Kardinal Fernandez: Mutmaßliche Mitteilungen der Jungfrau Maria an die Seher von Medjugorje nicht als "Privatoffenbarungen", sondern als "erbauliche Texte" einstufen - Ortsbischöfe der Weltkirche entscheiden weiter selbst, ob sie Wallfahrten nach Medjugorje fördern oder nicht
Vatikanstadt, 19.09.2024 (KAP) Die mutmaßlichen Mitteilungen der Jungfrau Maria an die Seher von Medjugorje haben nach dem Urteil von Glaubenspräfekt Kardinal Victor Fernandez nur begrenzten Wert. Es sei wichtig, immer von "mutmaßlichen Botschaften" zu sprechen, erklärte er am Donnerstag vor Journalisten im Vatikan. Da ihr übernatürlicher Ursprung nicht feststehe, seien sie nicht als "Privatoffenbarungen", sondern lediglich als "erbauliche Texte" einzustufen. Einige der Texte seien "konfus" und "problematisch", doch stünden die meisten in Übereinstimmung mit dem Evangelium und der Lehre der Kirche.
Fernandez äußerte sich bei der Vorstellung des Dokuments "Königin des Friedens", in dem der Vatikan die Marienverehrungen von Medjugorje verbindlich zu regeln versucht. In den Schlussfolgerungen des Dokuments heißt es, die positive Bewertung der Marienverehrung in dem Ort in Bosnien-Herzegowina bedeute nicht, "die mutmaßlichen übernatürlichen Ereignisse als authentisch zu erklären, sondern nur darauf hinzuweisen, dass inmitten dieses geistlichen Phänomens von Medjugorje der Heilige Geist fruchtbar zum Wohle der Gläubigen wirkt".
Der Bischof von Mostar-Duvno, Petar Palic, wird in dem Dokument angewiesen, ein sogenanntes "Nihil obstat" per Dekret zu veröffentlichen und damit die kirchenamtliche Genehmigung für die Marienverehrung in Medjugorje zu erteilen. Zugleich wird der Apostolische Visitator vor Ort, der italienische Erzbischof Aldo Cavalli, beauftragt, darauf zu achten, dass in jeder Veröffentlichung, in der die mutmaßlichen Marien-Botschaften gesammelt werden, die Note "Königin des Friedens" als Einleitung enthalten ist. Ferner solle er die künftigen Botschaften - oder die vergangenen Botschaften, die noch nicht veröffentlicht wurden - "einer Prüfung unterziehen und ihre eventuelle Veröffentlichung unter Berücksichtigung der obigen Klarstellungen genehmigen".
Warnung vor Manipulationen
Die jeweiligen Ortsbischöfe in der Weltkirche haben weiterhin die Möglichkeit, darüber zu entscheiden, ob sie Wallfahrten nach Medjugorje fördern oder nicht. Dazu heißt es in dem Text, es werde "nicht geleugnet, dass es Gruppen oder Personen geben kann, die dieses geistliche Phänomen in unangemessener Weise nutzen und in falscher Weise handeln. Die Diözesanbischöfe, jeder in seiner Diözese, haben die Freiheit und die Autorität, jene besonnenen Entscheidungen zu treffen, die sie für das Wohl des Volkes Gottes für notwendig erachten."
Ferner sollten alle, die nach Medjugorje pilgern, darauf hingewiesen werden, dass "Pilgerfahrten nicht wegen der Begegnung mit den mutmaßlichen Sehern stattfinden, sondern um Maria, der Königin des Friedens, zu begegnen und, getreu der Liebe Marias zu ihrem Sohn, Christus, zu begegnen".
Erzbischof Cavalli: Papst-Entscheidungen hinsichtlich des bosnischen Wallfahrtsortes beruhen auf Erkenntnissen der noch von Benedikt XVI. eingesetzten Prüfungskommission
Vom Papst genehmigtes Dokument "Über die geistliche Erfahrung im Zusammenhang mit Medjugorje" äußert sich nicht zur Übernatürlichkeit, also Echtheit der Erscheinungen, formuliert aber ein insgesamt positives Urteil über die Botschaften, wenn auch mit einigen Klarstellungen