"First Lady" Schmidauer: Älteste Sozialorganisation Österreichs sorgt dafür, dass "Notlagen nicht übersehen und konkrete Hilfe angeboten wird" - Deutsche Medizinethikerin Buyx: "Brauchen lebendigen sozialen Sektor"
Wien, 04.10.2024 (KAP) Ihr 150-jähriges Bestehen hat die Diakonie am Donnerstagabend mit einem Festsymposium im Wiener Rathaus gefeiert. Der Dachverband von rund 30 Hilfswerken und -vereinen im Bereich der evangelischen Kirchen gilt damit als älteste Sozialorganisation Österreichs. Diakoniedirektorin Maria Katharina Moser betonte bei dem Symposion das Motto des Jubiläumsjahres "Aufeinander zugehen" als "wichtiger denn je". Rund 300 Personen, darunter Vertreterinnen und Vertreter aus Kirchen, Politik und öffentlichem Leben, darunter "First Lady" Doris Schmidauer, Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker und Bischof Michael Chalupka, sowie Mitarbeiter und Klienten der Diakonie nahmen teil, wie der Evangelische Pressedienst epdö (Freitag) berichtete.
Moser erklärte, dass die Diakonie das Jubiläum inklusiv feiern wolle und daher die Klientinnen und Klienten im Mittelpunkt stünden. Schmidauer, Ehefrau von Bundespräsident Alexander Van der Bellen, lobte die Diakonie für ihre Inklusionsarbeit und betonte, dass die Organisation dafür sorge, dass "Notlagen nicht übersehen und konkrete Hilfe angeboten wird". Sie hob die Bedeutung von Hoffnung und Zuversicht hervor, die sie auch in Begegnungen mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Klienten der Diakonie spüre.
SPÖ-Gesundheitsstadtrat Hacker betonte, dass Wien niemanden zurücklassen wolle und dankte der Diakonie für ihre langjährige Mitarbeit an diesem Konzept. Auch er unterstrich die Bedeutung der Diakonie für das soziale Zusammenleben in Wien und ganz Österreich.
Beim Symposium erzählten Klienten und Mitarbeiter der Diakonie an 37 Tischen von ihren Erfahrungen. Sandra (27) arbeitet seit neun Jahren beim Kulinarium in Kitzbühel, einer Einrichtung des Diakoniewerks, die Firmen und Schulen mit Mittagessen beliefert und Catering anbietet. Menschen mit Behinderung erhalten hier die Möglichkeit mitzuarbeiten und ihre Fähigkeiten einzubringen. Mariella, eine Migrantin aus Bulgarien, leitet seit 2019 das Gesundheitszentrum AmberMed, das Menschen ohne Versicherung medizinische Hilfe bietet.
Buyx: "Brauchen lebendigen sozialen Sektor"
Die Medizinethikerin Alena Buyx, die bis April dieses Jahres Vorsitzende des Deutschen Ethikrats war, sprach als Festrednerin - krankheitsbedingt per Videoschaltung - über gesellschaftliche Herausforderungen wie die psychische Gesundheit der jungen Generation und die zunehmende Polarisierung in öffentlichen Debatten.
Die zunehmende Vereinzelung und Einsamkeit sei mittlerweile einer der stark unterschätzten Krankheitsfaktoren, "Menschen verlernen die Praxis des täglichen Miteinanders", führte Buyx unter anderem aus. Deutlich kritisierte die Wissenschaftlerin auch die schleichende Abwertung von schwachen Gruppen und Angriffe auf die Menschenwürde.
Gesamtgesellschaftlich ortete Buyx eine "Krise der Zugehörigkeit", wenn das Miteinander verloren gehe. Dagegen helfe "füreinander da sein", zeigte sie sich überzeugt. "Wir brauchen das lebendige Ehrenamt, den lebendigen sozialen Sektor", sagte die Wissenschaftlerin.
Der lutherische Bischof Chalupka sprach zum Abschluss mit "Hoffnungsträger:innen". Ihm gebe Hoffnung, "dass wir alle mit gleicher Würde geboren sind und dass mit jedem von uns ein Neuanfang möglich ist", erklärte der Bischof. Startup-Unternehmerin Helene Fritsch, die 15 Jahre lang von einer Schulassistenz im Diakoniezentrum Spattstraße begleitet wurde, und Mika Moser, Schulsprecherin des Evangelischen Realgymnasiums Wien-Donaustadt, berichteten von ihren Erfahrungen und Hoffnungen für eine inklusive Welt. Majed Kabbani, ein Flüchtling aus Syrien, der heute als Pfleger in einer Diakonie-Einrichtung arbeitet, teilte ebenfalls seine Geschichte.