Caritas St. Pölten: Situation weiter angespannt und noch zu gefährlich für Einsatz freiwilliger Helfender - Seit Beginn der Flut rund 2.600 neu Registrierte auf Plattform "füreinand.at" - Auch Notfallseelsorge im Einsatz
St. Pölten/Wien, 16.09.2024 (KAP) Das Jahrhunderthochwasser in großen Teilen Ostösterreichs hat laut Caritas auch eine Welle von Hilfsbereitschaft ausgelöst: Seit Beginn der Wetterkapriolen mit Überschwemmungen und Sturmböen haben sich österreichweit mit Stand Montag 9 Uhr österreichweit 2.567 Personen auf der Plattform füreinand.at registriert und damit ihre Bereitschaft für ehrenamtlichen Einsatz für Hilfsbedürftige bekundet. Wie Christoph Riedl, Sprecher der Caritas St. Pölten, im Gespräch mit Kathpress hinwies, sei es für dieses Engagement aktuell noch zu früh: Durch den auch am Montag anhaltenden Regen sei die Lage weiterhin angespannt und gefährlich. Die Caritas sei aber in engem Kontakt mit den Krisenstäben und werde Freiwillige für die Aufräumarbeiten dringend benötigen, so Riedl.
Der Caritas-Vertreter hatte sich davor ein Bild von der nach wie vor dramatischen Situation in und um St. Pölten gemacht: Die Pegelstände der Traisen sind durch die fortwährenden Niederschläge nach wie vor extrem hoch, es sei unsicher, ob die Dämme halten. Auch Einrichtungen und Mitarbeitende der Caritas sind laut Riedl betroffen; Dienstautos wurden beschädigt, Keller überflutet. Die kirchliche Hilfsorganisation gehöre zu jenen Unternehmen, die ihren Angestellten für Hilfsleistungen Freistellungen ermöglicht, sofern diese unmittelbar vom Hochwasser betroffen sind. Nicht gefährdet durch die Flut ist, wie der Caritas-Sprecher hinwies, die mobile Hauskrankenpflege.
Sobald die Akutsituation im Griff ist, seien freiwillige Helferinnen und Helfer für die dann folgenden Aufräum- und Wiederinstandsetzungsarbeiten hochwillkommen. Riedl zeigte sich beeindruckt davon, dass zu den bisher 40.000 auf füreinand.at registrierten Menschen zuletzt weitere knapp 2.600 hinzugekommen seien. Die Caritas werde in Absprache mit Pfarren und Gemeinden in den Krisengebieten vor Ort Sprechstunden anbieten, die gefahrlos leistbare Hilfe koordinieren sollen. Bereits jetzt werden Opfer der Flutkatastrophe dazu aufgefordert, sich in Notlagen an das Team der Caritas Akuthilfe zu wenden (in akuter Gefahrenlage jedoch Notruf unter 144 für Rettung oder 122 für die Feuerwehr): Ein Formular dafür ist unter https://www.caritas-stpoelten.at/akuthilfe-hochwasser online gestellt. Betroffene können sich auch täglich zwischen 9 bis 18 Uhr an die österreichweite Hochwasser-Hotline der Caritas wenden (Tel.: 05 17 76 300).
Hilfe erfordert langen Atem
Caritas-Österreich-Generalsekretärin Anna Parr hatte am Sonntag den Start der Soforthilfe mitgeteilt. Erst wenn die Pegelstände wieder fallen, werde das gesamte Ausmaß der Katastrophe sichtbar. "Das heißt: Unsere Hilfe wird einen langen Atem haben müssen." Parr weiter: "Wenn sie helfen wollen, tun sie das mit einer Spende und indem sie sich auf www.fuereinand.at registrieren." Über diese Plattform werden Hilfseinsätze dann in einem nächsten Schritt rasch und lokal organisiert.
Die Caritas bittet dringend um Spenden (Caritas Österreich, Kennwort: Katastrophenhilfe Österreich, IBAN: AT23 2011 1000 0123 4560).
Auch Notfallseelsorge gefordert
Schwer im Einsatz ist aktuell auch die Notfallseelsorge der Diözesen Wien und St. Pölten. Deren Leiter Martin Stigler reagierte am Sonntag auf einen Alarmruf aus Grub im Wienerwald und fand sich zusammen mit je zwei Kollegen von Seelsorge und Rotem Kreuz im dortigen Feuerwehrhaus ein. Dort herrschte unter den rund 30 Einsatzkräften ein reges Kommen und Gehen, Blackhawk-Hubschrauber brachten aus ihren Häusern Evakuierte, die voll Sorge um ihr flutgefährdetes Domizil und dort Zurückgelassenes - darunter Haustiere - waren, wie Stigler im Kathpress-Interview berichtete.
Er und seine Mitstreiter richteten ihr Augenmerk aber nicht nur auf die Hochwasseropfer, sondern auch auf die teils komplett übermüdeten Feuerwehrleute, hörten zu, nahmen Anteil, spendeten Trost. "Es wird leicht übersehen, dass jemand nur gut helfen kann, wenn es ihm selber nicht schlecht geht", sagte der erfahrene Notfallseelsorger, der für die Diözesen Wien und St. Pölten zuständig ist. Seinesgleichen falle es leichter, auch Erholungsbedürftigkeit von bis an die Erschöpfungsgrenze eingesetzten Helfern hinzuweisen, als den Einsatzkräften selbst. "Jemanden um Hilfe zu bitten, ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke", betonte Stigler dazu.
Den Feuerwehrleuten selbst fehle die Zeit, sich die Sorgen der Evakuierten anzuhören. In Notlagen ein offenes Ohr zu haben, gehört zum Alltag der Notfallseelsorgenden. In Grub durften auch Mitglieder der Feuerwehr ihren Frust darüber abladen, dass ein unbelehrbarer Autofahrer trotz Warnungen in eine überflutete Straße fuhr und dann aus dem brusthohen Wasser gerettet werden musste, wie Stigler erzählte. Er appellierte, Rücksicht auf die Einsatzkräfte zu zeigen und etwa auch die eigene Schaulust zu zügeln, um Hilfe nicht zu behindern. In den nächsten Tagen gebe es erhöhte Alarmbereitschaft für ihn, so der Notfallseelsorger. In seinem Auto habe er ein "mobiles Büro", um im Bedarfsfall rasch vor Ort zu sein und um die von pfarrlichen Stützpunkten aus geleistete Unterstützung zu koordinieren. (Info: https://www.erzdioezese-wien.at/notfall)
Generalsekretärin Parr: "Unsere Hilfe wird einen langen Atem brauchen" - Caritas bittet um Spenden für Sofort- und Überbrückungshilfen sowie für langfristige Hilfe