Vatikan-Expertin: Beim Klimagipfel geht es vor allem auch um Geld
23.11.202308:01
Vatikan/Vereinigte Arabische Emirate
Finanzielle Auswirkungen der Klimakrise sind für Vatikan-Mitarbeiterin Giacomel die am schwierigsten zu klärende Frage bei der COP28 in Dubai
Vatikanstadt, 23.11.2023 (KAP) Die finanziellen Auswirkungen der Klimakrise werden nach Einschätzung der Vatikan-Fachexpertin Martina Giacomel die am schwierigsten zu klärende Frage beim kommenden Weltklimagipfel COP28 in Dubai sein. Giacomel arbeitet in der Vatikanbehörde für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen, die von Kardinal Michael Czerny geleitet wird, und reist in dessen Delegation mit in die Vereinigten Arabischen Emirate. Zum Auftakt der Weltklimakonferenz reist heuer erstmals auch Papst Franziskus an.
"Der Teil mit den finanziellen Auswirkungen ist vermutlich der schwierigste in der Debatte zur Energiewende und zum Kampf gegen die Erderwärmung", sagte Giacomel im Interview für Radio Vatikan und das vatikanische Nachrichtenportal "Vatican News". "In der Folge geht es um Investitionen in neue Technologien und Ressourcen. Aber zunächst handelt es sich darum, die finanziellen Verluste in Rechnung zu stellen, um die Realitäten des Übergangs zu bestimmen. Wie können wir diese Themen angehen, die vielleicht die heikelsten sind?" Selbst wenn sich alle einig seien, dass es eine Trendumkehr bei der Erderwärmung brauche, so Giacomel, gebe es eine Reihe finanzieller Fragen zu klären. "Das Geld bleibt also immer, wie Papst Franziskus beklagt, der bestimmende Faktor."
Papst Franziskus reist von 1. bis 3. Dezember persönlich nach Dubai und wird sich in einer Ansprache zum Umgang mit der Klimakrise äußern. "Die Anwesenheit von Papst Franziskus wird - so hoffen wir - das Klima des Dialogs und der Zusammenarbeit zwischen den Staaten bestärken", so Vatikan-Expertin Giacomel. Die Führungsrolle des Kirchenoberhaupts sei auch außerhalb der katholischen Welt anerkannt. "Der Heilige Stuhl hat ja diesen einen besonderen Beitrag zu leisten: Er bietet nicht nur technische Lösungen an, sondern setzt sich auch für eine Allianz zwischen den Ländern und für eine Erziehung zum Begriff der integralen Ökologie ein, der ein Schlüsselbegriff des Pontifikats von Papst Franziskus ist - und sicherlich will er mit seiner symbolischen Anwesenheit dieses Thema auch an die Verhandlungstische bringen."
Folgen der Erderwärmung angehen
Integrale Ökologie bedeutet, dass der Kampf gegen den Klimawandel auch eine soziale und moralisch-ethische Dimension hat, die nicht ignoriert werden kann, so Giacomel im Radio-Vatikan-Interview. "Es geht also nicht nur darum, den Planeten vor dem Anstieg des Kohlendioxids in der Atmosphäre zu schützen, sondern auch darum, all die damit verbundenen Folgen anzugehen: soziale Folgen, Migration, Ungerechtigkeiten, die eben mit dem Klimawandel zusammenhängen." Franziskus betone regelmäßig, dass die Menschheit über die Mittel verfüge, um diesen Wandel zu bewältigen. "Aber er erfordert eben eine echte Umkehr, individuell, aber auch gemeinschaftlich, und somit einen Übergang hin zu einem ganzheitlicheren und integralen Modell, das auf dem Prinzip der Solidarität beruht."
(Diese Meldung ist Teil eines Kathpress-Themenschwerpunkts zur Weltklimakonferenz COP28. Alle Meldungen und Hintergrundberichte des Schwerpunkts sind gesammelt abrufbar unter www.kathpress.at/weltklimakonferenz)