Franziskus feiert großen Gottesdienst mit 50.000 Menschen im Nationalstadion und predigt gegen Hass, Gleichgültigkeit und Egoismus
Singapur, 12.09.2024 (KAP) Papst Franziskus hat die Menschen in Singapur an den Wert von Respekt und Mitmenschlichkeit erinnert. Auch die "großen, kühnen und faszinierenden" Bauwerke der asiatischen Wirtschaftsmetropole hätten ihren Ursprung nicht in erster Linie in Geld, Technik oder der Ingenieurskunst, sondern in der "Liebe, die aufbaut", sagte Franziskus am Donnerstag bei einem großen Gottesdienst im Nationalstadion von Singapur.
"Es gibt in der Tat kein gutes Werk, hinter dem nicht sehr wahrscheinlich geniale, starke, reiche und kreative Menschen stehen, aber immer auch schwache Frauen und Männer wie wir, für die es ohne Liebe kein Leben, keinen Antrieb, keinen Grund zum Handeln, keine Kraft zum Aufbauen gibt", sagte Franziskus in seiner Predigt bei der Messe mit rund 50.000 Menschen.
Gegen Hass, Gleichgültigkeit, Egoismus
Ohne den "Sieg der Liebe über den Hass, der Solidarität über die Gleichgültigkeit, die Großherzigkeit über den Egoismus" wäre niemand in der Lage gewesen, eine so große Metropole wie Singapur zu errichten, so der Papst. Manchmal gaukelten die Größe und Stattlichkeit der eigenen Projekte den Menschen vor, allein die "Urheber unserer selbst, unseres Reichtums, unseres Wohlbefindens und unseres Glücks" sein zu können. "Aber das Leben verweist uns letztlich zurück zu einer einzigen Tatsache: Ohne Liebe sind wir nichts", erinnerte Franziskus. Diese Liebe gründe auf Gott, der Ursprung des Lebens und der Vollendung des Menschen sei.
In diesem Zusammenhang zitierte Franziskus ein Wort von Papst Johannes Paul II. (1978-2005) bei dessen Besuch 1986 in Singapur: "Daher ist die Liebe gekennzeichnet von einem tiefen Respekt vor allen Menschen, unabhängig von ihrer Rasse, ihrem Glauben oder was sie sonst von uns unterscheidet."
Kirche im multiethnischen Singapur wächst
Die katholische Kirche in Singapur, der knapp 400.000 der rund sechs Millionen Einwohner des Stadtstaats angehören, sei reich an Gaben, lebendig, im Wachstum begriffen und "in konstruktivem Dialog mit den verschiedenen anderen Konfessionen und Religionen, mit denen sie dieses wunderbare Land teilt", lobte Franziskus.
Es gelte, die Mitmenschen zu achten, "ohne Bevorzugung und ohne Unterschiede, wie es die Gesellschaft und die Kirche Singapurs so schön bezeugen, die ethnisch so verschieden und doch so eins und solidarisch sind", hob der Papst hervor. "Das schönste Gebäude, der wertvollste Schatz, die lohnendste Investition in den Augen Gottes" seien die Menschen. Sie seien aufgerufen, die Liebe Gottes weiterzugeben.
Am Freitag zurück nach Rom
Singapur ist seit Mittwoch die letzte Station einer knapp zweiwöchigen Reise durch Südostasien und Ozeanien, die das 87-jährige Kirchenoberhaupt bereits nach Indonesien, Papua-Neuguinea und Osttimor geführt hat. Zu den Höhepunkten der bisher längsten Auslandsreise von Franziskus zählten unter anderem eine große Messe mit rund 600.000 Menschen in Osttimor und eine interreligiöse Begegnung vor der größten Moschee Südostasiens in der indonesischen Hauptstadt Jakarta.
Am Freitag besucht der Papst in Singapur noch das St.-Theresa-Altersheim und hält eine Ansprache vor Jugendlichen am katholischen Junior-College, bevor er nach Rom zurückfliegt. Am Freitagabend wird Franziskus wieder im Vatikan erwartet.