Salvatorianer P. Wilfing berichtet in Magazin "ON-Ordensnachrichten" über überfüllte Haftanstalten, jahrelange Untersuchungshaft ohne Verfahren, Gewalt und Folter, aber auch über vielfältigen Einsatz der Seelsorgenden für die Inhaftierten
Manila/Wien, 24.09.2024 (KAP) Von erschütternden Zuständen in den Gefängnissen auf den Philippinen hat der österreichische Ordensmann P. Josef Wilfing in der aktuellen Ausgabe des Magazins "ON-Ordensnachrichten" berichtet. Der Salvatorianerpater ist seit sechs Jahren u.a. als Gefängnisseelsorger auf den Philippinen tätig. Die Zustände in den Haftanstalten seien menschenunwürdig, trotzdem könne man mitunter auch dort Hoffnung schenken, fasste er seine Arbeit zusammen.
Wilfing: "Die Gefängnisse auf den Philippinen kann man nicht mit denen in Österreich vergleichen. In der Provinz Cavite mit etwa einer Million Einwohnern gibt es 16 Gefängnisse. Alle sind massiv überfüllt." Die Belegungszahlen würden oft das Fünf- bis Zehnfache der eigentlichen Kapazität übersteigen. "Die Leute werden eingeliefert, weil es für einen Polizisten und seine Karriere vorteilhaft ist, Gefangene zu machen. Im Gefängnis sehen diese Leute oft jahrelang weder einen Richter noch einen Staatsanwalt", so der Ordensmann.
Bei Verhandlungen könne es passieren, dass die Kläger nicht erscheinen, sodass Prozesse oft verschoben würden. Der Salvatorianerpater wusste von einem Gefangenen zu berichten, der nach neun Jahren entlassen wurde, ohne je einen Richter oder Staatsanwalt gesehen zu haben. Warum er plötzlich freikam, sei unbekannt.
Die jahrelangen Prozessverzögerungen führten dazu, dass viele Inhaftierte, die noch nicht verurteilt sind, unter denselben schlechten Bedingungen wie verurteilte Kriminelle leben müssten. Diese Situation, dazu noch das Warten und das Nichtstun, fördere Aggressionen innerhalb der Gefängnismauern. Kriminelle Gangs sowie korrupte Wachleute und Beamte ließen die Gewalt unter den Inhaftierten kulminieren. Misshandlungen durch das Gefängnispersonal stünden an der Tagesordnung. "Polizeistationen sind nicht selten Orte, in denen gefoltert wird - ohne Folgen für die Täter", berichtete P. Wilfing.
Versuche von internationalen Organisationen wie Amnesty International, das Gefängnissystem zu reformieren, hätten bisher nur begrenzte Wirkung gezeigt. Wilfing: "Kritik ist auch für die Seelsorge nicht möglich, weil einem sonst alle Hilfe für die Gefangenen untersagt würde."
Der Ordensmann berichtete auch von katastrophalen hygienischen Verhältnissen in den philippinischen Gefängnissen. Es gebe nicht genügend Toiletten, sauberes Wasser oder angemessene Schlafmöglichkeiten. Krankheiten würden sich schnell verbreiten und die medizinische Versorgung sei oft unzureichend bzw. müsste von den Ordensleuten organisiert und finanziert werden. Dabei sei man auf Spenden aus dem Ausland angewiesen. Es sei der Normalfall, dass sich die Gefängnisseelsorger um die medizinische Betreuung bemühen.
Doch trotz aller misslichen Umstände gebe es im Alltag als Gefängnisseelsorger auch positive Ansätze. "Eine der bedeutendsten Einrichtungen ist für mich der 'Gefangenensonntag'", so P. Wilfing. Vor 31 Jahren wurde dieser von der katholischen Bischofskonferenz ins Leben gerufen. Ziel sei es gewesen, die Bevölkerung daran zu erinnern, auf die Inhaftierten nicht zu vergessen. Ein Resultat dieses besonderen Sonntags seien Laienvereinigungen, die die Gefangenenseelsorger in ihrer Tätigkeit unterstützen. Auch in den schlimmsten Gefängnissen gebe es dann immer wieder Gelegenheiten, mit einzelnen Gefangenen ins Gespräch kommen, "und es zeigt sich, dass selbst unter den schwierigsten Bedingungen Menschlichkeit bestehen kann".
Das aktuelle Magazin "ON-Ordensnachrichten" ist internationalen Wirkungsfeldern heimischer Ordensleute gewidmet. Weitere Beiträge brichten etwa über den Einsatz der Salvatorianerinnen im Pflegeheim Beit Emmaus in Palästina, über das Wirken von Orden in Istanbul (Barmherzige Schwestern, Lazaristen, Werk der Frohbotschaft Batschuns), der Steyler Missionsschwestern in Kuba oder der Jesuiten in Syrien. (Infos: www.ordensgemeinschaften.at)