Vorzeitiger Rücktritt von Hildesheimer Weihbischof Bongartz
11.09.202414:28
(zuletzt bearbeitet am 11.09.2024 um 15:21 Uhr)
Deutschland/Kirche/Missbrauch/Personalia
Bitte des 69-Jährigen um vorzeitigen Ruhestand erfolgte aus gesundheitlichen Gründen
Bonn/Vatikanstadt, 11.09.2024 (KAP/KNA) Der in die Kritik geratene Hildesheimer Weihbischof Heinz-Günter Bongartz hat vorzeitig sein Amt niedergelegt. Papst Franziskus nahm am Mittwoch das Rücktrittsgesuch des 69-Jährigen an, wie der Vatikan mitteilte. Üblicherweise gehen katholische Bischöfe mit 75 Jahren in den Ruhestand. Gegen Bongartz richten sich Vorwürfe von Missbrauchsbetroffenen, in seiner Zeit als Personalchef mit Fällen sexualisierter Gewalt falsch umgegangen zu sein. Wie die Diözese Hildesheim am Mittwoch mitteilte, habe Bischof Bongartz aus gesundheitlichen Gründen um seine vorzeitige Versetzung in den Ruhestand gebeten.
Der Weihbischof selbst sagte, der angenommene Rücktritt sei im Hinblick auf seine Gesundheit eine große Erleichterung. Die vier Jahrzehnte im aktiven Dienst für die Diözese seien von manchen Herausforderungen geprägt gewesen. Es habe aber auch viele schöne und beglückende Momente gegeben.
Die Betroffeneninitiative in der Diözese Hildesheim hatte bereits vor zwei Jahren den Rücktritt von Bongartz gefordert. Sie berief sich dabei auf zwei Aufarbeitungsgutachten aus den Jahren 2017 und 2021. Die Initiative berichtete von einem anschließenden Gespräch mit dem Weihbischof. In diesem habe er darauf hingewiesen, dass er sich für die in der Studie von 2017 benannten Fehler bereits entschuldigt habe. Und in dem 2021 veröffentlichten Gutachten habe er in drei Darstellungen, die seine Person betreffen, Fehler festgestellt.
Zuletzt weigerte sich der Wolfenbütteler Pfarrer Matthias Eggers, den Weihbischof zur Firmung junger Menschen in seiner Gemeinde zu empfangen. Er beschuldigte Bongartz, als früherer Personalchef der Diözese einen inzwischen verstorbenen Ruhestandspriester in der Wolfenbütteler Gemeinde geduldet zu haben, obwohl dieser bekanntermaßen Kinder missbraucht haben soll. Dagegen betonte der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer, dass es für die Anschuldigungen gegen Bongartz keine Belege gebe.
Heinz-Günter Bongartz war von 2006 bis 2014 Personalchef in der Diözese Hildesheim und in dieser Zeit vorübergehend auch deren Missbrauchsbeauftragter. 2011 empfing er die Bischofsweihe. Von 2016 bis 2019 war er Generalvikar, also Stellvertreter des Bischofs in Verwaltungsangelegenheiten. Nach der Veröffentlichung des Gutachtens von 2017 hatte er seinen Rücktritt angeboten, den der damalige Übergangsverwalter der Diözese, Weihbischof Nikolaus Schwerdtfeger, jedoch nicht annahm.
Bischof Wilmer dankte dem Weihbischof, dass er in verschiedenen Ämtern und Funktionen die Diözese geprägt habe, darunter auch seit zehn Jahren als Domdechant. Im Jahr 2010 habe er als Bischöflicher Missbrauchsbeauftragter in kurzer Zeit eine Vielzahl von Anzeigen entgegengenommen, mit zahlreichen Betroffenen gesprochen und einen Beraterstab eingerichtet. Die Aufarbeitung und Prävention von sexuellem Missbrauch in der Diözese Hildesheim habe er maßgeblich vorangetrieben. "Hierfür gilt ihm mein ausdrücklicher Respekt und meine Anerkennung," so Wilmer.
Laut Diözese bat Wilmer Bongartz, sein Amt als Domdechant und Referent für die Orden bis zur Ernennung eines Nachfolgers weiter wahrzunehmen. Auch die für dieses Jahr terminierten Firmungen werde er mit den jungen Menschen feiern.