Fliegende Pressekonferenz: Papst geißelt Missbrauch und kritisiert Israel
29.09.202419:12
Italien/Papst/Kirche/Missbrauch/Israel/Konflikte
Franziskus auf Rückflug aus Belgien: "Wir haben die Verantwortung, den Missbrauchsbetroffenen zu helfen und uns um sie zu kümmern" - Kritik an Tötung Nassralahs -
Rom, 29.09.2024 (KAP) Papst Franziskus hat auch bei seiner Rückreise aus Luxemburg und Belgien die sogenannte "Fliegende Pressekonferenz" genutzt, um Themen zu vertiefen, die ihm wichtig sind oder wo er sich missverstanden fühlt. So hat er u.a. erneut einen offensiven Umgang der Kirche mit dem Thema Missbrauch gefordert. "Ich habe die Missbrauchsbetroffenen angehört, ich glaube, das ist eine Pflicht", sagte er auf dem Rückflug von seiner Belgienreise nach Rom. "Wir haben die Verantwortung, den Missbrauchsbetroffenen zu helfen und uns um sie zu kümmern." Einige brauchten psychologische Hilfe, andere auch finanzielle Unterstützung.
Vor allem müssten die Täter bestraft werden, betonte Franziskus. Missbrauch sei nichts Vorübergehendes, sondern eine psychiatrische Krankheit, die behandelt werden müsse. "Man kann keinen Missbrauchstäter frei im normalen Leben belassen, mit Verantwortung in Pfarreien oder Schulen", betonte der Papst und fuhr fort: "Die Schande, ja das ist die Vertuschung".
Israel: Kritik an Tötung Nassrallahs
Nach den jüngsten israelischen Bombardements im Libanon hat Franziskus außerdem die Kriegsparteien in Nahost ermahnt: Alle Staaten müssten sich an das Völkerrecht halten und die Verhältnismäßigkeit von Angriff und Verteidigung wahren, betonte er. Auf die Frage, ob Israel mit den Bombenangriffen zur Tötung des Hisbollah-Chefs Nasrallah zu weit gegangen sei, antwortete er am Sonntag auf dem Flug von Brüssel nach Rom: "Ich kenne die Details nicht. Aber die Verteidigung muss immer angemessen sein angesichts der Angriffe. Wenn sie unverhältnismäßig wird, wird eine Tendenz zur Vormachtstellung sichtbar, die das moralisch Gebotene überschreitet."
Weiter sagte der Papst: "Wenn ein Land - ganz gleich welches Land - mit seinen Streitkräften so etwas Extremes tut, sind das unmoralische Aktionen. Auch im Krieg gibt es moralische Maßstäbe. Auch wenn der Krieg an sich schon unmoralisch ist, zeigen die Kriegs-Konventionen doch eine gewisse moralische Ordnung an. Aber wenn man das nicht befolgt, zeigt das, wie man in Argentinien sagt, das 'schlechte Blut' dieser Handlungen." Die spanische Redewendung "mala sangre" bedeutet im Deutschen "gemein" oder "bösartig".
Louvain-Kritik: Papst fühlt sich unverstanden
Unverstanden fühlt sich Franziskus im Blick auf die von der Universität Louvain geäußerte Kritik an seiner Rede über die grundlegende Verschiedenheit von Männern und Frauen in der Kirche. Es sei unmenschlich, Frauen zu vermännlichen, so der Papst. Die Kirche sei weiblich, sie sei die Braut Christi, deshalb sei das Weibliche in der Kirche wichtiger als das Männliche.
Wer das nicht verstehe, denke nicht scharf genug nach und wolle diese Worte nicht hören. "Die Frau ist dem Mann gleichgestellt, und im Leben der Kirche ist die Frau höhergestellt, weil die Kirche weiblich ist. Die weibliche Mystik ist wichtiger als das Amt der Männer", so der Papst. Das zu sagen, sei nicht antiquiert. Ein übertriebener Feminismus funktioniere genau so wenig wie eine überzogene Betonung der Männlichkeit.
Hart kritisierte der Papst die Erklärung der Universität, die nach seinem Vortrag am Samstagnachmittag verbreitet wurde. Darin hatte sich die Hochschule von den Worten des Papstes über das Wesen der Frau distanziert und sie als "reduktionistisch" verurteilt. Diese Erklärung sei bereits vorbereitet gewesen, während er noch sprach, beklagte der Papst. Das sei unmoralisch.
Papst betet in Roms großer Marienkirche
Nach seiner Rückkehr hat Franziskus dann - wie nach jeder Auslandreise - am Sonntagnachmittag die römische Basilika Santa Maria Maggiore besucht. Wie das vatikanische Presseamt anschließend mitteilte, verweilte er dort nach seiner knapp viertägigen Reise nach Luxemburg und Belgien eine Zeit lang im Gebet vor der Marien-Ikone, die als "Salus Populi Romani" (Rettung des Römischen Volkes) verehrt wird. Danach kehrte er in den Vatikan zurück.
Franziskus betet bei Angelus für Waffenstillstand im Nahen Osten: "Zu viele Menschen sterben Tag für Tag im Nahen Osten. Beten wir für die Opfer und ihre Angehörigen, beten wir für den Frieden"
Das Thema Missbrauch dominierte die Ansprachen des Papstes in Belgien. Auch bei der Abschlussmesse sprach der Papst über das Übel und forderte die Bestrafung der Schuldigen