Publizist Allen: Meinungsverschiedenheiten bei Synode anerkennen
19.09.202311:04
Vatikan/USA/Kirche/Medien/Weltsynode
Versammlung in Rom kann aus Sicht des Kirchen- uind Vatikanexperten in "überpolarisierter" Zeit ein positives Zeugnis von Diskussionskultur geben
Rom, 19.09.2023 (KAP) Dass im Zuge der Weltsynode der katholischen Kirche auch Meinungsverschiedenheiten deutlich werden, ist für den US-Journalisten und Vatikanexperten John Allen nicht weiter verwunderlich. Statt einen künstlichen Anschein von Einheitlichkeit erwecken zu wollen, müssten auch die Organisatoren der bevorstehenden Synodenversammlung in Rom dies anerkennen und vielmehr damit werben, dass unterschiedlichste Menschen aus aller Welt zusammenkommen, "die dennoch in der Lage sind, die Dinge auf erwachsene Weise zu diskutieren", schreibt der Herausgeber des Online-Portals "Crux" in einer Analyse vor der im Oktober in Rom stattfindenden Generalversammlung der Bischofssynode.
Gerade in der aktuellen "überpolarisierten" Kultur sei dies "eigentlich keine schlechte Form des Zeugnisses", so Allen. Der Katholizismus sei weltumspanned und umfasse viele Menschen; die Synodenteilnehmer brächten unterschiedliche Ansichten, Erfahrungen und Prioritäten mit, ganz zu schweigen von unterschiedlichen Sprachen und Kulturen. Die Vorstellung hingegen, dass Hunderte, meist meinungsstarke kirchliche Führungspersönlichkeiten aus der Kirche für einen Monat zusammenkommen, ohne dass es zu Spannungen kommt, sei "Phantasterei".
Im Allgemeinen sei die Atmosphäre freilich "weniger angespannt, und der Austausch ist weitreichender und konstruktiver, als es von außen den Anschein hat", so Allen, der nach eigenen Angaben seit Mitte der 1990er Jahre über 14 Bischofssynoden berichtet hat. Ausdrücklich plädiert der Journalist in diesem Zusammenhang für einen offenen Kommunikationsstil der Synodenverantwortlichen und dass es allen Synodenteilnehmern erlaubt sein müsse, öffentlich vom Verlauf der Beratungen zu erzählen.
Wie die Synode ausgehen werden, liege nicht allein in den Händen des Papstes und der Synoden-Teilnehmer ab, so Allen weiter. "Es hängt zum Teil auch davon ab, wie der Rest von uns reagiert", ist der Journalist und Kirchenexperte überzeugt - und hat dazu einen "bescheidenen Vorschlag", wie er schreibt: "Versuchen wir doch einmal, zumindest die Anfangsphase zu überstehen, ohne mit Begriffen wie 'Häresie', 'Schismatiker', 'reaktionär', 'engstirnig' herumzuwerfen." Derartige Abwertungen seien ein Ersatz für das Denken und dienten nur dazu, die Ideen anderer a priori abzutun, anstatt sie ernst zu nehmen.
Generell gehe die Konzentration auf die Ergebnisse oft an der Sache vorbei, meint Allen über die Synodenversammlungen: "Der eigentliche Wert einer Synode liegt darin, dass sie ein Seminar über die globalen Realitäten des Katholizismus ist, bei dem Teilnehmer aus verschiedenen Teilen der Welt ihre Erfahrungen und Perspektiven austauschen."
(Diese Meldung ist Teil eines Kathpress-Themenschwerpunkts zur bevorstehenden Bischofssynode, der in den kommenden Wochen laufend aktualisiert wird. Alle Meldungen und Hintergrundberichte zur Weltsynode der katholischen Kirche sind abrufbar unter www.kathpress.at/synodenversammlung2023)