Obmann der "Initiative Christlicher Orient", Dadas, im Interview mit den "Oberösterreichischen Nachrichten": Helfer im wirtschaftlich ruinierten Libanon haben selbst kein Geld
Linz, 04.10.2024 (KAP) Die israelische Armee hat am Donnerstag die libanesische Zivilbevölkerung aufgefordert, den Süden des Libanon zu verlassen. Damit verschärft sich die Situation für die mittlerweile 1,2 Millionen Binnenflüchtlinge. Der Obmann des Linzer Hilfswerks "Initiative Christlicher Orient" (ICO), Slawomir Dadas, hat im Interview mit den "Oberösterreichischen Nachrichten" (Freitag) über die "dramatische Lage" dieser Vertriebenen berichtet, die auch die Helfer vor besondere Herausforderungen stellt.
Der Libanon habe in den vergangenen Jahren zwischen eineinhalb und zwei Millionen Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen. Zuvor sei der Libanon noch ein vergleichsweise wohlhabendes Land gewesen, jetzt stecke es in einer schweren Wirtschaftskrise. "Jetzt sagen die Leute: Wir haben selbst kein Geld", so der ICO-Obmann. Dazu komme die Lehre aus Gaza, erläuterte Dadas: "Die israelische Armee hat dort auch Gebäude mit Flüchtlingen bombardiert, weil niemand so genau sagen kann, ob da nicht auch Kämpfer der Hisbollah darunter sind. Deshalb hat die Bereitschaft, Flüchtlinge aufzunehmen, deutlich abgenommen."
Über die Hilfe der ICO vor Ort sagte Dadas: "Wir helfen, wo wir helfen können. Unsere Partner sind etwa christliche Organisationen, zum Beispiel Orden, aber auch einzelne Pfarrer. Was uns auszeichnet: Wir sind ständig in Kontakt mit unseren Partnern und besuchen sie auch regelmäßig, möglichst einmal pro Jahr. Durch diese Nähe können wir schnell reagieren." Freilich: "Der Bedarf an Hilfe ist derzeit sehr groß. Wir haben kaum Geld auf dem Konto. Viel näher als wir, das geht fast nicht."
Die ICO bittet dringend um Spenden für eine kirchliche Suppenküche in Beirut, die täglich 2.000 Mahlzeiten für die Geflüchteten und weitere Menschen in Not zur Verfügung stellt. (Infos und Spenden: www.christlicher-orient.at)
Auf die Not im Libanon hat am Freitag auch die evangelische Diakonie hingewiesen. Die Diakonie Katastrophenhilfe habe der orthodoxen Partnerorganisation IOCC Libanon in einem ersten Schritt 30.000 Euro für Essensrationen bereitgestellt, um in den kommenden Wochen warme Mahlzeiten an Familien zu verteilen, hieß es in einer Aussendung. IOCC Libanon stocke zu diesem Zweck Lebensmittellieferungen für aktive Suppenküchen im Land auf. In Tripolis im Norden des Landes erhielten bereits seit dem Wochenende neben den dort lebenden Flüchtlingen neu ankommende Familien täglich eine warme Mahlzeit.
Mitarbeitende des Partners berichteten von hunderten Menschen, die stündlich in den nördlichen Regionen um Tripolis, Mount Libanon und der Bekaa-Ebene ankommen und Hilfe benötigen. Laut der libanesischen Regierung sind mehr als eine Million Menschen im Land betroffen - das ist jeder fünfte Einwohner des Libanon.
Neben der Nahrungsmittelhilfe unterstützt die Diakonie Katastrophenhilfe ihren Partner IOCC Libanon weiterhin bei Basisleistungen im Bereich Gesundheit, zum Beispiel durch psychosoziale Unterstützung und mit Hygienepaketen, da die medizinische Versorgung seit Jahren vor dem Zusammenbruch steht.
(Spendenkonto Diakonie Katastrophenhilfe, Erste Bank, IBAN: AT85 2011 1287 1196 6333, Spendenkennwort: Nothilfe Libanon)