Kardinäle und Bischöfe bilden zusammen rund drei Viertel der vierwöchigen Versammlung, die im Oktober im Vatikan beraten wird - Erstmals sind bei der zweiteiligen Synode über Synodalität auch Frauen stimmberechtigt
Vatikanstadt, 20.09.2024 (KAP) Deutlich mehr als 500 Namen zählt das vom Vatikan veröffentlichte Tableau der vor Ort von den Bischofskonferenzen gewählten, der von Amts wegen feststehenden sowie der vom Papst ernannten Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Weltsynode im Oktober im Vatikan. Die Liste setzt sich zusammen aus 368 stimmberechtigten Mitgliedern ("membri"); hinzukommen 8 Ehrengäste, 16 Vertreter aus der Ökumene, sowie 130 weitere Teilnehmer, darunter knapp 70 beratende Expertinnen und Experten für theologische Fragen und kommunikative Themen.
Unter den 368 "Synodenvätern und -Mütter" - erstmals sind bei der zweiteiligen Synode über Synodalität ja auch Frauen stimmberechtigt - bilden Papst und die 272 Kardinäle und Bischöfe zusammen rund drei Viertel der Versammlung. Die 40 Laien - unter ihnen 27 Frauen und 13 Männer - machen statistisch die drittgrößte Gruppe aus. Hinzu kommen weitere 14 Priester, 2 Diakone, 14 Ordenspriester und -brüder sowie 26 Ordensfrauen.
Etwa ein Drittel der "membri" stammt aus Europa, Nord- und Südamerikaner machen ein Viertel der Mitglieder aus, Afrikaner und Asiaten je etwa ein Fünftel und fünf Prozent der Stimmberechtigten der Synode kommen aus Ozeanien.
Kaum Änderungen zum Vorjahr
Die Teilnehmer der zweiten Session der Bischofssynode sind dabei weitgehend dieselben wie die der ersten Phase im Oktober 2023. Nur etwa 25 neue Namen finden sich unter Mitgliedern, Ehrengästen und den um vier Vertreter erweiterten Kreis der "brüderlichen Delegierten" aus anderen christlichen Kirchen. So nimmt anstelle des 84-jährigen libanesischen Kardinals Bechara Rai für die Maronitische Kirche Weihbischof Paul Rouhana teil, der indische Großerzbischof Mar Raphael Thattil kommt als neues Oberhaupt der Syro-Malabarischen Kirche ebenso nach Rom wie der neue Erzbischof von Presov und Metropolit der griechisch-katholischen Kirche in der Slowakei, Jonas Maxim. Auch der emeritierten Kurienkardinal Francesco Coccopalmerio, der bis 2018 dem damaligen Päpstlichen Rat für die Gesetzestexte vorstand, findet sich neu auf der Liste.
Statt New Yorks Kardinal Timothy Dolan wird aus den USA der Erzbischof von Baltimore, William Lori, erwartet, der malaysische Erzbischof Leow Beng Kim ersetzt Kardinal William Goh aus Singapur. Beachtenswert ist auch die Teilnahme des zu Jahresbeginn nach monatelanger Haft aus Nicaragua ausgewiesenen Bischofs Rolando Alvarez. Ihn hat der Papst direkt als Synodenmitglied ernannt. Alvarez ist damit der einzige Vertreter der vom Ortega-Regime drangsalierte Ortskirche.
Viele markante Persönlichkeiten
Aus der auf den ersten Blick unüberschaubar wirkenden Gesamtliste stechen freilich so manche Einzelpersönlichkeiten hervor, die die Synodenberatungen wesentlich mitprägen könnten. Zu ihnen zählen aus der für die Organisation der Versammlung zentral verantwortlichen Gruppe der vom Papst zum Synoden-Generalrelator bestimmten Luxemburger Kardinal Jean-Claude Hollerich genauso wie der maltesische Kardinal Mario Grech und die französische Ordensfrau Nathalie Becquart aus der Spitze des Synodensekretariats. Schon bei der ersten Synoden-Session prägten der ehemalige Ordensgeneral der Dominikaner, Timothy Radcliffe, und die italienische Benediktiner-Oberin Ignazia Angelini mit ihren geistlichen Impulsen das Denken und Sprechen der Versammlung
Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin nimmt schon von Amts wegen wie alle anderen Leiter von Kurienbehörden an den Beratungen teil, unter ihnen auch Glaubenspräfekt Kardinal Victor Fernandez. Auch der oft als konservativer Papstkritiker auftretende frühere Glaubens-Präfekt Kardinal Gerhard Ludwig Müller wurde erneut berufen.
"Synoden-Veteran" Schönborn
Zu den für Beobachter aus der Menge herausragenden Teilnehmern zählt auch der "Synoden-Veteran" schlechthin, Kardinal Christoph Schönborn. Wiens bald 80-jähriger Erzbischof hat enorme Synodenerfahrung und schon bei der Familiensynode 2015 die entscheidenden Kompromisse mit geschmiedet. Besonders im Blick sind auch der Vorsitzende des gesamtafrikanischen Bischofsrats, der kongolesische Kardinal Fridolin Ambongo, und der Vorsitzende des Lateinamerikanischen Bischofsrates, der brasilianische Erzbischof Jaime Spengler.
