio auf die Radiojournalistin Hruby. "Sagen was ist", dafür stehe die Trägerin des Ströbitzer-Hauptpreises und ausgewiesene Wissenschaftsjournalistin. Der frühere ORF-Mann Stefan Ströbitzer gab die Begründung der Jury zum Besten und verwies auf Worte, die von Hruby selbst stammen. Demnach sei Journalismus "das Schürfen und Zusammentragen zahlreicher Steinchen, um schließlich ein möglichst vollständiges Mosaik präsentieren zu können". Hruby mache dies mit überzeugender Professionalität, so die Jury.
Elisalex Henckel, Chefredakteurin von "Datum", stellte Winkelmüller, den Träger des zweiten Hauptpreises, vor. Besonders oft gelinge es ihm, Junge, Geflüchtete und Menschen am Rand der Gesellschaft hinter dem Vorhang hervorzuholen. Namens der Jury betonte Katharina Brandner "das ehrliche und konsequente Interesse am Menschen", das Winkelmüller auszeichne.
Otto Friedrich, stellvertretender "Furche"-Chefredakteur, würdigte Schwendenwein, die dritte Trägerin des Hauptpreises, in seiner Laudatio und unterstrich dabei ihr großes Engagement. Der "Kurier"-Journalist und frühere "Furche"-Chefredakteur Rudolf Mitlöhner nahm zum Preis seitens der Jury Stellung. Die großen Zusammenhänge zu sehen und die konkreten Lebensumstände dabei im Blick zu behalten, würden die Beiträge von Schwendenwein auszeichnen. Auffallend sei ihr Bemühen um eine religiöse Wertevermittlung in einem pluralen gesellschaftlichen Umfeld.
Biografische Notizen
Heinz Nußbaumer wurde am 16. Juli 1943 in Bad Reichenhall geboren, wuchs in Salzburg auf und studierte Theologie, Rechts- und Staatsphilosophie sowie Kunstgeschichte. Von 1962 bis 1964 war er Pressereferent beim späteren ÖVP-Bundeskanzler Josef Klaus. 1964 startete Nußbaumer seine journalistische Laufbahn bei der "Salzburger Volkszeitung". 1966 holte Hugo Portisch das junge Talent nach Wien zum "Kurier". 1971 wurde Nußbaumer mit der Leitung des Außenpolitik-Ressorts betraut, das er knapp 20 Jahre lang führte. In dieser Zeit entstanden große Serien über den Nahen Osten, Afghanistan, Tibet, China und den ersten Golfkrieg. Von 1990 bis 1999 wechselte Nußbaumer die Seiten und war unter den Bundespräsidenten Kurt Waldheim und Thomas Klestil Kommunikationschef der Präsidentschaftskanzlei.
Seit 1999 arbeitet Nußbaumer als freier Publizist. Die letzten 20 Jahre hatte er die Herausgeberschaft der Wochenzeitung "Die Furche" inne, die er heuer im Februar abgab. Er war unter anderem einer der Gastgeber der ORF-Reihe "kreuz&quer: Philosophicum" und schrieb mehrere Bücher, darunter den Bestseller "Der Mönch in mir" über seine Athos-Pilgerreisen sowie zuletzt seinen neu aufgelegten Erinnerungsband "Meine kleine große Welt".
Für seine hervorragenden journalistischen Leistungen erhielt Nußbaumer zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Concordia-Preis, den Karl-Renner-Preis, den Leopold-Kunschak-Preis und den vom Österreichischen PEN-Club vergebenen Europäischen Toleranzpreis. 1995 erhielt er das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse.
Preis für konstruktiven Journalismus
Ausgeschrieben wurde der Preis im Jänner. Über die Vergabe entscheidet eine mehrköpfige Jury. Neben Gudula Walterskirchen als Vertreterin des Pressvereins gehören der Jury Katharina Brandner (frühere Medienreferentin der Diözese St. Pölten) und Michael Prüller (Pressesprecher der Erzdiözese Wien) an. Weitere Mitglieder sind Stefan Ströbitzer (Medienberater), Robert Zauchinger (früherer stv. Chefredakteur unter Hans Ströbitzer), Rudolf Mitlöhner (früherer "Furche"-Chefredakteur, jetzt beim "Kurier") und Michaela Stefan-Friedl (frühere Kommunikationschefin Raiffeisen NÖ-Wien).
Der Zugang und die Persönlichkeit des Namensgebers seien für den Preis richtungsweisend, erklärte der Pressverein bei der Ausschreibung: Prof. Hans Ströbitzer (1930-2017) stehe für "Journalismus aus einem christlichen Weltbild heraus, kritisch, aber mit Respekt und stets auf die Würde des Menschen bedacht, nachhaltig wirksam, verantwortungsvoll und letztlich immer konstruktiv - eine Stimme, die den Mächtigen ins Gewissen redete". Diesem Vorbild sollten die Ausgezeichneten besonders gerecht werden.
Der Pressverein in der Diözese St. Pölten wurde 1874 gegründet. Ziel des gemeinnützigen Vereins ist es laut seinen Statuten, aus christlichem Geist zur Information und Bildung der Bevölkerung und zur Förderung des Gemeinwohles beizutragen. Der Pressverein hält weiters Beteiligungen an der "NÖN" und an der "BVZ".