Russland lässt zwei ukrainische Geistliche nach 19 Monaten frei
29.06.202411:17
Ukraine/Russland/Vatikan/Kirche/Krieg/Diplomatie
Griechisch-katholische Ordensmänner Iwan Lewyzkyj und Bohdan Heleta waren 2022 in der Ostukraine von russischen Truppen festgenommen worden - Selenskyj dankt Heiligem Stuhl für Vermittlung bei Freilassung von Zivilisten
Kiew, 29.06.2024 (KAP/KNA) Nach mehr als 19 Monaten in russischer Gefangenschaft sind zwei ukrainische Geistliche laut der griechisch-katholischen Kirche wieder in Freiheit. Die Kirchenleitung in Kiew veröffentlichte am Freitagabend auf ihrer Website Fotos der beiden stark ausgemergelten Redemptoristen Iwan Lewyzkyj und Bohdan Heleta mit kahlgeschorenen Köpfen. Beide kamen laut dem ukrainischen Dienst des Portals "Vatican News" um 2.00 Uhr in der Nacht zu Samstag in Kiew an und wurden vom Papstbotschafter in der Ukraine, Erzbischof Visvaldas Kulbokas, empfangen.
Nuntius Kulbokas dankte Gott für "dieses sehr freudige Ereignis". Er hoffe, dass die Priester in den nächsten Tagen nach ärztlichen Untersuchungen wieder in ein mehr oder weniger normales Leben zurückkehren könnten.
Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj äußerte sich zur Freilassung. "Trotz aller Schwierigkeiten ist es uns gelungen, zehn weitere unserer Landsleute aus russischer Gefangenschaft zu befreien", schrieb das Staatsoberhaupt auf der Online-Plattform X.
Russische Truppen hatten ihm zufolge Heleta und Lewyzkyj im ostukrainischen Berdjansk gefangen genommen, weil sie sich den Besatzern widersetzt hätten. Die acht weiteren Freigelassenen seien ebenfalls Zivilisten, darunter der stellvertretende Vorsitzende der politischen Vertretung der Krimtataren, Nariman Dscheljal. "Sie alle sind jetzt frei und zu Hause in der Ukraine", so Selenskyj.
Vatikan vermittelte
Der Präsident und die griechisch-katholische Kirche würdigten den Beitrag des Heiligen Stuhls zur Freilassung der Gefangenen. Kiews griechisch-katholischer Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk bedankte sich besonders bei Papst Franziskus, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und allen beteiligten Vatikan-Diplomaten.
Die für Kriegsgefangene zuständige ukrainische Behörde erklärte: "Die Freilassung der ukrainischen Zivilisten erfolgte durch Vermittlung des Heiligen Stuhls." Demnach handelte es sich um den 53. Gefangenenaustausch zwischen der Ukraine und dem Angreifer Russland. Bislang seien insgesamt 3.310 Ukrainer freigekommen.
Ordensmänner im März 2022 verhaftet
Die griechisch-katholischen Ordensmänner Lewyzkyj und Heleta hatten nach der Einnahme der Hafenstadt Berdjansk am Asowschen Meer durch die russische Armee im März 2022 zunächst weiter für ihre dortige Kirchengemeinde gearbeitet. Russische Besatzungstruppen nahmen sie Mitte November 2022 fest und brachten sie an einen unbekannten Ort.
In russischen Medien wurden beide Geistliche des Terrorismus und des illegalen Waffenbesitzes beschuldigt. Ihre Kirche erhielt nach eigenen Angaben Hinweise, dass beide gefoltert worden seien, um sie zu Geständnissen von Verbrechen zu zwingen, die sie nicht begangen hätten.
Metropolit nach Russland überstellt
In den von Moskau völkerrechtswidrig annektierten ukrainischen Gebieten erlauben die Besatzungsbehörden nur die Tätigkeit der russisch-orthodoxen Kirche. Die griechisch-katholische Kirche musste ihre Arbeit dort weitgehend einstellen.
Kiew hatte zuletzt den zu fünf Jahren Haft verurteilten Metropoliten Ionafan von Tultschyn in der Region Winnyzja an Russland übergeben. Er gehört der lange mit dem Moskauer Patriarchat verbundenen Ukrainischen Orthodoxen Kirche an. Ein Gericht hatte ihn im August 2023 für schuldig befunden, Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine zu rechtfertigen. Der Moskauer Patriarch Kyrill I. empfing Ionafan vor einer Woche in seiner Residenz und verlieh ihm eine kirchliche Auszeichnung.
Großerzbischof Schewtschuk greift Osterbotschaft von Papst Franziskus auf, der ebenfalls die Forderung nach Freilassung aller Kriegsgefangenen gestellt hatte
Laut Medienberichten wurden in den vergangenen Wochen aufgrund diplomatischer und humanitärer Vermittlungen zahlreiche ukrainische Kinder von Russland an Hilfsorganisationen sowie an Gesandte des Vatikans übergeben
Griechisch-katholische Ordensmänner Lewyzkyj und Heleta wurden vor einem Jahr in der ostukrainischen Region Saporischschja verhaftet und an einen unbekannten Ort gebracht
Redemptoristen Ivan Levytsky und Bohdan Heleta wurden im November 2022 in der Hafenstadt Berdjansk von russischen Truppen festgenommen - Seit Monaten keine Nachricht über ihren Verbleib