Stichwort: Die Welt-Synode der katholischen Kirche
09.07.202414:03
Vatikan/Kirche/Papst/Weltsynode
Mehrstufiger synodale Prozess trägt offiziellen Titel "Eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Partizipation, Mission" - Der bisherige Ablauf im Überblick
Vatikanstadt, 09.07.2024 (KAP) In einem von Papst Franziskus ausgerufenen weltweiten Prozess beschäftigt sich die katholische Kirche seit 2021 eingehend mit der Frage, wie sie ihre Entscheidungen finden und welche Formen von Mitbestimmung es dabei geben soll. Die Weltsynode steht unter dem Leitmotiv "Eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe, Sendung" und findet als Konsultations- und Beratungsprozess in mehreren Phasen auf Ebene der Diözesen und Ortskirchen, der Kontinente und der Weltkirche statt.
Nach der ersten Session der Welt-Bischofssynode mit dem Papst im Herbst 2023 im Vatikan waren zuletzt wieder die Ortskirchen am Wort. Ihre bis Mitte Mai nach Rom geschickten Rückmeldungen zum Synthese-Bericht der ersten Synodenversammlung flossen ein in das am 9. Juli vom Synodensekretariat veröffentlichte Arbeitspapier für die zweite Welt-Versammlung. Von 2. bis 27. Oktober tagen dann erneut mehrere Hundert Bischöfe, Priester, Ordensleute und Laien-Katholiken, unter ihnen Männer und Frauen, unter dem Vorsitz von Papst Franziskus im Vatikan.
Der bisherige weltweite synodalen Prozess gliederte sich in mehrere Phasen: Im Herbst 2021 und im Frühjahr 2022 standen zunächst lokale Beratungen über Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung in Diözesen und kirchlichen Organisationen in aller Welt im Fokus. Um möglichst viele Menschen zu beteiligen, setzte man neben verschiedenen Gesprächsformaten, diözesanen Versammlungen und anderen Impulsen vielerorts auch auf Fragebögen zur Erhebung von Anliegen und Ideen der Gläubigen. Auch aus Österreich gingen die Ergebnisse - gebündelt in eine nationale Zusammenfassung - im Sommer 2022 an das Synodensekretariat in Rom.
Auf Basis der Einreichungen aus aller Welt wurde ein erstes Arbeitsdokument für die nächste Phase des Synodalen Prozesses erarbeitet. Diese bestand aus Beratungen auf Ebene der Kontinente, die im Februar und März 2023 stattgefunden haben. Bischöfe und Delegierte aus europäischen Ländern etwa kamen dazu in Prag zusammen. Alle sieben Kontinentalversammlungen - Afrika, Ozeanien, Asien, Europa, Süd- und Nordamerika sowie die Ostkirchen - erstellten je ein eigenes Abschlusspapier über ihren Austausch. Diese Texte flossen in das Arbeitspapier ("Instrumentum laboris I") für die erste Sitzungsperiode der Welt-Bischofssynode ein, die von 4. bis 29. Oktober 2023 im Vatikan beriet - und zwar erstmals in der Geschichte unter Einbindung von Laienkatholiken und insbesondere Frauen mit Stimmrecht.
Am Ende der ersten Versammlung in Rom beschlossen die Delegierten einen "Synthese-Bericht". Dessen Inhalte wurden in den Monaten danach erneut in Diözesen, Ordensgemeinschaften und an der Kirchenbasis, aber auch von den beim Synoden-Generalsekretariat in Rom eingerichteten Arbeitsgruppen und einem internationalen Pfarrer-Treffen in Rom vertieft. Auf Basis des Syntheseberichts der ersten Synodenversammlung sprach man erneut über Wege und Instrumente einer synodaleren Kirche und konkrete Formen missionarischen Engagements. Die Ergebnisse wurden, unter anderem in Form neuerlicher Länderberichte, an das Synodensekretariat übermittelt. Auf dieser Grundlage entstand das "Instrumentum laboris II" - das Arbeitspapier für die zweite Session der Welt-Bischofssynode.
Am Ende der zweiten Synodenversammlung wird der Papst über das weitere Vorgehen entscheiden - üblicherweise zusammengefasst in einem sogenannten Nachsynodalen Schreiben.
Einige in den vorangegangenen Debatten während des weltweiten Prozesses aufgekommene Fragestellungen wurden vom Vatikan zu Jahresbeginn 2024 teils aus den Beratungen der Weltsynode ausgekoppelt. Zehn eigene Expertengruppen sollen bis Mitte 2025 Themen wie Diakoninnenweihe, Anpassungen in der Priesterausbildung oder den Dienst der Bischöfe diskutieren. Es handle sich um Fragen, "zu denen in der Synodenversammlung bereits ein erheblicher Konsens erzielt wurde und die daher reif genug erschienen, um in die Phase der Ausarbeitung konkreter Reformvorschläge übergehen zu können, die dem Heiligen Vater vorgelegt werden sollen", sagte der Generalsekretär des Synodensekretariats, Kardinal Mario Grech, am 9. Juli. Ein erster Bericht über deren Fortschritte soll der Synodenversammlung im Oktober 2024 vorgelegt werden.
(Offizielle Website: www.synod.va; Österreich-Seite zur Weltsynode u.a. mit allen Dokumenten aus dem Weltsynodenprozess in Österreich und auf Europa- bzw. Weltebene www.katholisch.at/synode)
Papst Franziskus will die katholische Kirche verändern und stärker in eine synodal-missionarische Richtung mit Beteiligung aller Getauften entwickeln - Im Oktober soll die zweite Session der Weltsynode Grundlagen dafür beschließen - Das nun veröffentlichte Arbeitspapier für die Beratungen enthält weitreichende Vorschläge