Papst will Bußakt zu Missbrauch am Beginn der Weltsynode
16.09.202414:57
(zuletzt bearbeitet am 16.09.2024 um 16:12 Uhr)
Vatikan/Kirche/Weltsynode
Vatikan gibt Details zu bevorstehender zweiter Session der Bischofssynode über Synodalität bekannt - 368 stimmberechtigte Synoden-Mitglieder - Aus Österreich wieder Kardinal Schönborn, Erzbischof Lackner und Theologin Csiszar bei Synodenversammlung im Vatikan
Vatikanstadt, 16.09.2024 (KAP) Zu Beginn der finalen Phase der Weltsynode über Synodalität soll es nach dem Willen von Papst Franziskus einen großen öffentlichen Bußakt wegen der Verfehlungen der Kirche geben, insbesondere im Umgang mit sexuellem Missbrauch. Dabei werde es vor allem um die Verfehlungen gegenüber den "Unschuldigen und Schutzlosen" gehen, erklärte Synodengeneralsekretär, Kardinal Mario Grech, am Montag im Vatikan. Die Bußvigil soll am Abend des 1. Oktober im Petersdom stattfinden, und zwar zum Abschluss der beiden Einkehrtage für die Synodenmitglieder, die der eigentlichen vierwöchigen Synodenversammlung vorangestellt sind.
Man wolle bei dieser Gelegenheit nicht die Sünden anderer anklagen, erklärte Grech zu dem Bußakt. Vielmehr gehe es darum, sich selbst als Teil jener zu bekennen, die durch Tun oder Unterlassen Leiden verursacht haben. Der Papst werde am Ende im Namen aller Christen eine Vergebungsbitte vor Gott und der gesamten Menschheit wegen dieser Schuld formulieren.
Bei der Vigil sollen Zeugnisse von Menschen vorgetragen werden, die unter den Sünden von Männern und Frauen der Kirche gelitten haben. Auch ein Opfer sexuellen Missbrauchs werde von seinem Leiden berichten, sagte der Kardinal. Beim Bußakt soll es aber auch um Sünden "gegen die Frauen, die Familie, die Jugend", "gegen den Frieden", "gegen die Armut" oder wegen eines "Mangels an Zuhören" gehen, wie aus den vom Vatikan vorab zur Verfügung gestellten Informationen hervorgeht.
368 stimmberechtigte Synoden-Mitglieder
Die finale Sitzung der Weltsynode über neue Mitberatungs- und Mitbestimmungswege in der katholischen Kirche tagt dann nach einer Eröffnungsmesse vom 2. Oktober bis 27. Oktober im Vatikan. Unter den 368 stimmberechtigten Mitgliedern sind rund 270 Bischöfe und Kardinäle; etwa ein Siebtel der Teilnehmenden sind Frauen. Das offizielle Thema der Synode lautet "Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung".
Bei den vom Papst ernannten Synoden-Mitgliedern aus aller Welt gibt es im Vergleich zur ersten Session der Bischofssynode vom Oktober 2023 nur wenige Änderungen. Die Österreichische Bischofskonferenz wird bei der Synodenversammlung erneut durch ihren Vorsitzenden Erzbischof Franz Lackner vertreten sein. Auch Kardinal Christoph Schönborn, der dem vatikanischen Synodenrat angehört, ist offizielles Mitglied der Bischofssynode. Klara-Antonia Csiszar, Pastoraltheologin und Dekanin der theologischen Fakultät der Katholischen Privat-Universität (KU) Linz, gehört wie im Vorjahr dem Kreis der nicht-stimmberechtigten Expertinnen und Experten an.
Tagen wird die Synode wieder in der vatikanischen Audienzhalle, und zwar abwechselnd im Plenum bzw. in 36 Arbeitsgruppen zu je zehn bis zwölf Mitgliedern. Grundlage ist das im Juli veröffentlichte Arbeitspapier (Instrumentum laboris) mit dem Titel "Wie wir eine missionarisch-synodale Kirche sein können". Neu sind Zwischenschritte in Form von fünf "Sprach-Tischen" (zwei in Englisch, je einer in Italienisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch), zu denen die Berichterstatter aus den Arbeitsgruppen regelmäßig zusammentreten, um zentrale Gesprächsthemen für den weiteren Verlauf der Synodenberatungen festzulegen. Auch wird es bei der nunmehrigen Weltsynode an zwei Abenden eigene theologisch-pastorale Foren geben, bei denen die theologischen Grundlagen der Synode vertieft werden sollen.
Weithin unter Siegel der Verschwiegenheit
Die Weltsynode wird auch erneut über weite Strecken unter dem Siegel der Verschwiegenheit und unter Ausschluss der Medien tagen. Die Verschwiegenheitspflicht für die 368 stimmberechtigten Synoden-Mitglieder ist Bestandteil des offiziellen Regelwerks (Regolamento) der Synode, wie der Vatikan am Freitag weiters mitteilte. Anders als Synoden im Bereich der protestantischen Kirchen gelten Synoden im katholischen Kirchenrecht nicht als Kirchenparlament, sondern als ein Organ, um gemeinsam den Willen Gottes für die Kirche herauszufinden.
Wie Synoden-Generalsekretär Kardinal Grech ausführte, soll die Diskretion das freie Reden begünstigen und Entscheidungsprozesse erleichtern. Lediglich einige Teile der Synode, darunter die Gottesdienste sowie Sitzungseröffnungen, werden medienöffentlich sein. Zudem werde es regelmäßige Briefings und Pressekonferenzen geben.
Aus dem Regelwerk geht auch hervor, dass die fünf offiziellen Synodensprachen weiterhin Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Französisch und Englisch sind. Zwar werde Deutsch eine der Übersetzersprachen sein, heißt es im Regolamento. Auf Deutsch verfasste Beiträge müssen aber, ebenso wie Beiträge in anderen nicht zugelassenen Sprachen, zuvor in eine der offiziellen Synodensprachen übersetzt werden.