Kompromiss in Liturgiestreit in Syro-Malabarischer Kirche erweist sich als brüchig
Neu Delhi, 11.10.2024 (KAP/KNA) In der mit Rom verbundenen Syro-Malabarischen Kirche in Indien geht der jahrzehntelange Konflikt über die Liturgie in die nächste Runde. Ein im vergangenen Juli in Kraft getretener Kompromiss erweist sich als brüchig.
Katholische Priester und Laien der Erzdiözese Ernakulam-Angamaly im indischen Bundesstaat Kerala haben beschlossen, den apostolischen Administrator, Bischof Bosco Puthur, und die neu ernannten Mitglieder der Kurie der Erzdiözese zu ignorieren. "Wir werden nicht mit ihnen zusammenarbeiten", sagte Pater Jose Vailikodath laut asiatischem katholischem Pressedienst "Ucanews" (Donnerstag). Pater Vailikodath ist Sprecher des Priesterorganisation "Komitee zum Schutz der Erzdiözese".
Hintergrund des wieder aufgeflammten Konflikts ist die Ankündigung von Puthur, acht Diakone erst zu weihen, wenn sie sich schriftlich verpflichten, die von der Bischofssynode der Kirche genehmigte offizielle Messe zu feiern.
In dem Liturgiestreit geht es um die Frage, ob die Priester den gesamten Gottesdienst der Gemeinde zugewendet feiern oder aber, wie von der Synode der Syro-Malabarischen Kirche beschlossen, während des eucharistischen Gebets zum Altar blicken müssen.
Im vergangenen Juli hatten sich die Konfliktparteien auf einen Kompromiss verständigt. Demzufolge dürfen Priester weiter die traditionelle Messe feiern, müssen aber sonntags in ihren Pfarren wenigstens eine Messe nach der von der Synode genehmigten Liturgie zelebrieren. Nach Ansicht des "Komitee zum Schutz der Erzdiözese" verstößt jetzt die Forderung an neue Priester, sich schriftlich zur Feier der Messe mit der synodalen Liturgie zu verpflichten, gegen diesen Kompromiss.
Nach Protesten von katholischen Laien und Priestern und dem Rücktritt der zehn Mitglieder der Kurie flüchtete Puthur am Abend des 26. September aus der erzbischöflichen Residenz. Am Mittwoch dieser Woche kehrte Puthur laut "Ucanews" unter Polizeischutz mit einer neuen Kurie in die Residenz zurück.
Die Syro-Malabarischen Kirche ist die größte der heutigen Kirchen und Gemeinschaften der Thomaschristen, die im 1. Jahrhundert durch den Apostel Thomas auf seinen Missionsreisen gegründet worden sein soll.
Als einzige der 35 syro-malabarischen Diözesen lehnten die Priester und Laien der Erzdiözese Ernakulam-Angamaly die einheitliche Form der Messe ab. Die Erzdiözese im Bundesstaat Kerala im Südwesten Indiens ist allerdings Zentrum und Ursprungsgebiet der Syro-Malabarischen Kirche. Nach Schätzungen leben dort rund zehn Prozent der weltweit rund 5 Millionen Gläubigen. In der Stadt Kochi in der Erzdiözese ist auch Sitz von Großerzbischof Raphael Thattil.
Vom syro-malabrischen Großerzbischof Thattil unterstützte Kompromissformel sieht vor, dass in Kirchen der Erzdiözese Ernakulam-Angamaly an Sonn- und Feiertagen wenigstens eine Messe in der von der Kirchensynode 2021 beschlossenen einheitlichen Form gefeiert wird
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