Papst eröffnet Synode in Rom mit Zukunftsvision für die Kirche
04.10.202310:43
Vatikan/Kirche/Papst/Synode/Theologie
Franziskus fordert bei Gottesdienst auf dem Petersplatz eine Kirche mit offenen Türen für alle, "die mit Barmherzigkeit auf die Menschheit schaut" - Kirche darf sich laut dem Papst aber auch nicht "den Moden der Welt" ergeben
Vatikanstadt, 04.10.2023 (KAP) Zum Start der Welt-Bischofssynode in Rom hat Papst Franziskus seine Zukunftsvision für die katholische Kirche umrissen. Beim feierlichen Eröffnungsgottesdienst der Synode am Mittwochvormittag auf dem Petersplatz forderte er eine Kirche, "die mit Barmherzigkeit auf die Menschheit schaut". Er sprach von einer geeinten und geschwisterlichen Kirche, die zuhöre, in den Dialog trete, ermutige, helfe, aufrüttele und Wege zum Glauben eröffne. "Eine Kirche, die Gott als ihren Mittelpunkt hat und die sich deshalb im Inneren nicht spaltet", sagte Franziskus. Zugleich dürfe sie nach außen niemals abweisend wirken.
Bei der knapp vierwöchigen Synode im Vatikan gehe es nicht um Strategien und ideologische Kämpfe, betonte der Papst. Die Versammlung sei kein polarisiertes Parlament und verfolge keinen Reformplan. Stattdessen müsse der einladende Blick Jesu im Mittelpunkt stehen.
Franziskus ermutigte zu einer gastfreundlichen Kirche, die offene Türen für "alle, alle, alle" habe. Gleichzeitig warnte er davor, "gefährlichen Versuchungen" zu verfallen: "Eine starre Kirche zu sein, die sich gegen die Welt wappnet und rückwärts schaut; eine laue Kirche zu sein, die sich den Moden der Welt ergibt; eine müde Kirche zu sein, die über sich selbst gekrümmt ist".
Mit dem Gottesdienst leitete der Papst die Bischofs-Synode im Vatikan ein. Die rund 450 Teilnehmer und Teilnehmerinnen rief er auf, den gemeinsamen Weg demütig, leidenschaftlich und fröhlich zu gehen. Am Nachmittag sollten die Synodalen zu ihrer ersten Sitzung in der vatikanischen Audienz-Halle zusammenkommen. Unter ihnen sind aus Österreich Kardinal Christoph Schönborn und der Salzburger Erzbischof Franz Lackner. Unter den nichtstimmberechtigten theologischen Beratern der Versammlung ist auch die Linzer Pastoraltheologin Klara Csiszar.
Vierwöchige Beratungen
Bis zum 29. Oktober beraten die Synoden-Teilnehmer abwechselnd im Plenum und in Kleingruppen über neue Formen der Beratung und der Mitbestimmung in der Kirche. Dabei geht es auch um Hierarchien, eine Aufwertung von Frauen und den Platz für Angehörige sexueller Minderheiten. Zu den Themen, die sich im bisherigen zweijährigen weltweiten Befragungs- und Beratungsprozess der Weltsynode zunächst auf Ebene der Ortskirchen und dann der Kontinente herauskristallisiert haben, zählen unter anderem auch mehr Aufmerksamkeit für junge Menschen und soziale Probleme sowie das Vorgehen gegen Missbrauch in der Kirche.
Die nun beginnende Versammlung ist die erste von zwei Sitzungsperioden der Bischofs-Synode im Rahmen der 2021 vom Papst gestarteten "Weltsynode über Synodalität". Für Oktober 2024 ist ein weiteres mehrwöchiges Treffen im Vatikan geplant.
Erste Messe mit neuen Kardinälen
Der Gottesdienst am Mittwoch auf dem Petersplatz war auch die erste Messe mit den neuen Kardinälen, die der Papst vergangenen Samstag ernannt hatte. Für Mittag war zudem die Veröffentlichung der Fortführung von Franziskus' Sozial- und Umweltenzyklika "Laudato si" in Form eines päpstlichen Schreibens zur Umweltkrise geplant.