Steirischer Bischof eröffnete in Salzburg Jahrestagung der Initiative Christlicher Orient, die heuer ganz der dramatischen Situation im Heiligen Land gewidmet ist
Salzburg, 25.09.2023 (KAP) Auch wenn Friede im Heiligen Land derzeit wieder einmal unerreichbar erscheint, dürfen die Bemühungen dafür nicht nachlassen. Das hat der steirische Bischof Wilhelm Krautwaschl betont, der am Montagvormittag in Salzburg die diesjährige Jahrestagung der "Initiative Christlicher Orient" (ICO) eröffnet hat. Die Tagung im Bildungszentrum St. Virgil steht heuer ganz im Zeichen der aktuellen dramatischen Situation im Heiligen Land. Diese habe Auswirkungen auf den gesamten Nahen Osten, so Krautwaschl: "Das nicht möglich scheinende Miteinander von Gläubigen der unterschiedlichen monotheistischen Religionen, von verschiedener Ethnien, die in unterschiedlichen Staaten leben, der israelisch-jüdischen, arabisch-islamischen und christlichen Bevölkerung erschüttert die Welt immer wieder aufs Neue."
Der Bischof plädierte eindringlich für ein Miteinander und den gemeinsamen Einsatz für Menschenrechte und Frieden. Krautwaschl erinnerte an Papst Franziskus, der im vergangenen März im Rahmen einer Audienz für die gemeinsame Arbeitsgruppe der palästinensischen Kommission für den interreligiösen Dialog und des vatikanischen Dikasteriums für den interreligiösen Dialog für Mitgefühl auf allen Seiten plädiert hatte: Dieses Mitgefühl müsse "stärker sein, als jegliche Ideologie, jegliches sich auf eine Seite schlagen", zitierte der Bischof den Papst. Mitgefühl könne aber nur dann entstehen, "wenn ich mein Gegenüber ernst nehme und versuche, es zu verstehen". Aus der christlichen Haltung der Begegnung heraus könne dies gelingen.
In den zahlreichen Meldungen zur konfliktreichen Situation im Heiligen Land, die nicht selten eskaliert, würden Minderheiten und ihr Lebensalltag oft übersehen, so der Bischof weiter. Christen seien eine dieser Minderheiten und ihre gegenwärtige Situation sei alles andere als einfach. Krautwaschl: "Die ohnedies nicht konfliktfreie Lage hat sich in der letzten Zeit für Christinnen und Christen verschärft und Vandalismus, Übergriffe sowie Beschimpfungen stellen keine Ausnahmen mehr dar." Freilich gebe es auch viele jüdische Stimmen, die diese Gewalt verurteilten.
Nicht weniger besorgniserregend als in Israel sei die Situation im Staat Palästina. Armut und fehlende Zukunftsperspektiven prägten den Alltag der Bevölkerung und veranlassten viele junge Menschen, das Land zu verlassen. Umso wichtiger sei es, "dass wir die Leuchttürme nicht übersehen, die vom Willen einer friedlichen Zukunftsgestaltung zeugen". Er sehe gerade im ökumenischen Miteinander sowie in verschiedensten Initiativen jene "Lichter, die den gemeinsamen Weg in die Zukunft ausleuchten können", so Krautwaschl. Dazu zähle er jegliches interreligiöse Bemühen um ein Miteinander in Freundschaft, Freiheit und Frieden. Auch in Europa könne man dazu etwas beitragen, zeigte sich der Bischof überzeugt: "Die globalisierte Welt lässt uns näher zusammenrücken. Sie lässt uns nicht nur zusehen, sondern hinsehen und handeln, wo und wie es jedem und jeder einzelnen von uns möglich ist."
Bischof Krautwaschl verwies in seinem Grußwort u.a. auch auf Kurienkardinal Kurt Koch, der vor etwas mehr als einem Jahr bei einem Vortrag in Graz im Blick auf die Ökumene sagte, man solle "all das gemeinsam tun, was man gemeinsam tun kann". Gemeinsames Handeln von Christen und kirchlichen Gemeinschaften dränge sich vor allem im Blick auf die großen Fragen und Probleme in der heutigen Zeit auf - wie die Parteinahme für die Armen und für die Bewahrung der Schöpfung, die Förderung des Friedens und der sozialen Gerechtigkeit, die Hilfe beim weltweiten Flüchtlingsproblem, die Verteidigung der Religionsfreiheit. Diese Worte Kardinal Kochs könne er nur unterstreichen, so Krautwaschl: "Es geht darum, miteinander den Weg zu gehen, damit sowohl Menschenrechte wie die Religionsfreiheit gewahrt werden und auch Frieden gefördert wird."
Schließlich hob der Bischof noch die Anliegen und das Engagement der Jugend hervor, die auch bei der ICO-Tagung eine wichtige Rolle spielt. "Junge Menschen haben einen ganz anderen Blick auf das, was kommt." so der Bischof: "Ich habe daher größten Respekt vor jenen jungen Menschen, die für eine bessere Zukunft eintreten. Projekte, die ein Miteinander junger Menschen fördern, eröffnen Wege in die Zukunft." Der Bischof würdigte die Nahost-Jugendinitiative der Stiftung Pro Oriente und der "We choose abundant life"-Gruppe, die ebenfalls bei der Tagung ausführlich zur Sprache kommen soll.
Hochkarätige Nahost-Tagung
Die am Montag eröffnete ICO-Jahrestagung steht unter dem Generalthema "Christentum im Heiligen Land - Gegenwart und Zukunft". Referenten sind Dormitio-Abt Nikodemus Schnabel aus Jerusalem, Bischof Sani Ibrahim Azar von der Evangelisch-lutherischen Kirche für Jordanien und das Heilige Land (ELCJHL), Georg Röwekamp, langjähriger Direktor von Biblische Reisen Deutschland und nunmehriger Leiter des Pilgerhauses Tabgha des Deutschen Vereins vom Heiligen Land (DVHL) am See Genezareth, die palästinensische Theologin und "Pro Oriente"-Mitarbeiterin Viola Raheb sowie Jugendliche aus dem Heiligen Land. Mit dabei sind weiters auch der Salzburger Erzabt Korbinian Birnbacher und der Salzburger Weihbischof Hansjörg Hofer.
Die "Initiative Christlicher Orient" unterstützt seit mehr als 30 Jahren die Christen im Orient. Zahlreiche Hilfsprojekte werden jedes Jahr in Syrien, im Irak, im Libanon, in Palästina und in Jordanien umgesetzt. 2022 konnte das Hilfswerk rund 1,2 Millionen Euro an Spendengeldern lukrieren und damit mehr als 70 Projekte umsetzen. Die Jahrestagung in Salzburg findet stets in Kooperation mit der Salzburger Sektion der Stiftung "Pro Oriente" statt.