Gleiches gilt für Synodenmitglieder aus den Vereinigten Staaten, darunter der US-Bischofskonferenz-Vorsitzende Timothy Broglio, die Kardinäle Wilton Gregory, Robert McElroy und Blase Cupich, aber auch Brownsvilles Bischof Daniel Flores. Weitere für die Synode ernannte Kardinäle und Bischöfe sind etwa der emeritierte honduranische Erzbischof und langjährige Koordinator des Kardinalsrates, Oscar Rodríguez Maradiaga, Kardinal Charles Muang Bo aus Myanmar, Kardinal Stephen Chow aus Hongkong sowie Sydneys Erzbischof Anthony Fisher oder der Erzbischof von Manaus in Brasilien, Leonardo Steiner.
Weibliche Vizepräsidentinnen
Auch unter den Nicht-Bischöfen finden sich etliche markante Stimmen: So etwa die Präsidentin der weltweiten Vereinigung der Ordensoberinnen (UISG) Mary T. Barron, die kolumbianische Präsidentin der Lateinamerikanischen Ordenskonferenz CLAR, Liliana Franco, oder die Schweizerin Helena Jeppesen-Spuhler als von der europäischen Kirche vorgeschlagene Teilnehmerin der Synodenversammlung. Gleiches gilt für die Japanerin Momoko Nishimura von der Laiengemeinschaft "Servants of the Gospel of God's Mercy, die auch eine der beiden weiblichen Vizepräsidenten der Synodenversammlung ist.
Der australische Theologieprofessor Ormond Rush von der Australian Catholic University in Brisbane gehört ebenso erneut der Versammlung an wie der LGBTQ-Seelsorger James Martin aus den USA oder die in Spanien lebende iMision-Mitgründerin und für ihren TikTok-Account bekannte Ordensfrau Xiskya Valladares. Mit dabei ist auch der Jesuiten-Chefideologe Antonio Spadaro - mittlerweile führender Kurienbeamter in der Kultur- und Bildungsbehörde des Vatikan.
Die Deutschsprachigen
Elf der stimmberechtigten Synodenmitglieder stammen aus Österreich, der Schweiz und Deutschland. Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner nimmt an der Weltsynode als Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz teil, während Kardinal Schönborn als Mitglied des Synodenrates dabei ist. Helena Jeppsen-Spuhler vom Schweizer Hilfswerk Fastenaktion ist ebenso Mitglied wie der Präsident des Schweizer Episkopats, der Basler Bischof Felix Gmür. Der Schweizer Kardinal Kurt Koch nimmt in seiner Funktion als Leiter der Vatikanbehörde zur Förderung der Einheit der Christen teil.
Aus Deutschland als "membri" dabei sein werden der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), der Limburger Bischof Georg Bätzing, der Münsteraner Bischof Felix Genn, der Augsburger Bischof Bertram Meier, der Passauer Bischof Stefan Oster, Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck sowie Bohdan Dzyurakh, Apostolischer Exarch der in Deutschland und Skandinavien wohnenden katholischen Ukrainer des byzantinischen Ritus, und der frühere Glaubenspräfekt Kardinal Müller.
Klara-Antonia Csiszar, Pastoraltheologin und Dekanin der theologischen Fakultät der Katholischen Privat-Universität (KU) Linz, gehört wie im Vorjahr dem Kreis der theologischen Experten und Synodenmitarbeitern ohne Stimmrecht an. Ende August hatte Csiszar federführend einen Workshop zahlreicher europäischer Synoden-Teilnehmer mitorganisiert, die sich in Linz mit dem Arbeitspapier für die Synode auseinandersetzten. Vertreten sind in dieser Gruppe auch die in Erfurt lehrende niederländische Kirchenrechtlerin Myriam Wijlens, der Hauptgeschäftsführer des deutschen Osteuropa-Hilfswerks Renovabis, Thomas Schwartz, die Theologen Antonio Autiero und Thomas Söding, der Münsteraner Pfarrer und Mitglied des dortigen Priesterrats, Michael Berentzen, der Leiter des Zentrums für Berufungspastoral des Jesuitenordens, Clemens Blattert sowie der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp.
(Diese Meldung ist Teil eines Kathpress-Themenpakets zur Weltsynode über Synodalität. Alle Meldungen des Schwerpunkts, der laufend aktualisiert wird, sind abrufbar unter www.kathpress.at/weltsynode)
In der vom Papst ausgerufenen weltweiten "Synode über Synodalität" beschäftigt sich die katholische Kirche seit drei Jahren eingehend mit der Frage, wie sie ihre Entscheidungen finden und welche Formen von Mitbestimmung es dabei geben soll