Kenia: Caritas warnt vor "Klimakrise als Treiber für Hunger"
14.06.202315:55
Österreich/Kenia/Kirche/Klimaveränderung/Hunger
Caritas startet Hungerkampagne 2023 - Im Norden Kenias sind wegen der Dürre bis zu 95 Prozent des Tierbestandes verendet - Bevölkerung kann ohne humanitäre Hilfe nicht überleben - Landau: "Müssen Klimakrise und soziale Gerechtigkeit zusammen denken"
Wien/Nairobi, 14.06.2023 (KAP) Im Norden Kenias herrscht die schlimmste Dürre seit 40 Jahren. Fünf Regenperioden sind zuletzt ausgefallen. "Aus der Klimakatastrophe wird eine Hungerkatastrophe", schlägt die Caritas Österreich in ihrer aktuellen Hunger-Kampagne Alarm. "Diejenigen, die die Klimakrise am wenigsten verursacht haben, leiden am meisten darunter, so Michael Landau, Präsident der Caritas Österreich: "Die Klimakrise ist Realität, keine Ideologie." Ohne humanitäre Hilfe könnten die Menschen in Marsabit in Kenia derzeit nicht überleben, sagte Andreas Knapp, Generalsekretär für Internationale Programme der Caritas Österreich. Gemeinsam mit Landau hat er die Region in den letzten Tagen besucht.
Erst in diesem Frühjahr gab es erstmals wieder Niederschlag - jedoch weniger als nötig. Die Nomadenvölker in der Region stehen vor dem Nichts. Grund dafür: die Klimakrise. Tausende Nomadinnen und Nomaden haben ihre Tiere an die Dürre verloren - und damit ihren gesamten Besitz. Kamele, Schafe, Ziegen, Esel und Kühe sind verhungert. Dabei leben 80 Prozent der Menschen von der Viehhaltung. Jetzt sind bis zu 95 Prozent ihres Tierbestandes verendet.
Der Abstand zwischen den einzelnen Dürreperioden im County Marsabit wurde in den letzten Jahren immer kürzer. Die Caritas Österreich leistet gemeinsam mit ihrer Partnerorganisation Pacida Unterstützung. Neben Nothilfe wie Bargeldzuschüssen oder Wassertransporten setzt die Hilfsorganisation auf die Förderung von Resilienz: Es sei wichtig, dass sich die Menschen langfristig gegen die Folgen der Klimakrise wappnen können. "Wir unterstützen die Viehhalter etwa dabei, sich zusätzliche Einkommensquellen aufzubauen, sodass sie mehrere Standbeine haben", so Knapp. Sind die Menschen nicht ausschließlich von ihrem Tierbestand abhängig, steigen ihre Überlebenschancen.
So würden etwa Projekte gefördert, die Frauen in ihren unternehmerischen Fähigkeiten stärken. Im Bezirk North Horr wurde mit Unterstützung der Caritas Österreich ein Wassersystem eingerichtet, das 1.800 Personen erreicht. Zudem fördert die Hilfsorganisation etwa den Politikdialog für Klimaschutz und sie setzt auf Bildung, hat die Tiigo Schule in der Chalbi Wüste mitfinanziert. Auch das Spendenprojekt "Schenken mit Sinn" findet im Norden Kenias Anwendung. 81 Haushalte im Nomadendorf Demo erhielten zuletzt bis zu fünf gespendete Schafe und Ziegen, um ihren Tierbestand aufstocken zu können.
"Wir müssen Klimakrise und soziale Gerechtigkeit zusammen denken", so Landau. "Es braucht eine Globalisierung des Verantwortungsbewusstseins", appelliert Knapp. Seit Jahren verfehle Österreich sein Ziel, 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens in Entwicklungshilfe zu investieren, kritisieren die Caritas-Vertreter. Derzeit liege man bei 0,36 Prozent. "Da ist noch viel Luft nach oben." Mittel, die in Österreich nun für internationale klimabedingte Schäden an den Globalen Süden aufgestellt werden, müssten unbedingt zusätzlich zu den nach wie vor unerreichten 0,7 Prozent erfolgen, nicht stattdessen. "Und sie müssen wirklich bei den Menschen ankommen", so Landau.
(Caritas-Hungerkampagne-Spenden: IBAN: AT23 2011 1000 0123 4560 oder www.caritas.at)
Fotos vom Caritas-Lokalaugenschein in Kenia stehen unter www.kathpress.at/foto zum Download bereit.